Grönland / Island - Wo Europa wild wird
20.08. Laufbalavatn See - Miklafell Berg
Oh, wie ich langsam Reißverschlüsse hasse. Jeden Morgen fluche ich über diese Dinger, wenn ich mal wieder im Schlafsack gefangen bin oder die Zelttür bei Regen einfach nicht zu bekomme. Ich sehe mich schon eines Tages sackhüpfend durch den Tag gehen.
Eingangs erwähnte ich doch meine Überraschung, wie viele verschiedene Speisen und Getränke es auf dieser Zelttour gibt. Ich weiß echt nicht, ob das Standard ist, aber anfangs wirkte es auf mich schon beeindruckend. Ihr merkt, dass jetzt ein Aber kommen muss: So groß die Auswahl auch sein mag, langsam nervt es zumindest mich, dass es eigentlich immer dieselben Sachen sind. Was wir heute übrig lassen, das wird morgen früh wieder zum Vorschein kommen usw. Na ja, wünschte ich ein 5-Sterne-Restaurant, wäre ich sicher nicht auf dieser Tour.
Der Tag beginnt zuerst recht langweilig. Graue Suppe am Himmel und ringsherum nur grüne Wiesen. In einem kleinen Bach, den ich elegant mit Stabweitsprung schon überwunden habe, wird vom Rest der Gruppe eine künstliche Insel erbaut.
Es geht wieder über sumpfiges Gelände, so dass man mit den Augen mehr an den Füßen des Vordermanns klebt, um dessen Schritte nachzuahmen, als an der sonst auch nicht sehr abwechslungsreichen Landschaft. Der Wunsch nach Sonne und vielleicht etwas Abwechslung, einem See oder etwas ähnlichem keimt in mir auf.
Hinter einem Hügel gelangen wir an das Ufer eines größeren Sees und als wir hier Rast machen, kommt auch die Sonne heraus. Na also, geht doch.
Im Hintergrund ist wieder der Myrdalsjokull-Gletscher zu sehen. Vor vielen Jahren ist da mal ein Flugzeug abgestürzt oder notgelandet. Viele Jahre ist es allerdings wegen den widrigen Umständen nicht gelungen, das Wrack zu bergen. Letztendlich hat man demjenigen versprochen, der es vom Berg herunterbringt, dass er es behalten darf. Einer Gruppe Isländer gelang es dann irgendwann. Sie machten das Wrack wieder flott und gründeten Iceland Air.
Ich sprach ja schon mal von den Lavalöchern, jenen höhlenartigen Hohlräume unter der erkalteten Lava. Oftmals sind diese auch voll Wasser gelaufen und es haben sich unterirdische Bäche und Seen gebildet. Ist wirklich lustig anzusehen. Über eine Kante fließt ein Fluss über mindestens drei Wasserfällen in einen See ohne Abfluss. Es strömt immer mehr Wasser zu, doch der Wasserstand des Sees bleibt unverändert.
Etwa hundert Meter weiter genau das Gegenteil: Schützend von einem Hügel Lavasteinen umgeben liegt ein kleiner See, aus dem unentwegt ein Bach abfließt, ohne dass der See allerdings leerer wird.
Da der Tag nicht besonders spektakulär war, gibt's gegen Abend noch die Möglichkeit, einen Berg zu besteigen - oder alternativ mit Ívar den Berg zu umrunden. Ich schließe mich den Bergsteigern an. Damit wir die Zelte auch auf jeden Fall finden, lässt sich Thomas die Koordinaten der geplanten Nächtigungsstätte geben.
Aber wie unglaublich kompliziert doch die Welt der modernen Technik ist. Auf dem Weg ins Tal stehen wir manchmal etwas ratlos herum, bis Thomas seinem "Spielzeug" unseren genauen Kurs entlocken kann. Da ist Wolfgang's Methode, Löcher in die Gegend zu starren, sogar etwas zeitsparender: "Dahinten sind sie doch!"
Natürlich kommen wir nach dem Rest der Meute im Lager an. Zwar hatten wir wahrscheinlich den kürzeren, dafür aber anstrengenderen Weg und außerdem wollten wir uns auf dem Gipfel möglichst lange für den Aufstieg belohnen und konnten uns vom Panorama einfach nicht losreißen.
Dennoch gelingt es mir, den für mich schönsten Zeltplatz zu ergattern. Zwar nicht in der Nähe der Küche, dafür aber mit der schönsten Aussicht auf ein kleines Flusstal, das nach dem Essen Ziel einiger kleiner Spaziergänge wird.
Übernachtung: Zelten neben der Miklafell Hütte
Bewertung der Lage: gut
Aufbruch: | 09.08.2005 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 28.08.2005 |
Island