Südafrika im Winter, Juni 2007
Fahrt in die Drakensberge
26.06.2007
Volles Programm heute: Fahrt nach Eshowe, Besuch von Rudis Mutter, Weiterfahrt über Pietermaritzburg in die Drakensberge nach Underberg. Nicht schlecht für einen Tag !
Was uns gleich morgens beunruhigte, waren die Nachrichten von außer Kontrolle geratenen Buschbränden in den midlands von KwaZulu Natal. Die extreme Trockenheit, starker Wind und auch das Versäumnis vieler Farmer, rechtzeitig Feuerschneisen um Farmland, Felder, Plantagen und Wälder gebrannt zu haben, hatten am Tag zuvor und in der Nacht zum Ausnahmezustand geführt: Die lodernden Flammen waren über ganze Straßen hinweg gezogen, riesige Flächen waren den Feuern zum Opfer gefallen, etliche Farmen hatten evakuiert werden müssen, 3 Menschen waren ums Leben gekommen und da Zäune nicht mehr rechtzeitig umgerissen werden konnten, waren sehr viele Tiere verendet. Die midlands waren zum Katastrophengebiet erklärt worden und die Feuer vielerorts trotz Großeinsatz der Feuerwehren nicht unter Kontrolle. Diverse Anrufe von Rudis Mutter und Bruder, die in KZN leben und uns auf dem laufenden hielten, waren nicht minder furchterregend. Es brannte selbst in höheren Lagen und somit in Gebieten, die sonst von Feuern verschont bleiben. Und wir mußten heute genau durch die midlands von KZN durch, um abends plangemäß in Underberg einzutrudeln. Wir machten uns also schon mal Gedanken um Plan B. Letzten Endes wurde Plan B aber nie zuende gedacht. Wir ließen es einfach drauf ankommen und im Laufe des Tages schien sich die Lage auch zu beruhigen.
Nach langer Autobahnfahrt waren wir mittags endlich im kleinen, gemütlichen Städtchen Eshowe, der ehemaligen Hauptstadt des Zululandes und Rudis Heimatstadt. Rudi mußte noch seinen verlängerten Führerschein abholen, lud mich im kleinen, aber wirklich feinen örtlichen Museum ab und überließ mich der Obhut Elisabeths, einer supernetten Museumsführerin und Expertin, denn sie ist eine waschechte Zulu. Eine weitere nette Führung hatte ich in der angeschlossenen Ausstellung für Zulu-Kunst in Korb-und Tonwarenherstellung. Es ist echt beeindruckend und vor allem bekommt man einen sehr guten Eindruck von der Kunstfertigkeit der Korbflechter und Töpfer. Es war vielleicht 2 Stunden her, daß ich in einem großen Straßen-Souvenir-Markt Zulu-Töpfe und Zulu-Körbe gekauft hatte. Und nun hatte ich den 1 : 1-Vergleich zwischen Souvenirware und Kunst ! Ein Unterschied wie Tag und Nacht ! (Trotzdem finde ich meine Souvenir-Käufe immer noch schön). Ebenfalls auf dem Museumsgelände befand sich ein uriges Restaurant, in dem wir mit Rudis Mutter zu Mittag aßen. Und danach war ich echt gespannt auf Rudis Elternhaus ! Es war groß, schön, bunt und hatte einen tollen Garten. Mit Tazz, der Haushündin, verstand ich mich auf Anhieb.
Das einzige Foto, das ich hier machte - war zu beschäftigt mit anderen Dingen...Es sind übrigens Weihnachtssterne...
Unser Zeitplan war eng und wir wußten ja nicht, was noch auf uns zukommen würde, also starteten wir wieder Richtung Pietermaritzburg. Ich fuhr. Die Autobahn wurde dreispurig, dann vierspurig, damit hatte ich Landei mal wieder ein Problem. Mit Rudis Hilfe schlug ich mich durch, aber kurz hinter Pietermaritzburg wechselten wir wieder - Gott sei Dank ! Denn nun ging es wieder ins Gebirge und vor allem - womöglich - durch noch immer brennende Buschfeuer. Definitiv kurz hinter Pietermaritzburg sahen wir die ersten Rauchschwaden und verbrannte Erde. Es wurde immer schlimmer: Riesige verbrannte Flächen, Feuerwehren im Einsatz und Flammen am Horizont. Die Nachrichten aus Durban waren auch nicht viel besser: Dort war in der Nacht zuvor ein vielstöckiges Hotel in Flammen aufgegangen und mehrere hundert Leute hatten per Hubschrauber vom Dach gerettet werden müssen. Na, toll ! Es war fast unwirklich, durch die verbrannte Landschaft zu fahren, so etwas hatte ich noch nie gesehen ! Erschreckend. Eigentlich wollte ich nur noch irgendwo ankommen. Umso höher wir kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Dunkle Wolken und es fing an, zu regnen. Das ja eigentlich ein wirklich gutes Zeichen ! Umso näher wir Underberg kamen, desto mehr regnete es. In südafrikanischen Autos gibt es normalerweise keinen Außentemperaturanzeiger, weil das i.d.R. eh egal ist bei Temperaturen zwischen 25 und 35 Grad +. Unser Autoradio informierte uns jetzt aber darüber, daß Besitzer von "fancy cars" m i t Außentemperaturanzeiger jetzt klar im Vorteil seien, weil sie in Höhenlagen gewärtigen mußten, Minus-Grade zu erwarten. Gott sei Dank waren wir endlich am Ziel in Underberg und Rudi fand auch geich das Haus von Steve, demjenigen wilden Typen, der uns auf den Sani Pass bringen sollte, morgen. So denn das Wetter mitspielen würde...
