Südamerika

Reisezeit: August 2006 - Februar 2007  |  von Daniel Frauchiger

Ecuador (27.8. - 3.10.2006): Erste Eindruecke aus Ecuador

1. Tag

Am 27. August um 5.00 morgens gings dann los, nach nur etwa 3 Stunden schlaf (ich versuchte meine Nervosität ein wenig mit Alkohol zu mildern, was gründlich misslang). Meine Eltern brachten mich zum Flughafen, wo wir auf Albin und seine Familie treffen. Nachdem wir das Gepäck abgegeben haben, genossen wir noch einen letzten Kaffe mit unseren Eltern. Dann hiess es Abschied nehmen von der schönen Schweiz. Der Flug dauerte ca. 13 Sunden mit Aufenthalt in Madrid. Zum Glück war der Flieger von Madrid nach Quito nicht ganz voll, so konnte man es sich auf einer 5er Reihe gemütlich machen. In Quito wurde ich dann von Jaime, einem Sohn meiner Gastfamilie am Flughafen abgeholt. Er ist 24 Jahre alt und spricht perfekt Englisch, was mich etwas beruhigte. Nach einem herzlichen Empfang und einem guten equadorianischen Nachtessen, falle ich müde ins Bett. Die Zeitverschiebung von der Schweiz nach Equador beträgt 7 Stunden, das gibt einen schönen Jetlag. Um Mitternacht stand ich auf jedenfall völlig wach in meinem Zimmer und brachte kein Auge mehr zu. Die Zeit bis morgens um 7.00 habe ich mit Schäfchen zählen verbracht.

2. Tag

Die Schule ging dann gleich mit dem Einstufungstest los. Ich hatte keine Ahnung. Ach ja, fast hätte ich es vergessen, es war ja noch mein Geburtstag. Von der Chefin der Schule bekam ich einen kleinen Kuchen mit Kerze und den Happy Birthday Song in Spanisch. (Cumpleano feliz). Danach gings mit Diego, dem Direktor der Schule, auf einen sehr interessanten Stadtrundgang. Equador hat viele spannende Geschichten zu erzählen. Eine davon, eine aktuelle, ist die Geschichte der Währung. Seit dem Jahr 2000 gilt in Equador der US-Dollar. Weil die alte Währung, der Sucre, stark der Inflation und Deflation ausgestzt war, wurde dieser Schritt gewählt. Mit dem Gold das Equador besass, wurde von Amerika Dollarnoten eigekauft. Fliegerweise kamen die Noten nach Equador, wo sie an die Banken verteilt wurden. Jetzt konnte jeder die alte Währung in Dollar umtauschen. Dieser Schritt gab, neben einigen Problemen, der equadorianischen Wirtschaft neue Motivation zu produzieren und zu exportieren. Vorallem aber brachte es Stabilität ins Land. Ich denke, niemand in Equador bereute diesen Schritt. Noch etwas zur Stadt Quito. Die Stadt liegt auf 2800m.ü.M. und an die Höhe gewöhnt man sich nur langsam. Auch die Sonne ist extrem stark und man muss sich bei jedem Wetter eincremen. Es braucht vermutlich einige Tage und dann hat man sich daran gewöhnt.
Nach der Citytour genossen wir ein herrliches Mittagessen, welches für equadorianische Verhältnisse viel zu teuer war. Aber was solls, ist ja schliesslich mein Geburtstag. Am Abend gabs dann noch ein feines Essen bei der Familie. Die Geburtstagsfeier fiel dank meinem Jetlag ins Wasser. Wird bestimmt noch nachgeholt!

Unsere Sprachschule in Quito

Unsere Sprachschule in Quito

3. Tag

Ich wache wieder viel zu früh am morgen auf, diesmal entscheide ich mich die Zeit mit einem Morgenspaziergang zu nützen. Heute beginnt die Schule so richtig mit Lektionen von 8.30 -10.30 und 11.00 bis 13.00. Der Rest vom Tag bleibt, um sonst was zu unternehmen. Weil das Wetter heute sehr gut ist, entschliessen wir uns, den Hausberg von Quito zu besuchen. Eine Seilbahn bringt einem von 2800 auf 4000m.ü.M. Wir fühlen uns in dieser Höhe ziemlich wohl und testen deshalb etwas übermütig unsere Kondition, in dem wir einige Treppen wie wild raufrennen. Unser Übermut wurde schnell bestraft und wir mussten eine kürzere Erholungsphase einschalten. Danach gingen wir es etwas ruhiger an. Trotzdem haben wir eine etwa 1.5 stündige Wanderung hingebracht. Wir genossen die Aussicht und pünktlich auf den Sonnenuntergang verschwanden auch noch die restlichen Schleierwolken, die an den drei schneebedeckten Gipfeln rund um die Stadt Quito klebten. Die Aussicht lässt uns träumen, wie es wohl sein wird, auf einem dieser Gipfel zu stehen. Wer weiss, vielleicht können wir den Traum erfüllen.

