Iran für Opa B.
Yazd
Yazd ist bezaubernd. Die Altstadt erinnert etwas an Marrakesh, nur nicht so überlaufen. Es gibt kaum ausländische Touristen, aber wegen des kurz bevorstehenden Ait El Fitr(Zuckerfest) moderaten inländischen Tourismus, vor allen Gruppen junger Iraner
Hintergrundgespräche erläutern, wie sehr die Geschäfte, also ALLE, unter den Umständen leiden, auch unter den Sanktionen. Die Regierung oder was jene will, nimmt niemand ernst. Sie wird ignoriert.
Die überwiegende Mehrheit ist, wie bei uns, unpolitisch, will Spaß und so gut es eben geht ein vernünftiges Leben. Heiraten, guter Job, Wohlstand...das sind die Ziele. Wie gesagt: ich mache mir keine Illusionen. Treffen tu ich nur die gebildete urbane "Oberschicht", denn nur die kann sich Reisen leisten. Die ländlichen Massen sind bitterarm, die Inflation von über 50% tut ihr übriges. Der iranische Rial ist die am schlechtest bewertete Währung überhaupt.
Aber es macht auch keinen Sinn zu lamentieren. Ich reise jetzt hier, und bin entschlossen, das Beste daraus zu machen und öffne mich den Eindrücken und Menschen.
Ich mache einen ausgedehnten Stadtspaziergang, zunächst zum Mausoleum des Imam Jafar, des heiligsten in Yazd, und ich darf bis ins Innere, wo der ganze Kuppelbau mit abertausenden Spiegeln zu einem Erlebnis der besonderen Art wird. Die Atmosphäre ist einzigartig
Hier, wie übrigens überall, begegnet mir freundliche Zurückhaltung, nirgends bisher die befürchtete Verachtung gegenüber "Ungläubigen" oder gar Feindseligkeiten.
Es ist wohl wie immer: all solche Ressentiments entspringen der eigenen Unzufriedenheit oder sind das Ergebnis von Desinformation.
Weiter geht's zum Bagh-e Dowlatabad, einer Gartenanlage aus dem 18. Jahrhundert. Es ist heiß, und der Bau spendet Schatten.
Zurück über die Shahid Rajaei Street zum heiligen Feuertempel Atash-e Behram der Anhänger der Lehre des Zarathustra, wo in einem Tempel ein Feuer brennt, das angeblich seit dem Jahr 470 nicht mehr ausgegangen ist. Erhabene Atmosphäre auch hier. Mit 1,8 Millionen Rial Eintritt(knapp 3$) überzogen teuer. Aber es gibt hier, wie in vielen Ländern, 2 Preise. Einheimische und Touristen.
Nach einer schöpferischen Pause in meinem Zimmer im Sharazad Hotel geht's nachmittags nochmal los, und diesmal spült mich der Zufall auf der Suche nach einer schönen Terrasse, wo ich was essen könnte, zum Ziyai Square, wo der Knast Alexander's ist, der wohl nie einer war, heute Museum, wieder Eintritt(ohne mich). Der Blick folgt einer Treppe. "Boom-Café" steht darüber. Eigentlich will ich nicht, aber die Neugierde treibt mich an, und auch schon vor Geraumem gefaßte Entschluss, nicht JEDEN Cent dreimal umzudrehen und nicht nur Straßenrestos und Teeausschank zu akzeptieren. Also hoch die Stufen.
Ich habe es nicht bereut. Nicht nur, daß ich ein neues Getränk entdecke(Chiarr Sakanjabi) , ein süßer gelblicher Beerensaft, der mit Gurkenraspeln verfeinert ist(später werde ich feststellen, daß er mit 2einhalb Dollar der Teuerste meiner Reise sein wird), sondern daß die Aussicht zum Abend großartig ist und die Bedienung ausgesprochen ansprechend.
Später gehe ich noch, zur Feier des Tages, im Iranian old Café, einer leicht abgeranzten location ein überteuertes "Dizzi" essen, iranischer Klassiker. Tomatige Suppe mit Rindfleisch und Kichererbsen kommt im Schmortopf daher, dazu eingelegte saure Gemüse. Mit Dough, wie Ayran, 360000Toman, etwa 6€. Die Terrasse des Café Kolombo nebenan wirkt einladender.. müde, satt und zufrieden taumel ich die knapp 3km durch die menschenleeren Gassen südlich des Chaghmagh heimwärts
Aufbruch: | 02.04.2024 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 27.04.2024 |
Live-Reisebericht: