Albanien ließ mir keine Ruhe

Reisezeit: Juni 2024  |  von Amier Jordan

Anreise

Freitag geht es los, mit dem Ziel Steinach am Brenner. Die Anreise über die 700 km gestaltet sich erneut dank des ACC entspannt. Im Hotel angekommen, gilt es, die Reisetaschen ins Zimmer zu tragen und der GS einen unauffälligen Ort für die Nacht zu finden. Ich entscheide mich statt des Parkplatzes für eine Ecke mit Mülltonne, die ich später noch vor die GS schiebe.

Am nächsten Morgen ist geht es entspannt die verbleibenden 500 km weiter nach Ancona. Vom italienischen Flair gibt es hier nichts zu sehen.

Ein kurzer Einkauf mit reichlich Proviant sichert mir das Überleben auf der bevorstehenden Überfahrt. Die Reederei möchte ein Erscheinen zum Check-in bis spätestens drei Stunden vor Abfahrt. Nachdem der Check-in innerhalb von drei Minuten erledigt ist, bleibt nichts anderes als zu warten. Im wenig attraktiven Hafenviertel findet sich ein Mittagessen auf die Hand, bevor ich zur Anlegestelle fahre, die lediglich etwas Schatten an einem Toilettenhäuschen bietet. Ich setze mich dort nieder, um der Hitze zu entgehen. Ein etwas trostloses Unterfangen, dem sich aber bald andere Motorradreisende anschließen. So begutachten die Reisenden das Setup, für das sich andere auf ihrem Weg in den Süden entschieden haben. Das Spektrum reicht von erstaunlich spärlichem Gepäck bis hin zu voll beladenen Enduros mit jeweils zwei Ersatzreifen.

Schließlich geht es los und die Motorräder finden ihren Platz tief unter der Wasserlinie. Ich verzichte auf die Suche nach meinem Pullman-Sessel und mache mich auf die Suche nach einem ruhigen Platz außerhalb des Trubels.

Unter den Rettungsbooten werde ich fündig und richte mich ein. Es ist sehr warm und auf der gesamten Überfahrt ist kein Regen zu erwarten. Da ich mit Campingausrüstung reise, habe ich die Isomatte und den Schlafsack mit an Deck genommen. Mangels Möglichkeiten, meine Sachen zu verschließen, bleiben Helm, Stiefel und die Motorradkleidung neben mir auf dem Boden. Mir kommt der Gedanke an Obdachlosigkeit in den Sinn. Na ja, immerhin bin ich am schnellsten an den Rettungsbooten, so einen ganz frischen Eindruck macht die Fähre nicht mehr.

Zum Glück bin ich weit von solch einem Schicksal entfernt und schlafe entspannt 8 Stunden, bevor ich ohne die mehr als 1400 weiteren Passagiere zu Gesicht zu bekommen und mit einem herrlichen Sonnenaufgang belohnt werde.

Immerhin hatte die Reise von Ancona den Vorteil, dass die Überfahrt 16 statt 25 Stunden dauert. So komme ich gut ausgeschlafen in Griechenland an. Nachdem wir angelegt haben, verstreuen sich die Motorradreisenden schnell in alle Richtungen. Ich frische meine Wasservorräte und meinen Proviant auf. Es geht zunächst Richtung Westen und später in Richtung Norden nach Albanien. Die GS zeigt 35 °C an und so fühlt es sich auch an. Jeder Tunnel bietet eine willkommene Abkühlung, in der ich mich hinstelle, um maximalen Fahrtwind abzubekommen.

Ich erreiche Albanien und damit das Ziel meiner Reise. Meine Freude an der Grenze ist riesig – ich habe es doch noch nach Albanien geschafft.

© Amier Jordan, 2024
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem ich meine Balkan Tour abrupt in Montenegro beenden musste, blieb mein eigentliches Ziel Albanien unerreicht.
Details:
Aufbruch: 07.06.2024
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 16.06.2024
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Amier Jordan berichtet seit 4 Monaten auf umdiewelt.