Aussicht vom Hausberg in Quito

Aussicht vom Hausberg in Quito

4. Tag

Wieder war ich am morgen früh wach. Deshalb versuchte ich, meine Kondition mit etwas joggen aufrecht zu erhalten. Ich ging sehr langsam, weil ich die Höhe immer noch spürte. Nach der Schule war heute ein spezielles Programm angesagt. Patty, die Chefin der Schula hat Beziehungen zum Frauengefängnis der Stadt Quito. Deshalb bietet die Schule ein paar Mal im Jahr die Möglichkeit, das Gefängnis zu besuchen und mit den gefangenen Frauen zu sprechen. Das tönte irgendwie spannend und deshalb nahm ich diese Möglichkeit wahr. Was wir dann zu sehen bekamen war ziemlich krass, und hätte ich so nicht erwartet. Weil es mich ziemlich mitnahm, möchte ich etwas genauer beschreiben, wie es dort so zu und her geht.
Das Gefängnis liegt etwas ausserhalb des Zentrums von Quito in einem eher armen Viertel der Stadt. Als wir dort ankamen, mussten wir uns in einer Reihe aufstellen, die Frauen auf die eine, die Männer auf die andere Seite. Wenn man dann bei der ersten Kontrolle mal vorbei ist, muss man bei der zweiten dann den Pass abgeben und erhält dafür einen Stempel auf den Arm. Danach wird man von oben bis unten durchsucht und erhält nach erfolgreicher Kontrolle den zweiten Stempel. Diese Stempel sind ziemlich wichtig, weil man ohne sie nicht mehr rauskommt (gilt vorallem für die Frauen). Mitnehmen darf man eigentlich nichts, ausser Geschenke für die Insassen, wie z.B. Duschgel, Zahnpasta, T-Shirts, Schockolade usw.. Was auf keinen Fall rein darf sind Natels und Kameras. Um reinzukommen, mussten wir auch noch einen Namen einer Insassin angeben, welche wir besuchen möchten. Unser Name war Zoe Savage.

Was uns im Innern erwartet, ist pures Chaos. Es herrschte ein Betrieb wie bei einem überfüllten Stadtmarkt. Im Gefängnis läuft es so, dass sich jeder selbst organisiert. Es wird Essen verkauft, Haare geschnitten, Bilder gemalt, Kleider gewaschen und vieles mehr. Die meissten Geschäfte werden von den Insassen betrieben, weil sie ja Geld zum überleben brauchen. Man wird hier nicht versorgt wie in einem Gefängnis in der Schweiz. Die Dinge die sie verkaufen, werden von Freunden und Verwandten ins Gefängnis gebracht.
Die Hälfte der Frauen im Gefängnis sind aus Equador, die andere Hälfte vom Ausland, darunter auch Frauen aus Europa (Deutschland, Irland). Die Hauptdelikte sind Drogenschmuggel und Mord. Für Drogenschmuggel erhält man normalerweise ca. 8 Jahre. Das Gefängnis bietet Platz für 250 Frauen, normalerweise. Zur Zeit sind allerdings etwa 700 Frauen und 200 Kinder inhaftiert. Ja, ihr habt richtig gehört, Kinder. Warum die Kinder im Gefängnis leben, dazu komme ich einige Zeilen später.
Wir besuchen also nun Zoe Savage in ihrer Zelle. Sie ist BBC Journalistin und kommt aus Irland. Mit Tränen in den Augen steht sie vor uns, und erzählt uns ein wenig über das Gefängnis. Sie hat eine Zelle im "schönen" Teil des Gefängnis, wo nur dijenigen hinkommen, die dafür bezahlen. Die Zelle ist klein, aber schön eingerichtet. Sie spielt uns eine CD vor, wo ihre Story zu hören ist (von BBC). Sie sitzt seit 2 Jahren im Gefängnis, weil ihr ein angeblicher Freund Drogen untergejubelt hat. Aber trotz alldem hat sie ihr Strahlen in den Augen und das Lachen nicht verloren. Sie macht das Beste aus der beschissenen Situation. Sie widmet sich den Kinder im Gefängnis. Diese haben keine Chance auf eine vernünftige Bildung. Sie nimmt die Kinder zu sich und lehrt ihnen Mathematik, Sprachen underzählt ihnen Geschichten aus der Bibel. Ausserdem hat sie bereits 2 Bücher fertiggeschrieben. Beide liegen bereit für die Veröffentlichung. Sobald sie das Gefängnis verlassen kann, gehen die Bücher über den Ladentisch.

