PERU BOLIVIEN CHILE
ALLES INCAS ODER WAS?
Von Lima nach Cusco, eine 20Stunden Fahrt, fuehrte die Busroute direkt durch das Erdbebengebiet. Nicht das es keine alternativen Strecken gaebe, man schert sich hier einfach nicht gross drum. Auf den Sportplaetzen rechts und links der Strecke standen also noch einige Zelte und in den Doerfern lagen umgefallene Lehmziegelmauern zu hauf. Und die Strecke fuehrte auch noch durch Nazca, wo ich ja gern ueber die gigantischen Zeichnungen in der Wueste geflogen waere, mir das Ganze aber wegen des Erdbebens verkneifen wollte. Tja und nachts um 1 da auszusteigen erschien mir dann auch komisch.
Die Plaza de Armas mit Kathedrale (links)
Hier in Cusco bin ich als erstes in die Katedrale gehirscht, das ist das Monstroeseste was ich je gesehen hab (ok, ich war noch nicht in Rom), ein Dutzend Seitenkapellen, 8 Altaere und 2 Nebenkirchern. Alles voller Gold, Silber, grandioses Schnitzwerk am Chorgestuehl, an dem die Armlehnen von kleinen Frucktbarkeitssymbolen mit grossen Bruesten geschmueckt sind.
In der ganzen Kathedrale sieht man starke Einfluesse der Inkakultur, auf deren Tempelfundamenten und aus deren Steinen die Kirche errichtet ist. Ueberall Sonnenornamente, florales Rankwerk und das Abendmahl mit gegrilltem Meerschweinchen und Maisbier...
Da stellt sich die Frage wer hier wen infiltriert hat. Sicher hat die katholische Kirche fuer europaeisches Verstaendnis erstaunliche Freiraeume gelassen um ihrem Glauben zu mehr Akzeptenz zu verhelfen. Andererseits waren die Handwerker groesstenteils aus der Umgebung, und so sieht man auf Bildern der Cusquener Malschule gern mal christliche Heilige mit indigenen Zuegen...
Sonntags in Cusco - Fiesta
vom Hostal ueber die Stadt
der Stein mit den 12 Ecken
die ganze Stadt steht auf Inka-Fundamenten
Bei so viel Inkakram ist Machupicchu nicht weit. Ich also zum Bahnhof um mir ein Ticket zu kaufen. Die Einzige alternative Anreise fuehrt ueber den Inkatrail, wo die Anzahl der Wanderer auf komplett ausgebuchte 500! taeglich begrenzt ist. Zugtickets von Cusco gab es auch keine mehr, das einzige was mir der Drops am Schalter verkaufen konnte war ein Ticket von Ollantaytambo. Hab ich genommen. Und danach gemerkt das er mich hat auflaufen lassen und ich von Cusco niemals morgens rechtzeitig nach Ollantaytambo komme.
Ich war erstmal ziemlich grantig, hab mich dann gefuegt und bin schon am Nachmittag los. Und das kleine Ollantaytambo hat sich als echter Gluecksgriff erwiesen...
im Bus nach Ollantaytambo
Ollantaytambo ist kleines Dorf in der Naehe von Machupicchu, hab mir die sehenswerten Inkaruinen angeguckt und mich auch was die Menge an Touristen angeht fuer Machupicchu vorgewaermt. Zum den Bau der Tempelanlage von Ollantaytambo sind gigantisch Felsbloecke von bis zu 50Tonnen Gewicht perfekt geschliffen und ineindander verzahnt worden, da wundern sich selbst die Einheimischen drueber. Und sind ein kleines bischen stolz auf ihre starken Vorfahren.
Das Hostal in dem ich geschlafen habe gehoert einem Ami, der vor 4 Jahren ausgestiegen ist. Mit ihm hab ich aufm Dach ganz nett geplauscht, nachdem sich die Tagestoeristen breits verkruemelt hatten und es im Dorf gemuetlich ruhig wurde. Spaeter war ich dann noch in eine Bar und hab mit einigen Locals, 2 alten spanischen Hippiefrauen und einem Typen aus Kolumbien nen recht entspannten Abend verbracht...
