Kambodscha - ein Schicksal das nicht zu lachen verlernt hat!
Von Pursat bis Battambang
Samstag 1.10.:
Bis in die frühen Morgenstunden habe ich an dem Buch gelesen. Niemals zuvor hatte ich von so einer traurigen Geschichte gehört. Wie jeden morgen verließ ich um ca. sechs Uhr das Bett um so wenig wie möglich vom Tag zu verlieren. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass es in Pursat ein Museum gibt. Es lag unmittelbar gegenüber einer großen Schule. Leider war es nur wochentags geöffnet. Auf dem Gelände hatten sich unzählige, vielleicht 5000, Schüler versammelt. Alle waren sie mit weißem Hemd und dunkelblauer Hose bzw. Rock gekleidet. Vor dem Tor waren einige ältere Personen in Anzügen. Phat meinte, dass dies ein Besuch von Regierungsbeamten sei. Die Kids standen in Reihe und Glied, in verschiedenen Formationen. Als die Herren und Damen der Obrigkeit das Gelände betraten, wurden sie auf Kommando bejubelt und ein Chor stimmte ein Lied an. Einige Kilometer außerhalb von Pursat säumte eine riesige Karavana von Schulkindern in Uniform den Highway. Als würde die Schlange nicht enden, bewegten sich die fröhlichen Gesichter auf Ihren Fahrrädern entlang des Straßenrandes. Auf dem Weg nach Battambang fuhren wir an großen halbkugelförmigen Öfen vorbei. Ich wollte mir diese Bauten näher ansehen und wir kehrten nochmals um. Die aus Ziegel gebauten Öfen dienten dem Brennen von Ziegeln. Entlang der Hauptstrasse waren noch viele dieser kleinen Fabrikationsstätten zu sehen.
Auf der RN 5 kamen wir in die Stadt Moung Ruessei. Eine prächtige Pagode stand am Ortsbeginn auf der linken Seite. In der Provinz Battambang sollte es ja die prächtigsten Pagoden des Landes geben und so weit ich das beurteilen konnte, unterschied sich diese sehr wesentlich von jenen, die wir auf unserem Weg gesehen hatten. Der Besuch der Anlage lohnte sich jedenfalls. Es war unglaublich mit welcher Liebe ins Detail dieser sakrale Bau verziert und bemalt war. Jeder Quadratmeter dieses Baues war es wert, fotografiert zu werden. Bei meiner Erkundungstour wurde ich von ein paar etwa achtjährigen Mädchen begleitet, die einen riesen Spaß mit mir hatten. Um etwa 11:00 Uhr erreichten wir Battambang. Die zweitgrößte Stadt des Landes hatte keine Merkmale von einer Großstadt.
Ich checkte in einem kleinen Reiseguesthaus gegenüber einem Internetcafe ein. Dort verbrachte ich die meiste Zeit des Tages, um meine Erlebnisse weiter zu "Papier" zu bringen. Zu groß war meine Angst, auch nur irgendein wesentliches Detail zu vergessen. Das Cafe wurde von jungen Khmer betreut, die offensichtlich damit beschäftigt waren, Musik runter zu laden. Ich bot Ihnen an, die MP3s von meinem Player runter zu laden, was sie dankend annahmen. Nach etwa 3 Stunden schreiben unter dem Geknattere des Ventilators über mir, machte sich mein Magen bemerkbar. Mit der Bitte meinen Platz frei zu halten, verließ ich das Geschäft Richtung Markt, der unweit meines Hotels war. Wie in fast allen Städten bot ein alter flacher Betonbau Platz für das Geschäftstreiben. Zumeist waren in diesem massiven Bau die Gold- und Schmuckhändler, Handwerker und Fleischhauer untergebracht. Ringsum waren zahlreiche Stände mit zumeist Gemüse und Obst, aber auch Textilien und Lederwaren angeordnet. Im Inneren der Zeltlandschaft nahm ich an einem der zahlreichen, kleinen, mobilen Imbissstände Platz. Die knusprig scheinende Oberfläche der Reisbälle, die an Kärntner Kasnudeln erinnerten, hatten meine Neugierde
herausgefordert. Wenn auch die Herstellung und das Aussehen viel versprach, so erwiesen sich die, mit Stäbchen doch schwer zu essenden, Bälle, doch eher als Flop. Nach dem Speisenexperiment fand mein Weg wieder zurück ins Internetkaffee. Am Abend verließ ich wieder den PC um etwas zu essen und einen kurzen Rundgang in der Stadt zu machen.
Am Ufer des Steng Sangkae waren viele kleine Läden, die örtliches Kunsthandwerk verkauften. Das Material, aus dem die zumeist buddhistischen wie auch historische Figuren
geschnitzt waren, war einerseits grüner Marmor oder geschliffenes und lackiertes Tropenholz. Auffallend war der Detailreichtum der Statuen. Ich suchte nach Mitbringsel für meine Familie. Da fiel mir der Affe, eine antike Figur, auf und sprach mich irgendwie an. Es gab eine kleine Statue die den Affen-Gott mit einer wunderschönen Nixe darstellte. Bei dem Affen musste ich an mich und an meine Frau denken. Für Tristan erstand ich einen kleinen hölzernen Drachen und für Sarafina einen Elefanten. Im Inneren der Figuren befand sich eine raffiniert versteckte mit Samt ausgelegte Schatznische. Bis in die späten Abendstunden verbrachte ich vor dem PC um die Geschichten der letzten Tage festzuhalten. Die zahlreichen Mosquitos an meinen Füssen machten mir zu schaffen, und so war ich nicht ganz unfroh als mich die Besitzer des Ladens ersuchten Schluss zu machen. Wieder las ich mit traurigen Augen bis in die Morgenstunden an der Geschichte von Loung Ung.
Aufbruch: | 24.09.2005 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 09.10.2005 |
Sihanoukville