Sie weiss nicht genau, wann sie rauskommt, aber im Moment sei einiges im Gange. Sogar der Präsident von Equador hat sich in diese Geschichte eingeschaltet. Ich bin sicher, wenn sie rauskommt, wird diese Story um die ganze Welt gehen und sie wird einiges bewirken können. Ich wünsche ihr das auf jeden Fall.
Danach führte uns Zoe noch in den armen Teil des Gefängnis. Was man hier sieht, ist einfach meilenweit von jeglichen Menschenrechten entfernt. Auf 4m2 leben bis zu 7 Frauen. Es ist schmutzig, die Duschen funktionieren nicht und es herrscht Seuchengefahr. In diesem Teil laufen auch all die schmutzigen Geschäfte ab und auch die meissten Kinder leben in diesem Ghetto. Mit schmutzigen Geschäften meine ich Drogenhandel und Prostitution. Einige Männer nützen das Frauengefängnis als günstiges Bordell. Mit einigen wenigen Esswaren oder sonstigen Geschenken findet mat bestimmt eine willige Insassin. Auch Drogen werden von Besuchern reingeschmuggelt und dann im Gefängnis gehandelt. Kontrollen gibt es eigentlich nicht im Gefängnis. Da herrscht das pure Chaos. Aber was um Gottes Willen haben Kinder in diesem Chaos verloren? Einerseits werden Kinder von alleinerziehenden Müttern ins Gefängnis genommen, weil die Kinder sonst einfach niemand anders haben. Anderseits werden Frauen durch die Prostitution schwanger und gebähren iher Kinder im Gefängnis und ziehen ihre Kinder dort auf. Alles was sie dazu brauchen müssen sie irgendwie selbst organisieren. Was für ein Skandal! Hoffentlich kann Zoe etwas für die Verbesserung dieses Zustandes beitragen.
Die Zeit im Gefängnis ging so schnell vorbei, so spannend und aufregend war das Ganze. Der Abschied von Zoe war sehr speziell, als ob man in dieser kurzen Zeit bereits eine Beziehung aufgebaut hat. Mich hat das Ganze ziemlich mitgenommen, und ich glaube den meissten Anderen ging es auch so.

5. Tag

Nach den intensiven Erlebnissen von gestern war heute wieder "Alltag" in der Spanischschule angesagt. Das Programm heute nach der Schule war heute etwas völlig anderes. Ein professioneller Tanzlehrer führte uns in die Kunst des Salsatanzens ein. Meine "Tanzerfahrung" kam mir eindeutig zugute und ich lernte die Schritte relativ schnell. Es machte auf jeden Fall riesig Spass (nicht nur weil es mehr als doppelt soviele Frauen hatte) und nächste Woche bin ich natürlich wieder dabei. Danach gings nach Hause, wo ich mich bei meiner Familie wieder etwas erholen kann. Meine Familie ist wirklich super und ich habe ein schoenes Zimmer mit guter Aussicht auf die Stadt.

Blick aus meinem Zimmer (von 5.30 bis 22.00 herrscht leider Fluglaerm)

Blick aus meinem Zimmer (von 5.30 bis 22.00 herrscht leider Fluglaerm)

6. Tag

Bereits ist die erste Woche Spanischkurs vorbei. Das Wochenende naht, und alles dreht sich ums Programm über die freien Tage. Wir einige Studenten, Albin und ich, entscheiden uns spontan, gleich nach der Schule mit dem Bus nach Otavalo zu fahren. Dort beginnt heute ein grosses Festival. Ausserdem ist dort jeden Samstag ein Markt, der grösste von Equador. Als wir nach 2 Stunden Fahrt in Otavalo ankamen, mussten wir erst mal eine Unterkunft finden. Es war kein Problem und bereits im 2 Hostel fanden wir unser Zimmer. Danach gings gleich los an den Ort der Festivitäten. In der ganzen Stadt wurden Tribünen aufgestellt. Wir vermuteten, dass eine Parade stattfinden wird und stellten uns deshalb an einen geeigneten Platz entlang der Strecke. Nach 1.5 Stunden Wartezeit ging dann die Parade endlich los. Die Tribünen waren völlig überfüllt und die ganze Stadt war in Feststimmung. Der Umzug zeigte vorallem traditionelle Tänze zu traditoneller Musik. Etwas viel Tradition auf einmal. Zum Glück wurden neben Tanz und Musik auch noch die weiblichen Schönheiten der Region (wie etwa bei uns die Apfelkönigin, nur gibt es hier viel mehr Früchte) präsentiert, was uns natürlich sehr zusagte. Die Parade schien kein Ende zu nehmen. Deshalb hatten wir nach etwa 2 Stunden Parade genug und genossen stattdessen noch ein Bierchen, um danach müde ins Bett zu fallen.

