Südafrika im Winter, Juni 2007

Reisezeit: Juni / Juli 2007  |  von Sabine H.

Sani Pass

27.06.2007

Morgens wachten wir auf und um uns herum herrschte so der "Prototyp" eines verschneiten Weihnachtsmorgens in den Alpen, so konnte man denken. Eine tief verschneite Landschaft, alles extrem ruhig und friedlich und die Berggipfel prangten im Hintergrund ebenfalls in schneeweiß. Wunderschön !

Winterlandschaft im Juni in...

Winterlandschaft im Juni in...

Clarence im Schnee...

Clarence im Schnee...

...also, das war schon ein echt dicker Hund !

...also, das war schon ein echt dicker Hund !

Wir fanden uns zum Frühstück ein im Farmhaus von Jeanne und Ian. Jeanne erzählte, daß sie über Farmfunk erfahren habe, daß alle Straßen gesperrt seien, natürlich auch der Sani Pass. Der Strom war in der ganzen Region ausgefallen, telefonieren ging nur noch über Handy, Wasserpumpen standen still. Der Wetterbericht hatte nichts gutes angekündigt und Jeanne sagte uns, sie müßten deswegen mit dem Diesel-Generator sparsam umgehen (schließlich brauchten sie den Generator vorrangig zum Melken der Kühe). Es war glücklicherweise kein Problem, unser cottage noch für eine weitere Nacht zu behalten. Es hatten sich zwar Gäste aus Joburg angekündigt, aber die würden ja auch nicht durchkommen. Wir machten uns keinerlei Hoffnung mehr auf den Sani Pass. Thema gestorben - dachte ich.

Eine französische Familie, die sich ebenfalls zum Frühstück einfand, hatte aber ein Problem: Sie mußten noch heute nach Durban. Aber die Franzosen blieben cool und wollten abwarten, wie sich die Lage im Lauf des Tages entwickeln würde.

Nach dem Frühstück begaben wir uns zum verabredeten Treffpunkt mit Steve in seinem kleinen Reisebüro, aber er war nicht da. Wir erfuhren, daß er seit dem frühen Morgen permanent im Einsatz war, verunglückte Autos aus Straßengräben zu ziehen. Rudi wartete seelenruhig stundenlang in einem Cafe, ich hatte dazu keine Lust und checkte die Lage im örtlichen Supermarkt, fuhr gaaanz vorsichtig und langsam ein bißchen durch die Stadt und legte mich letztendlich im cottage auf´s Sofa, um gemütlich zu lesen. Gegen Mittag tauchte Rudi auf und sagte, wir würden jetzt doch auf den Sani Pass fahren, jedenfalls so weit, wie wir kommen würden. Gesperrt oder nicht, hin oder her. Steve, seine Frau, Rudi und ich fuhren im Bakkie los. Anfangs sah es ja noch harmlos aus...

Sani Pass - es geht los !

Sani Pass - es geht los !

Schneetreiben...

Schneetreiben...

Ein kleiner Wasserfall im Schnee

Ein kleiner Wasserfall im Schnee

Oh, oh !!

Oh, oh !!

Die Fahrer dieses Wagens mußten aufgeben, sie kamen nicht mehr weiter und genossen gezwungenermaßen an diesem Tag einen seeehr langen Spaziergang ins Tal ! Wir lernten sie am gleichen Abend im Himeville Arms kennen und sie waren begeistert ! Hatten das "schönste Naturerlebnis", die "beste Wanderung", die "frischeste Luft", den "herrlichsten Schnee" erlebt ! Das Kennzeichen verrät: "GP", also Gauteng - Johannesburg. Na dann, kein Wunder !

Ich genoß ab diesem Punkt eigentlich gar nicht mehr soviel. Ich fand es nur noch beängstigend. Die Straße immer kurviger und steiler, das Schneetreiben immer dichter, der Abgrund immer tiefer. Beruhigend war, daß Steve "seinen" Sani Pass in- und auswändig kennt, seine Frau sich auch noch keine Sorgen machte und das Auto Allradantrieb hatte. Beunruhigend war, daß es zuletzt wohl vor 8 Jahren so heftig geschneit hatte, Steve also unter diesen Bedingungen auch nicht so viel Erfahrung hatte und ich Schneeketten vermißte.

Nun ja, wir fuhren - trotz meiner leise geäußerten Proteste - weiter. Was sollte ich auch machen ? 1 : 3, also keine Chance. 2 Fahrzeuge kamen uns entgegen, einer war bis zu den Haarnadelkurven nicht mehr weit von Sani Top gekommen, der andere hatte am border post umgedreht. Also lautete jetzt die Devise: Wenigstens bis zum border post - der südafrikanischen Grenzstation zu Lesotho.

jetzt ist das Foto an der richtigen Stelle und ich kriegte wenigstens den entsprechenden Stempel in meinen Pass.

jetzt ist das Foto an der richtigen Stelle und ich kriegte wenigstens den entsprechenden Stempel in meinen Pass.

Eigentlich dachte ich, wir würden hier umkehren, aber nein ! Die Männer waren ganz heiß drauf, noch weiter zu fahren. Steve´s Frau war jetzt auch auf meiner Seite und wir jammerten im Duett, doch bitte umzukehren. Das ging natürlich gar nicht, denn eines der Fahrzeuge, die wir getroffen hatten, war ja bis zu den Haarnadelkurven gekommen. Es war also wahrscheinlich eine Frage der Ehre, ebenfalls bis dorthin vorzudringen...Männer !!!

Bis jetzt war ich eigentlich ziemlich still gewesen vor lauter Angst, aber ab jetzt fand ich die Straßen- und Wetterverhältnisse einfach nur noch lebensgefährlich und meine stille Angst schlug in laute Panik um. Ich drohte, aussteigen und lieber zu Fuß zurücklaufen zu wollen, als auch nur noch einen Meter weiter zu fahren. Die waren doch bekloppt ! Steve´s Frau (es tut mir leid, aber ich weiß ihren Namen leider nicht mehr) war ganz meiner Meinung. Ergebnis: Wir wurden ignoriert und fuhren weiter.

Das "Schneemobil"

Das "Schneemobil"

Helldriver Steve

Helldriver Steve

Jetzt reichts!

Jetzt reichts!

Letzten Endes kamen auch wir bis kurz vor die hairpins, erst dort erbarmten sich die Männer und wir drehten endlich um ! Runter war´s dann eigentlich gar nicht mehr soooo schlimm, ich war nur erleichtert, es hinter mir zu haben. Es blieb sogar noch die Muße, in weiter Entfernung Eland Antilopen zu beobachten. Den späten Nachmittag ließen wir vor Steve´s brennendem Kaminfeuer bei heißem Kaffee ausklingen. Zum Dank für alles luden wir Steve + Familie zum Abendessen im Himeville Arm´s ein. Die Kneipe war proppenvoll (die haben nämlich auch einen Generator und somit kaltes Bier und heißes Essen)! Die Stimmung war hervorragend und so wurde es noch ein langer, sehr netter Abend !

© Sabine H., 2007
Du bist hier : Startseite Afrika Südafrika Sani Pass
Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine 2-wöchige Mietwagen-Rundreise durch das nördliche Südafrika, Swaziland und KwaZulu Natal, für mich das 3. Mal Südafrika in Begleitung meines südafrikanischen Freundes.
Details:
Aufbruch: 16.06.2007
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 01.07.2007
Reiseziele: Südafrika
Swasiland
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors