Normandie - Perche - Cher et Loir

Reisezeit: September / Oktober 2023  |  von Herbert S.

in der Nähe von Chateaudun

Fast täglich sind wir an einer Kreuzung in Brou an dem Hinweisschild für das Chateau de Courtalain vorbeigefahren. Ins Navi eingegeben führt uns Tomtom in einen riesigen Park mit Gehöft, Orangerie, an weiteren nicht näher zu identifizierenden Gebäuden. Wir sind uns unsicher, ob es sich Privatbesitz handelt.
Da wir nichts an Schildern gesehen, laufen wir ein Stück durch den Park und entdecken am anderen Ende ein Tor, das zum Ort führt. Dort sehen wir dann auchj den monumentalen Bau.

um die Ecke sieht es dann doch eher nach Privatbesitz aus

um die Ecke sieht es dann doch eher nach Privatbesitz aus

Das stellen wir dann auch im Ort fest, da das Tor welches wir von Park aus gesehen haben, geschlossen ist.
Die Eglise Jean-Baptiste stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde um 1809 duerch die Familie Montmerency erweitert. Der Turm stammt von 1858. Zu dieser Zeit war die Kirche die zum Schloss gehörende Kapelle.

das romanische Portal gefällt durch die geometrischen Muster und gut ausgearbeiteten Kapitelle

das romanische Portal gefällt durch die geometrischen Muster und gut ausgearbeiteten Kapitelle

Wir hatten auch von einer weiteren Kirche mit romanischen Portal in der Nähe gelesen. Saint-Laurent in Ruan-sur-Egvonne.

Die Kirche von Ruan wurde 1133 "verlassen und einsam" den Chorherren der Abtei der Madeleine von Châteaudun übergeben wurde, die dort eine Prioratskur gründeten (der Prior ist auch der Pfarrer) der die Kirche wieder aufbaute auf einer alten Kapelle, die dem Heiligen Laurentius geweiht ist..
Aus dieser Zeit stammen das Kirchenschiff, das noch von romanischen Fenstern durchbrochen ist, und der Chor, der groß genug war, um die kleine Gemeinde zu beherbergen, die ihn direkt durch eine Tür von ihrem Kloster aus betrat.
(Leider ist auch diese Kirche wieder geschlossen)
Das schönste Überbleibsel aus diesem 12. Jahrhundert ist aber sicherlich das im Norden durchbrochene romanische Portal. Ausgestattet mit drei Bögen, von denen zwei von Säulen getragen werden, und einem ganz mit "spitzen Stableisten" verziert, war sie wahrscheinlich im 10. Jahrhundert polychrom bemalt.

Zwischen Chartres und Tours liegt hoch über dem Tal der Loir beim Ort Cloyes das Schloss Montigny-le-Gannelon.

Blick aus dem Tal der Loir - Ostfassade

Blick aus dem Tal der Loir - Ostfassade

Von hochgelegenen Ort kann man den Park betreten. Auch hier ist wieder alles verlassen - das Ticketoffice geschlossen. Da das Tor jedoch offen ist, betreten wir den Park, werden dort jedoch zum ersten Mal seit langer Zeit in Frankreich schroff angesprochen. Man bietet uns zwar an, mit einem Golfcart durch den Park geführt zu werden, aber da wir den Eindruck des Unerwünschtseins haben, danken wir und ziehen uns wieder zurück.

Die Westfassade im Renaissance-Stil stammt aus dem späten 15. Jahrhundert.
Im jähre 1834 ließ der französische Gesandte Fürstherzog von Montmorency-Laval an der Nordfassade des Schloßes ein Gartenhausanbauen. Er ließ dort sechs grosse Bildnisse der Könige anbringen, deren Botschafter er war und jener, bei denen er akkreditiert war.
Die Ostfassade verleiht dem gesamten Bau, der das Tal des Loir überragt, seinen einheitlichen Aspekt. Der Architekt Clément Parent, ein Schüller von Viollèt-le-Duc, wurde mit diesem bedeutenden Werk beauftragt.

Auf den Fundamenten einer alten romanischen Kirche wiederaufgebaut, verdankt die Kirche des Ortes ihre Originalität ihrem Glockenturm mit Satteldach, ihrem caquetoire und ihrem getäfelten Gewölbe

Kirche Saint-Sauveur-Saint-Gilles - frühes 17. Jahrhundert

Kirche Saint-Sauveur-Saint-Gilles - frühes 17. Jahrhundert

Mairie

Mairie

Ein letztes Ziel führt uns nach Arville, wo eine der am besten erhaltenen Commanderien liegt. Sie besteht aus einer Reihe von Gebäuden aus dem 12. und 16. Jahrhundert, darunter eine Vorhalle, eine Kirche, eine Zehntscheune, ein Brotbackofen, ein Taubenschlag und ein Zentrum für die Geschichte der Ritterorden, das das Epos der Kreuzzüge und das Leben der Tempelritter interaktiv inszeniert.

Das im 12. Jahrhundert erbaute und im 16. Jahrhundert umgebaute Portal besticht durch den Kontrast zwischen dem massiven Portal aus Bündner Stein und den eleganten roten Backsteintürmen. Dieses Portal ist ein wahres Eingangstor und im Laufe der Jahrhunderte zum Symbol der Komturei von Arville geworden.

Bereits im 16. Jahrhundert bot der Taubenschlag der Komturei Platz für mehrere tausend Tauben. Die Vögel lieferten Fleisch und Guano, Akelei genannt, das eine starke Düngekraft hatte. Die zahlreichen Boulins des Taubenschlags zeugen von der Weite des Landes der Komturei.

Taubenturm

Taubenturm

Die Kirche Notre-Dame wurde im zwölften Jahrhundert vom Orden des Tempels erbaut und ist ein perfektes Beispiel für ein einfaches und funktionales religiöses Gebäude der Templer: Sie wurde auch für Pfarrmessen genutzt und im Laufe der Jahrhunderte nur wenig verändert. Der mediterran angehauchte Glockenturm und der rötliche Bündner Stein, aus dem er besteht, bilden einen interessanten Kontrast zur Nüchternheit seines Inneren und erinnern wiederum an Templerzeremonien und Pfarrmessen.

Die Templerkirche

Die Templerkirche

© Herbert S., 2024
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Na endlich, nun können wir den abgesagten Frankreich-Urlaub doch noch beginnen, denn unser Häuschen vom Sommer ist nun wieder frei. Wer die klasssichen Loire-Schlösser erwartet liegt hier falsch, denn unser Domizil liegt etwa 30 km nördlich von Chateaudun und die Klassiktour haben wir bereits vor ziemlich genau 20 Jahren gemacht,
Details:
Aufbruch: 29.09.2023
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 09.10.2023
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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