Volksfest in Otavalo

Volksfest in Otavalo

7. Tag

Nach einer lauten Nacht mit viel Musik und Partylärm, sind wir bald bereit für den berühmten Samstagmarkt von Otavalo. Der Markt war riesig und es gab fast alles was das Herz begehrt. Ich hab mich allerdings etwas zurückgehalten und nur eine kleine Panflöte und einen Hackisac gekauft. Nach 2-3 Stunden Markt hatten wir dann allerdings genung, und waren froh, aus dem Gedränge rauszukommen. Mit dem Bus gings dann wieder zurück nach Quito, wo wir uns am Abend noch im Gringolandia (Ausgangsviertel von Quito) ein Bierchen gönnten. Ein weiterer herrlicher Tag konnte somit würdig beendet werden.

8. Tag

Mit Spannung erwartete ich den heutigen Tag. Der Direktor unserer Schule, Diego, hat uns eingeladen, mit ihm das Derby der zwei grössten Städte von Equador (Quito-Guayaquil) zu besuchen. Von einem Kollegen erhielt er 6 Tickets für eine Suite im Stadion. Leider ist nicht alles wie geplant gelaufen und wir konnten erst auf die 2 Halbzeit ins Stadion rein. Eine Halbzeit reichte aber völlig aus um zu sehen, wie die Südamerikaner beim Fussball abgehen. Das Stadion war mit ca. 50'000 Zuschauern fast gefüllt. Das Ganze endete mit einem ziemlich friedlichen 1:1 unentschieden, wobei beide Tore in der ersten Halbzeit fielen. Zu schade!
Da das Spiel bereits am Morgen stattfand, blieb am Nachmittag noch Zeit, die Mitte der Welt zu besuchen. Dort ist der Äquator als rote Linie auf der Erde markiert. Ebenfalls wurde ein Monument errichtet. Dieser touristische Ort ist aber nicht der wirkliche Äquator. Die korrekte Linie befindet sich ca. 200m nördlichder Attraktion. Bereits von vielen Jahren fanden die Inkas den Ort, an dem 2x im Jahr kein Schatten zu sehen ist (21.3 und 21.9). Heute steht dort ein kleines Museum, das einige Fragen zum Äquator beantwortet. Zum Beispiel auch die Frage mit dem ablaufenden Wasser. 2m nördlich der Äquatorlinie dreht das Wasser im Ablauf im Gegenurzeigersinn, 2m südlich im Uhrzeigersinn. Als wir dann den Behälter mit dem Ablauf genau über den Äquator stellten, floss das Wasser gerade aus, ohne zu drehen. Das war ziemlich eindrücklich und hatte bestimmt nichts mit Magie zu tun. Einige weitere Versuche zeigten uns, dass auf dem Äquator spezielle Kräfte herrschen. Nach einem ziemlich strengen Wochenende war ich froh, am Sonntag abend noch etwas zur Ruhe zu kommen und die erste Woche in Equador nochmals Revue passieren zu lassen.

Fussballspiel in Quito
(Liga Quito - Barcelona Guayaquil)

Fussballspiel in Quito
(Liga Quito - Barcelona Guayaquil)

9. Tag

Die zweite Woche hat begonnen, jede Woche wechselt die Lehrerin. Wir haben jetzt eine mit etwas mehr Temperament. Leider gibts auch mehr Hausaufgaben. Deshalb hab ich heute ausser Schule nichts zu erzählen.

10. Tag

Heute haben wir nach der Schule unserne Galapagos Trip gebucht. Wow, das wird genial. Zuerst machen wir einen Tauchkurs vom Land aus. Danach gehts auf eine Boottour mit einem Segelboot, von welchem aus wir weitere Tauchgänge vornehmen können. Das wird bestimmt genial. Total werden wir 9 Tage auf den Galapagos-Inseln verbringen.

Du bist hier : Startseite Amerika Ecuador Erste Eindruecke aus Ecuador
Die Reise
 
Worum geht's?:
von Ecuador nach Sao Paulo
Details:
Aufbruch: 27.08.2006
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 16.02.2007
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Daniel Frauchiger berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors