Südafrika im Winter, Juni 2007

Reisezeit: Juni / Juli 2007  |  von Sabine H.

Moholoholo and more

20.06.2007

An diesem Morgen wollten wir aufbrechen zu all den landschaftlich schönen Punkten, die es entlang des escarpments zu sehen geben sollte. Wir fuhren Richtung Klaserie. Auf der Fahrt erzählte Rudi mir mal wieder einen seiner persönlich erlebten Krimis. Südafrika hat eine Horror-Statistik, was Kriminalität angeht und ich glaube, kaum ein Südafrikaner ist noch nie damit persönlich konfrontiert worden. Nicht zuletzt aus diesem Grund wandern viele weiße Südafrikaner aus. Auch 4 Freunde von Rudi sind zur Zeit dabei, ihre Koffer zu packen, um nach Groß Britannien und Neuseeland zu gehen, andere seiner Freunde sind schon längst in der Schweiz, in Frankreich, England und Deutschland. Umso mehr bewundere ich diejenigen, die bleiben...

Swadini-Dam

Swadini-Dam

Wir entschieden, vor dem Besuch von Moholoholo, noch Zeit zu haben für den wunderschönen Swadini Dam, einen Stausee, von dem aus man den Aussichtspunkt am Blyde River Canyon schon sehen kann - mit viel Fantasie und Fernglas... Nun, wir hatten auch nicht wirklich "Zeit", sondern haben innerhalb weniger Minuten nur ein paar Fotos geschossen und sind zurück zum Moholoholo Rehab Centre, was immer das nun genau sein sollte ! Rudi hat es mir jedenfalls wärmstens empfohlen und gesagt: "Da m u s s t Du hin !" Okay ! Was es ist ? Tja, eine Farm, ein rehab centre für Tiere, ein Zoo (nein !), eine Eco-station, ich weiß gar nicht, was man dazu sagen soll. Jedenfalls werden auf diesem riesigen Areal Wildtiere gehalten, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte oder aufgrund von Verletzungen nie wieder in die Wildnis entlassen werden können. Diese Tiere werden so artgerecht, wie möglich, gehalten und werden den Besuchern erklärt, aber nicht nur die Tiere an sich, sondern auch deren ganzes natürliches Umfeld, deren Funktion in der Wildnis, warum diese Tiere so wichtig für das Funktionieren des ganzen ökologischen Systems sind, welchen Gefahren sie ausgesetzt sind, welche brachialen Fehler die Menschen machen und welche Auswirkungen dies auf die Natur hat. Gut ausgebildete Ranger erklären all dies mit viel Humor und ohne erhobenen Zeigefinger, dennoch lassen sie keinen Zweifel aufkommen an der Zerstörungswut, die die menschliche Zivilisation dem fragilen System der Natur zufügt. Es ist einfach eine gut gemachte Aufklärung. Etliche ausländische Zoologie- bzw. Biologiestudenten absolvieren hier Praktika. Ich fand es sehr lehrreich und habe vieles erfahren - insbesondere über Raubvögel - was ich zuvor einfach nicht wußte. Und amüsiert habe ich mich auch bestens, denn wie gesagt: Humorvoll geht es auch zu !

Das ist Big Boy, ein außergewöhnlich großer Löwe. Als er noch ein "Kätzchen" war, hat ein Farmer sich ihn als Haustier gehalten, bis er irgendwann zu groß und zu gefährlich wurde.. Wildnis hat Big Boy nie kennengelernt, er würde dort nicht überleben können.

Das ist Big Boy, ein außergewöhnlich großer Löwe. Als er noch ein "Kätzchen" war, hat ein Farmer sich ihn als Haustier gehalten, bis er irgendwann zu groß und zu gefährlich wurde.. Wildnis hat Big Boy nie kennengelernt, er würde dort nicht überleben können.

Wir kraulen einen honey-badger (Honigdachs), schon fast vom Aussterben bedroht. Super-intelligente Tiere, die aber soviel Chaos verursachen, daß sie vielfach einfach getötet werden.

Wir kraulen einen honey-badger (Honigdachs), schon fast vom Aussterben bedroht. Super-intelligente Tiere, die aber soviel Chaos verursachen, daß sie vielfach einfach getötet werden.

Dieser sehr alte Löwe mußte früher mal sein Leben in einem Zirkus in Mosambik fristen - hier geht es ihm wesentlich besser !

Dieser sehr alte Löwe mußte früher mal sein Leben in einem Zirkus in Mosambik fristen - hier geht es ihm wesentlich besser !

Geparden reißen auf Farmen unheimlich viel Nutzvieh und sind ein wirtschaftliches Problem, sie werden geschossen, wenn nicht Organisationen wie Moholoholo sie abholen.

Geparden reißen auf Farmen unheimlich viel Nutzvieh und sind ein wirtschaftliches Problem, sie werden geschossen, wenn nicht Organisationen wie Moholoholo sie abholen.

Auch die Wildhunde sind auf Farmen ein wirtschaftlicher Störfaktor, denn sie sind perfekte Jäger und werden aus diesem Grunde ebenfalls abgeschossen.

Auch die Wildhunde sind auf Farmen ein wirtschaftlicher Störfaktor, denn sie sind perfekte Jäger und werden aus diesem Grunde ebenfalls abgeschossen.

Dieses junge Nashorn ist verwaist aufgefunden worden und hätte in der Wildnis keine Chance gehabt. Weil es gesund und jung ist, gibt es aber eine Chance auf Wiederauswilderung.

Dieses junge Nashorn ist verwaist aufgefunden worden und hätte in der Wildnis keine Chance gehabt. Weil es gesund und jung ist, gibt es aber eine Chance auf Wiederauswilderung.