Was ich brauchte, oder: Was man(n) glaubte, daß ich es brauchen würde, bekam ich sofort: Einen Schnaps ! Kurzes Kennenlernen mit Steve, Einweisung zu unserer Unterkunft und weg waren wir ! Wir mussten suchen ohne Ende, denn die richtige Einfahrt hatten wir verpasst. Letzten Endes fanden wir die Elgin´s Cottages und waren hochzufrieden. Hunger hatten wir trotzdem und eine gute Ahnung, wo man im Bereich Underberg/Himeville das beste Essen bekommt ! Im Himeville Arm´s ! Auf dem Weg dorthin kübelte es immer noch heftig und in einer dunklen Seitenstraße rutschte unser Auto in einen kleinen Graben, der jetzt aber randvoll mit Wasser war. Als ich die Beifahrertür öffnete, sah ich eigentlich nur noch Wasser - von oben und von unten. Es war schnell klar, daß wir da allein niemals wieder rauskommen würden. Also hat Rudi Steve angerufen, der auch nach wenigen Minuten mit seinem 4x4-Bakkie eintraf und uns aus dem ditch wieder herauszog. Im strömenden Regen untersuchten wir unser Auto auf Schäden, aber wir hatten Glück: Es war nichts passiert !Schon jetzt hatte Steve sich das größtmögliche Dankeschön verdient ! Meine fellverzierte Kapuzenwinterjacke und die Tatsache, daß ich durch nass war, ließ mich aussehen, wie eine ertrunkene Ratte. Das war mir aber völlig Banane jetzt, ich hatte einen mörderischen Hunger ! Endlich gelangten wir zur gemütlichen Kneipe und konnten uns am Kaminfeuer aufwärmen. Satt kamen wir wieder in unserer eiskalten Unterkunft an, aber das Holz im Kamin war ja schon perfekt aufgeschichtet worden, also zündeten wir nur das Feuer an - oder versuchten es.
Da war zuviel schweres Zeitschriften-Material drin. Da brennt die ganze Landschaft um uns herum, und wir kriegen den Kamin nicht angezündet, das ist ja armselig. Also erinnerte ich an den gestern gesehenen Film "the day after tomorrow" und bot an, mein irisches Buch in die Flammen zu werfen. Was passierte ? Der Strom fiel aus, an Generator war um diese Zeit nicht zu denken und wir hatten wirklich nur noch unser Feuer. Ey, sollte das jetzt unser persönlicher "day after tomorrow" werden ? Warum der Strom weg war, wussten wir nicht. Da ich ja immer noch zu den Rauchern dieser Welt gehöre, ging ich aus gegebenem Anlass vor die Tür und wusste sofort, warum es keinen Strom mehr gab: Es schneite, und zwar heftig !
Wieder mal hatte sich ein Wunsch von mir erfüllt: Schnee in Südafrika ! Zwar hatte ich nicht erwartet, daß deswegen gleich die ganze Elektrizität ausfallen würde, aber von mir aus... Ist doch urig. Da wir auf einer Farm waren, gab es hier einen Generator, insofern waren wir gut dran. Der Strom sollte auch noch die nächsten 2 Tage ausfallen und das war für die Leute ohne Generator dann sehr schnell nicht mehr witzig, denn weil die Wasserpumpen ebenfalls elektrisch sind, hatten sie auch kein Wasser und die Supermärkte waren in nullkommanichts ausverkauft. Heute abend freuten wir uns aber einfach nur über die dicken Flocken, störten uns dank dicker Daunendecken auch nicht an der nicht heizenden Elektroheizung und schliefen selig ein.
Aufbruch: | 16.06.2007 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 01.07.2007 |
Swasiland