Indiens Norden

Wir haben beschlossen, noch einen Tag hier zu bleiben, es ist hier so schoen ruhig. Mr Jays Plan haben wir soewieso schon ueber den Haufen geworfen, er war einfach zu voll. Klar, je mehr unterschiedliche Hotels, desto mehr Kommission fuer ihn. Da er die bei uns aber sowieso nicht bekommt, ist ihm die Planaenderung auch egal.

Heute fahren wir im Entspannungs-Programm fort und wollen uns eine Massage goennen. Angebote gibt es viele - wir nehmen einfach das naechst beste und verabreden uns fuer den fruehen Nachmittag mit einem netten jungen Typ, der uns zum "Massage-Place" fahren will. Auf seinem Motorrad. Das muss ein schoenes Bild sein: Die Bremer Stadtmusikanten verkehrt. Vorn der kleinste, in der Mitte ich, hinten ragt Doris auf. Der Junge faehrt erstaunlich gut! Wir kommen nach kurzer Zeit am Haus seiner Mutter an, die mir eine Ruecken- und Schulter-Massage angedeihen laesst, waehrend sich der Junge Doris' Fuesse vornimmmt. Die Dame knetet ganz schoen. Es fuehlt sich zwar nicht sehr fachkundig an, tut aber gut.

Abends sitzen wir zum Sonnenuntergang im Sunset-Cafe am See. Hier tummelt sich jeden Abend ganz Pushkar. Die Hippies, inidsche Touristen, sonstige Touristen, die ewigen Musikanten, Trommler. Ein bunter friedlicher Haufen. Und heute gibt es noch andere Gaeste. Orthodoxe Juden tauchen auf, mit einem Karren, von dem sie einen riesigen neunarmigen Leuchter hieven, den sie am See platzieren. Wir wundern uns ... Der Franzose am Nachbartisch meint: "Vielleicht Hanuka?" Keine Ahnung aber die Israelis von seinem Nachbartisch bejahen. Einer erzaehlt mir auch die zugehoerige Geschichte. Eine kleine Gruppe Juden habe gegen eine Uebermacht Griechen ("Roemer!" - ein Einwurf des Franzosen) gekaempft und gewonnen. Daher das Fest. Wir mischen uns unter die Leute. Heute ist der vorletzte Tag, also brennen alle Kerzen (na ja, riesige mit Spiritus getraenkte Faserbueschel) am Leuchter, bis auf eine. Die Juden haben auch ihre eigene Soundanlage mitgebracht. Es ertoent spanische Gitarrenmusik und spaeter auch Juedisches. Eine Art Rabbi haelt eine Ansprache, dann verfallen ein paar Maenner in einen pogoartigen Tanz. Der heilige indophile Europaer, der sich immer in Tuecher kleidet und Turban traegt, mittendrin, die Hippie-Gemeinde und einige Touris und Inder aussenrum. Bizarr, aber ich fuehle mich recht wohl. Es wird Gebaeck gereicht, das mein Magen leider ablehnt. Sagenhaft! An Brahmas heiligem Lotusbluetensee duerfen Juden Hanuka feiern. Ich werde hier noch zum Weltbuerger. Ich bin beeindruckt! Aber nicht lange. Als wir spaeter das Hotel verlassen, um noch eine Runde zu drehen, steht ein Polizei-Jeep da, der Platz ist geraeumt, Hanuka am See ist nicht erlaubt. So tolerant ist wohl selbst der Hinduismus nicht.

Spaeter regt sich noch ein indischer Ladenbesitzer auf, als der Leuchter vor seiner Tuer vorbeigekarrt wird: Umweltverschmutzung! Das Feuer raucht doch so! Ich muss laut lachen. Das hier ist das schmutzigste Land, das ich je besucht habe ... War wohl doch eher eine leicht rassistische Aeusserung als Sorge um die Umwelt.