Diese Leopardin wurde ebenfalls mal von einem Verrückten als Haustier aufgezogen und entwickelte sich (natürlich) vom süßen Kätzchen in ein gefährliches Raubtier. Daher ist sie hier und hat keine Chance in der freien Wildbahn.

Diese Leopardin wurde ebenfalls mal von einem Verrückten als Haustier aufgezogen und entwickelte sich (natürlich) vom süßen Kätzchen in ein gefährliches Raubtier. Daher ist sie hier und hat keine Chance in der freien Wildbahn.

Moholoholo kümmert sich um sehr viele Raubvögel, alle wurden verletzt oder krank aufgefunden, nachdem sie in Stromleitungen geflogen waren oder vergiftetes Fleisch gefressen hatten. Viele können nicht mehr fliegen, weil sie so schwerwiegende Flügelverletzungen erlitten haben und haben deswegen keine Chance mehr in freier Natur. Insbesondere über die Raubvögel erfuhr ich hier vieles, was ich einfach zuvor nicht wußte. Nach 2 kurzweiligen Stunden verließen wir Moholoholo und stoppten für den Lunch an der Monsoon Gallery, wo ich eine Quiche genoss und mich dann im angeschlossenen Souvenir-shop austobte. 2 wunderschöne Bilder waren die Ausbeute. Perfekt gerahmt zieren sie jetzt meinen Flur. Auf zum Blyde River Canyon ! Ich übernahm das Steuer und bekam schon kurze Zeit später Probleme: Ich norddeutsches Flachlandkind bin das Fahren auf Gebirgspässen nicht gewohnt und traute mir Überholmanöver absolut nicht zu. So klebten wir ewig hinter LKW´s und verloren Zeit. Rudi beorderte mich daher etwas genervt an den Straßenrand und klemmte sich wieder selbst ans Steuer. Ich war erleichtert...

Three Rondavels - eines der Aushängeschilder Südafrikas.

Three Rondavels - eines der Aushängeschilder Südafrikas.

Die landschaftlichen Höhepunkte Mpumalangas erlebte ich auf eigenen Wunsch mehr oder weniger im Schnelldurchlauf. Es ist definitiv unglaublich schön, aber mein Gott, es sind eben Felsformationen, Ausblicke, Landschaften. Da kann ich mich jetzt nicht stundenlang dran aufgeilen. Gucken, Fotos machen, Luftholen und weiter. Tiere vermitteln etwas, Menschen sowieso, aber Landschaften betrachtet man eben nur eine Weile, und gut.

"Do you think, it´s natural ?"

"Do you think, it´s natural ?"

"Do you think, it´s natural ?" Das war die Frage einer schwarzen Touristin an mich, als wir an den Bourke´s Luck Potholes ankamen. Sie glaubte das einfach nicht und war sich absolut nicht sicher, ob das nicht doch vielleicht künstlich von Menschenhand geschaffen worden war. OK, sie hatte recht, es sieht ja auch total unwirklich aus, aber ich bin zu 200 % sicher, das es natürlich ist ! Und das sagte ich ihr auch. Wir wanderten über die Holzbrücken und Rudi wunderte sich schon, daß dies angesesichts meiner üblichen Höhenangst problemlos war. Aber dies war ja keine Höhe ! Nichts gegen Fish River Canyon, wo ich das letzte Mal gezickt hatte wegen meiner Vertigo.

God´s window

God´s window

Naja, die tollen Aussichtspunkte sind schon überwältigend. Da kann man mal einen Blick riskieren und auch begeistert fotografieren. Wir gewärtigten allerdings ein Problem auf der Weiterfahrt: Ein vor uns fahrender Geländewagen schleuderte einen Stein in unsere Windschutzscheibe und hinterließ einen fiesen Sprung. Nicht schön. Wir fingen an, die Versicherungsbedingungen zu studieren. Steinschlag sollte abgedeckt sein, sicher waren wir aber nicht. Wir beschlossen, den Sprung in Nelspruit flicken zu lassen.

Angekommen in Pilgrim´s Rest !

Angekommen in Pilgrim´s Rest !

Die alte Goldgräberstadt Pilgrim´s Rest ist ein Juwel. Man hat den Ort wunderbar erhalten (bzw. restauriert) und die schönen alten Gebäude aus Wellblech liebevoll zurechtgemacht. In der wunderbaren alten Bar, bollerte ein alter Ofen und wir genossen unsere Drinks. Das Postkartenschreiben erledigte ich auch hier. Und prompt fiel ich auf das über der Bar hängende Schild rein. "WYBMADIITY", was heißt das ? Ist wohl ein alter Witz, aber ich kannte ihn nicht: "Will You Buy Me A Drink, If I Tell You ?" Exakt das heißt es... Naja, ich hatte ja eh schon die Rechnung für die Drinks übernommen...

Es wurde spät und auch im südafrikanischen Winter wird es früher dunkel, also machte ich noch einen Rundgang durch das Städtchen, Briefkasten, Macadamia-Nüsse kaufen, Museum und ein wunderbarer Kramladen beschäftigten mich, während Rudi einen alten Bekannten in seinem Restaurant aufsuchte. Zurück nach Graskop, Supermarkt-Stopp und zurück nach Hazyview. Der Tag war lang und anstrengend !

Hauptstraße von Pilgrim´s Rest

Hauptstraße von Pilgrim´s Rest

© Sabine H., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine 2-wöchige Mietwagen-Rundreise durch das nördliche Südafrika, Swaziland und KwaZulu Natal, für mich das 3. Mal Südafrika in Begleitung meines südafrikanischen Freundes.
Details:
Aufbruch: 16.06.2007
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 01.07.2007
Reiseziele: Südafrika
Swasiland
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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