Die arabische Welt für Einsteiger

Reisezeit: April - Dezember 2006  |  von Kerstin Franz

...Welcome to Egypt: Coptic Cairo und Wenn Taxifahrer böse werden

Ich bin bei Freunden in Maadi untergekommen. Das liegt ein bisschen außerhalb, und mir wurde vorher genau eingebläut wie der Weg zu der Wohnung ist, damit ich die Taxifahrer auch leiten kann. Das wird die ganzen Tage auch gut klappen - mit viel zeigen, ein bisschen Arabisch, ein bisschen Englisch und sogar mit ein bisschen Deutsch, aber auch mit viel Zeigen und wohl auch einer Portion Glück

Der Vorteil von Maadi: es gibt dort einen Carrefour. Den ich auch mal direkt aufsuchen muss. Das Gesuchte ist gar nicht so leicht zu finden. Carrefour in Abu Dhabi ist eben nicht Carrefour in Cairo. Und die Verkäuferinnen wissen auch nicht, was ich von ihnen will... Zum Glück werde ich in einer Apotheke fündig

Dann die nächste Schwierigkeit: ein Taxi finden, das mich nach Coptic Cairo fährt. Ein nicht wirklich vertrauenerweckendes Taxi hält, aber der Taxifahrer versteht nicht, wo ich hin will. Wegfahren will er aber auch nicht.... Zur Hilfe kommt mir eine Gruppe (!) Jugendlicher (wer mich kennt weiß: solche Gruppen wirken eher einschüchternd auf mich....), die Englisch können. Und so sitze ich dann irgendwann in dem Taxi und hoffe, dass er mich dahin bringt, wo ich hin möchte: nach Coptic Cairo. Und ich komme auch tatsächlich dort an!
Es ist irgendwie idyllisch dort. Mir war gar nicht mehr bewusst, wie verhältnismäßig grün Cairo stellenweise doch ist.

ich vor dem Coptic Museum

ich vor dem Coptic Museum

Zunächst mache ich mich auf die Suche nach dem Coptic Museum und wandle schließlich durch dessen Räume. Ich bin von den Holzdecken schwer beeindruckt, die aufwändig geschnitzt wurden (leider war fotografieren mal wieder nicht erlaubt). Aber auch die vielen früheren Wandmalereien und Textilien finde ich wunderschön. Bis auf die Putzfrauen, die sich in eine lautstarke Auseinandersetzung verwickelt haben, strahlt dieser Ort einfach nur Ruhe und Frieden aus. Highlight ist die "Hanging Church", die wieder durch Holzvertäfelungen besticht.
Leider hatte ich zu wenig Zeit, um das ganze Viertel zu entdecken.

Doch das nächste Abenteuer ließ nicht lange auf sich warten: ich wollte mit dem Taxi nach Nasr City. Ich hatte noch genau 20 ägyptische Pfund in der Tasche. Zu wenig, wie mir versichert wurde. Wirklich Ahnung hatte ich ja auch nicht. Mit einem wirklich sehr alt aussehenden Taxifahrer kam ich dann ins Gespräch, und er sicherte mir zu, mich für 25 zu fahren. Also sagte ich ja, stieg ins Taxi - und rief Becky an, damit sie mir, wenn ich ankomme, 5 Pfund borgt. Das Problem war: wir fanden nicht das Haus von Becky. Also stieg ich aus, drückte dem Taxifahrer meine sehr eng gerollten 20 Pfund in die Hand und versuchte, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Es tat mir wirklich leid. 20 Pfund sind nichts im Verhältnis zu deutschen Preisen. Und ich hätte ihm die zusätzlichen 5 Pfund auch gegeben - wenn ich sie gehabt hätte! Aber so war ich nun noch nicht einmal da, wo ich hinwollte. (glaubte ich zumindest. Wie sich herausstellte, musste ich nur ein wenig zurück laufen und die Straßenseite wechseln)
Der Taxifahrer war auf jeden Fall sehr erzürnt! Er hatte mein Geldbündel leider viel zu schnell auseinandergerollt und festgestellt, dass da 5 Pfund fehlten. Er rief mir hinterher, aber ich ging schnell weiter. Daraufhin stieg er in sein Auto, wendete, parkte auf der gegenüberliegenden Seite und kam mir hinterhergelaufen! Er packte mich, für sein Alter, erstaunlich kräftig am Arm, und redete auf Arabisch auf mich ein. Ich verstand natürlich nichts, aber der Sinn war mir klar... Nun hatte ich schon einige Horrorgeschichten von aufgebrachten Taxifahrern gehört, und so versuchte ich einfach, schnell weg zu kommen, ihm zu sagen, dass ich nur 20 Pfund hätte, er die 25 gekriegt hätte, wenn er mich dorthin gebracht hätte, wo ich auch hin wollte..... Schließlich ließ er es gut sein, denn er konnte sein Taxi nicht so allein da stehen lassen. Es tat mir wirklich wirklich leid! Zumal ich eben auch noch merkte, dass ich doch richtig war, nur eben, wie gesagt, auf der falschen Straßenseite. Aber schließlich kam ich bei Becky an. Ein wenig zittrig

Abends waren wir dann auch noch mit Dalia im Greek Club verabredet. Die Freude war natürlich riesig, als wir uns nach so langer Zeit mal wieder sahen. Ich verbrachte noch einen gemütlichen Abend mit ihr und ihrem Bruder Saeed, bis es wieder im Taxi zurück nach Maadi ging. Witzigerweise hatte ich einen Taxifahrer, der mal vor langer Zeit Deutsch gelernt hatte und noch ein paar Brocken konnte. So haben wir uns ein bisschen unterhalten. Aber bescheißen wollte er mich hinterher trotzdem beim Preis

Saeed, ich, Dalia und ihre beste Freundin

Saeed, ich, Dalia und ihre beste Freundin

© Kerstin Franz, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Februar fiel die Entscheidung: ich werde mein Praxissemester von Mai bis Ende Oktober in einem Büro in den Vereinigten Arabischen Emiraten, genauer gesagt in deren Hauptstadt Abu Dhabi absolvieren. Diese Entscheidung zu treffen hat sich Tage hingezogen und die Nerven von so einigen arg strapaziert ;-) Vielen Dank an dieser Stelle für eure Unterstützung und Hilfe! :-) Und weil es mir da so gut gefällt, bleibe ich noch etwas länger :-)
Details:
Aufbruch: 27.04.2006
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 14.12.2006
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Al Ain
Ägypten
Der Autor
 
Kerstin Franz berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.