On Tour auf MADAGASKAR
Im Nationalpark Ankarana
Ankarana,
Mittwoch/Donnerstag, 17./18. Mai 2006
Dafür, dass ein Tourist nur mal eben eine Zwei-Tages-Tour in den Ankarana Nationalpark unternehmen möchte, sind wir eine imposante Gesellschaft, für die das Führerhaus unseres Pick-Ups gerade so ausreicht: Neben mir sind das Christophe, mein englischsprachiger Guide vom Vortag, der kurzerhand seine Freundin mitnimmt, unser Fahrer Frederic sowie eine eigene Köchin. Auch die Ladefläche des Pick-Ups ist komplett gefüllt mit Reisetaschen, Kühltaschen, Lebensmittelvorräten und allerlei anderem Zeug für die Tour.
Unterwegs halten wir in einem Dorf, in dem gerade Markttag ist.
Später machen wir eine Pause in einem Ort, in dem an Bretterbuden Roh-Saphire angeboten werden, die hier in der Gegend gefunden werden. Dazu buddelt man ein bis zu 20 Meter tiefes Loch in die Erde, steigt hinunter und gräbt dort weiter, ohne Abstützung, ohne irgendeine Sicherungseinrichtung. Die Aufkäufer aus dem Ausland sind auch schon da, die, die das richtig große Geld machen. Christophe stellt mich einem Thailänder vor, der mir eine kurze Einweisung gibt, woran man die wertvolleren Steine erkennen kann. Mein Wissen könnte ich theoretisch auf dem Rückweg anwenden, wo ich einige Steinchen als Souvenir erwerben werde, wahrscheinlich bezahle ich aber trotz heftigen Gefeilsches noch viel zu viel.
Ich tausche zeitweilig den heißen Platz im Fahrerhaus mit dem windigen Platz auf der Ladefläche. Die Fahrt macht so einen Heidenspaß.
Gegen Mittag erreichen wir unser Lager, eine Ansammlung von einfachen Bambushütten.
Unsere Köchin kommt zum Einsatz und bereitet ein leckeres Mahl mit Hühnchen. Am Nebentisch nimmt eine deutsche Reisegruppe Platz und bietet ein Lehrbeispiel dafür, warum ich solche Reisen lieber allein unternehme. Sie streiten tatsächlich während des gesamten Essens über die Preise für Getränke, die Übernachtung und wer wie viel für die gestrige Fahrt in den Park bezahlen muss. Ich wollte eigentlich mal fragen, wie ihnen das Land gefällt und was sie bisher gesehen haben, nehme davon aber Abstand und höre lieber -teils amüsiert, teils fassungslos- zu.
Nachmittags brechen wir zu einem Marsch am Osteingang des Parks auf. Es geht auf und ab bis wir vor einem Höhlen-Labyrinth stehen. Hier im Park gibt es zahlreiche solcher, teils noch wenig erforschter Höhlen, manche auch mit Bewohnern wie Krokodilen, ein echtes El Dorado für Leute, die gern im Dustern umhertappen. Mit besserer Kondition, noch mehr Zeit und weniger schwülem Klima würde mir das auch gefallen.
Ich finde aber auch unsere Höhle ganz schön gruselig. Auch die hat Bewohner. Dabei handelt es sich aber um zwei Arten von Fledermäusen, die zu Tausenden in schwarzen Klumpen unter den Decken hängen, bei lautem Klatschen durcheinander stoben und mich manchmal sogar fast "umfliegen".
Meine deutschen "Freunde" sind mittlerweile mit Ziel Nosy Be entschwunden, so sind wir im Hüttencamp abends weitgehend alleine. Während des Abendessens setzt ein mächtiger Tropenschauer ein, der die halbe Nacht anhält. Wenigstens ist somit nicht mit Moskitos zu rechnen. Vor 20 Uhr liege ich bereits in meiner Bambushütte und verbringe die Zeit bis zum Einschlafen mit Überlegungen, wie lange das Dach aus Palmenblättern wohl noch den Regengüssen Stand halten kann.
Am nächsten Vormittag ist ein weiterer Marsch angesagt, Tsingys angucken. Tsingys sind teilweise spitze, nadelartige Kalksteinkegel, die im Laufe der Jahrmillionen durch die Witterung entstanden sind.
Unterwegs sehen wir einige Lemuren, Crown und Sportive Lemuren, dazu eine imposante Schlange. Die Schlangen auf Madagaskar sind durchweg ungiftig, habe ich gelesen, also wage ich mich für ein gutes Foto ziemlich nahe heran.
Der Ankarana Nationalpark ist etwas für echte Naturfreaks, man kann hier lange Wanderungen durch abwechslungsreiche Landschaften unternehmen und durchaus ein paar Tage verbringen. Mir reichen unsere Kurztouren aber vollauf. Bereits jetzt im Mai ist es sehr heiß, ich bin nach kurzer Zeit wieder nass geschwitzt und sehne mich nach einem kühlen Getränk.
Die Rückfahrt nach Antsiranana wird fröhlich. Wir haben einen nagelneuen Hyundai-Minibus mit Fahrer, der aussieht wie der Zwillingsbruder von Will Smith, genauso locker drauf und begeisterter Fußballfan ist. Er weiß über die kommende Fußball-WM bestens Bescheid, beneidet mich um meine Eintrittskarten, kennt sogar die akuten Abwehrprobleme der deutschen Mannschaft. Nur als wir auf die Qualität der Nationalmannschaft Madagaskars zu sprechen kommen wird er etwas einsilbig. Viel Staat ist mit denen nicht zu machen.
Unterwegs werden vom Wegesrand allerlei Köstlichkeiten gekauft, Bier ist auch noch reichlich vorhanden, ebenso die neuesten CDs von Wawa, dem Superstar der madagassischen Musikszene, und in kürzester Zeit ist die schönste Party im Gange. Keine Frage, dass sich auch unser Fahrer daran beteiligt.
Aufbruch: | 28.04.2006 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 23.05.2006 |