Die Ruinen: vorn die terassieren Felder - oben der Tempel
der Vistadome nach Machupicchu
Tja Machupicchu - ich weiss nicht so recht was ich sagen soll. Das Ganze ist eine richtig gross angelegte Touristenveranstaltung. Und eine Goldquelle fuer alle, die daran beteiligt sind. Das faengt bei PeruRail an, weiter ueber die Busse die UNS Touristen vom Bahnhof zu den Ruinen bringen (in modernsten Mercedes-Bussen), den Guides, den Wasserverkaufern, Toliettenbesitzern, Bananen- und Postkartenverkaeufern. Insgesamt kostet der Trip von Cusco in der fast preiswertesten Variante ca.130Dollar. Viel Geld fuer grossartige Ruinen.
vom alten Gipfel, dem Machupicchu
Ich bin zuerst auf den alten Gipfel, losgelaufen mit vielleicht 100 Anderen. Oben sassen dann vielleicht 20 Leute. Der Weg ist so steil und felsig, das ich da den einzigen Platz an den Ruinen gefunden habe, wo ich den Ort, die beeindruckende Lage auf einem Bergruecken, die Atmosphaere geniessen konnte. Hier oben verliert sich der Trubel, schrumpfen die Massen an Menschen fast zur Unkenntlichkeit zusammen.
Steine und obendrauf ein Vogel
Wieder unten angekommen ists schwer, Fotos ohne Horden von Besuchern zu schiessen, die Menschen sind so zahlreich das sie den Ort dominieren. Keinen Platz in dem gesamten, recht grossen Areal hat man auch nur kurz fuer sich.
Sowas mag ich ja garnicht. Trotzdem muss ich seltsamerweise sagen das sich der Besuch gelohnt hat. Hier sind es nicht einzelne Bauten oder bearbeitete Steine, sondern die Gesamtheit und Lage, die mich geplaettet haben. Und irgendwie schaffts Machupicchu doch trotz des Touristenansturms, seine Wirkung zu entfalten.
die andere Richtung, der Machupicchu rechts
Jetzt geht meine Zeit in Peru zu Ende, ich fahre ueber Nacht nach Bolivien, Copacabana am Titicaca-See. Einiges hier werd ich vermissen, das Menu del Dia in den einfachen einheimischen Restaurants. Ich weiss nie was genau dann auf den Tisch kommt, aber es gibt immer andine Muttikueche mit Salat oder wuerzigen Kartoffeln vornweg, dann eine deftige Suppe und einen Hauptgang mit -na klar- Kartoffeln, Fleisch und Reis. Oder die kleinen Spiesse die man abends an Strassenstaenden zu kaufen bekommt. Rindfleisch auf einen Bambus-Stick, vorn ne gekochte Kartoffen draufgepiekt und gegrillt.
Wirklich angenehm ist hier auch die Freundlichkeit der Menschen aufm Land, in den Doerfern wuenscht mir nahezu jeder einen schoenen Tag. In der Stadt dann das genaue Gegenteil, vor allem in Cusco werd ich staendig angequatscht, ob ich Bilder, Fingerpuppen, Touristeninfos, Muetzen, ein Taxi, Postkarten oder ne Massage brauche. Das nervt auf Dauer.
Ganz sicher nicht fehlen wird mir das ewige Gehupe zu jeder Gelegenheit und der allgegenwaertige Uringeruch in den Strassen. Selbst die Marktfrauen lassens gern mal laufen. Ob das in Bolivien so viel anders wird weiss ich nicht, laenger als eine Woche werde ich da wohl nicht bleiben. Danach kommt Chile, worauf ich mich riesig freue, nicht nur weil es deutlich zivilisierter sein soll, vor allem wegen der Landschaft.
Aufbruch: | 02.09.2007 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 25.10.2007 |
Vereinigte Staaten
Bolivien
Chile