On Tour auf MADAGASKAR

Reisezeit: April / Mai 2006  |  von Uwe Decker

Mit Vollgas Richtung Fluss

Von Antananarivo nach Miandrivazo
Sonntag, 30.04.06

Pünktlich holen mich Rija und seine Fahrer vom Hotel ab. Wir starten zu einer Unternehmung, die sich bei individuellen Madagaskar Touristen immer größerer Beliebtheit erfreut, abseits der üblichen Touristenpfade: einer Pirogenfahrt auf einem der größten Flüsse im Westen der Insel, dem Tsiribihina River. Gebucht wird so etwas heutzutage über das Internet. Rija wurde im LonelyPlanet-Forum als zuverlässiger Organisator und Guide lobend erwähnt, und die Kontaktaufnahme ist per Mail und sms auch mit dem fernen Madagaskar kein Problem mehr.

Für eine Person wäre die Tour recht teuer, aber Rija fand noch zwei Pärchen, Maria und Kalle aus Finnland sowie Natasha und Rok aus Slowenien, als Mitfahrer. Bereits nach der Begrüßung im Minivan ist mir klar, dass die nächsten Tage gemeinsam viel interessanter und kurzweiliger werden als wenn ich die Tour allein mit Rija unternommen hätte.

Vom Fluss und unseren Booten sind wir aber noch ein gutes Stück entfernt, genau eine Tagesreise. Wir fahren auf gut ausgebauten Teerstraßen, vorbei an Reisfeldern, grünen Wiesen und roter Erde, machen einige Fotostopps und essen zu Mittag in Antsirabe. Hier können die letzten Mails und sms an die Daheimgebliebenen abgesetzt werden, danach verschwinden wir für die nächsten Tage ins telekommunikative Nirwana. Die Erreichbarkeit per Handy ist in Madagaskar nur in engem Umkreis der großen Städte gegeben.

Im Straßenverkehr Antsirabes fallen mir die "pousse-pousse" auf, Rikshaws, die von Männern gezogen werden. Hier benötige ich ihre Dienste nicht. Später stellen sie in anderen Städten, etwas Verhandlungsgeschick vorausgesetzt, eine preiswerte Alternative zum Taxi dar. Allerdings finden die pousse pousse "Fahrer" in mir keinen häufigen Kunden. Ich habe Probleme damit, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, mich in den mehr oder minder bequemen Karren zu setzen und mir von meinem Logenplatz aus anzusehen, wie die Männer mich schwitzend und teils sogar laufend durch die Straßen ziehen.

Dann geht es Richtung Westen, unser Fahrer kennt kein Pardon. Eventuell bin ich daran schuld. Die Anreise wollte ich von normalerweise zwei auf einen Tag verkürzen, wegen meines detailliert ausgearbeiteten Reiseplans und meines Anschlussfluges nach der Bootstour. Nun müssen wir uns sputen. Mit Tempo 80 brausen wir durch Dörfer, obwohl sich vor allem am späten Nachmittag das Leben auf der Straße abspielt. Man promeniert auf und ab, erzählt, sitzt oft auch -wegen der Wärme- auf der Straße. Das umherlaufende Federvieh versucht, dem heranpreschenden Gefährt zu entfliehen. Ob das immer gelingt, kann ich nicht sagen, einer stattlichen Eule auf jeden Fall nicht, die war definitiv zu langsam.

Wir sehen auch einige Gräber entlang der Straße. Es ist verboten, mit dem Finger darauf zu deuten. Solche Tabus nennt man hier "Fady", es gibt unzählige davon.

Abends erreichen wir Miandrivazo, den Ausgangspunkt unserer Flussfahrt und übernachten in einfachen Bungalows. Hier ist es deutlich heißer, auch abends noch schwülwarm und zum ersten Mal kommt meine Autan Flasche zum Einsatz, in der Hoffnung, die hiesigen Moskitos lassen sich davon beeindrucken. Der Sage nach hat hier König Radama I. seine Männer los geschickt, um seine Freundin Rasolimo zu suchen, die er zur Königin machen wollte. Der Ortsname bedeutet soviel wie "Warten auf die Geliebte" - nun, wir warten auch, allerdings auf ein letztes kaltes Bier, in einer der hiesigen Bars. Wir trinken, solange wir noch können. Morgen geht's in den Busch, da ist es aus mit eisgekühlten Getränken.

© Uwe Decker, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dreieinhalb Wochen quer durch Madagaskar - zu Fuß, mit Auto, Boot und Flugzeug - Einblicke in eine andere Welt, "rechts unten neben Afrika"
Details:
Aufbruch: 28.04.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 23.05.2006
Reiseziele: Madagaskar
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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