Vietnam, zum 3. Mal...
Halong Bay
13.08.08
Ich traue mich kaum, die Vorhänge wegzuziehen, denn die ganze Nacht hat es heftig geregnet. Bitte, bitte ! Nicht schon wieder eine Halong-Bay-Pleite wegen schlechten Wetters ! Egal, ist nicht zu ändern, was da draußen auf mich wartet. Aber ich registriere, daß das Regen-Prassel-Geräusch weg ist...ich riskiere einen kleinen Blick durch einen Vorhang-Spalt...wow ! Wenn Engel reisen...Sonne, blauer Himmel, Schönwetterwolken und keine Brise und keine Wellen !! Perfekt !!!! Jetzt springe ich aus dem Bett und bin in Sekundenschnelle am Frühstücksbuffet.
28 Mio. Passagiere besteigen Dschunken in die Halong Bay, so scheint´s. Wir wollen uns echt eine Dschunke mit anderen teilen, aber wir bleiben übrig und haben dann eine für uns alleine.
4 Stunden Zeit auf einer einsamen Dschunke im südchinesischen Meer. Grandiose Landschaften aus Kalksteininseln ziehen vorbei und ich genieße einfach nur diesen herrlichen Tag !
Die gesamte Halong Bay ist ein perfektes Piratennest, aber die Zeiten sind vorbei...Heute stampeden Touristenhorden durch die Höhlen und der Eingangsbereich wird aus Mega-Lautsprechern beschallt. Schade, daß es offenbar notwendig ist, die Besucher explizit darauf hinzuweisen, daß sie ihren Müll nicht in die Höhle schmeißen sollen. Trotzdem kann man sich auch hier die Black Pearl unter Capt. Jack Sparrow vorstellen - klar, falsche Seite der Erdkugel, aber trotzdem...
Als wir eine Fischerfamilie in einem der vielen schwimmenden Dörfer besuchen, frage ich mich, wie die das hinkriegen, daß weder die kleinen Kinder, noch die Hunde je über Bord gehen ? Ich habe nachgesehen: Weder die Klein(st)kinder, noch die Wachhunde verfügen über Schwimmhäute und Schwimmwesten sucht man auf den schwankenden Flößen vergeblich. Es gibt (fast) alles in den schwimmenden Dörfern, auch Schulen. Nur die älteren Kinder müssen Schulen auf dem Festland oder auf den größeren Inseln, wie Cat Ba, besuchen. Gegen Taifune schützt man sich im Windschatten der Kalksteininseln, es gibt viele sichere Buchten.
Wir erreichen Cat Ba und schiffen uns aus. Ein Minibus bringt uns nach Cat Ba City und ins pompöse Holiday View Hotel (oder so ähnlich, jedenfalls das einzige, das sich offziell mit "Sternen" schmücken darf). Ein gräßlicher, unpersönlicher Betonklotz. Ich beziehe mein Zimmer im 13. Stock (verdammt, ich hab´Höhenangst !) und checke die Lage. Besser mal schnell wieder weg hier. Ich habe außerdem Hunger ! Cat Ba ist voll mit Restaurants. Und wer hier nicht Fisch isst, hat selber schuld ! Der Lonely Planet empfiehlt ein kleines Restaurant in einer Seitengasse. Yo, gefunden. Becken mit lebenden Meerestieren stehen vor der Tür. Ich suche mir einen Fisch aus und ordere dazu Reis und Salat. Während es in Vietnam absolut üblich ist, sein Essen noch im lebendigen Zustand kennenzulernen, haben wir Europäer es ja gerne lieber tot beim ersten und einzigen Zusammentreffen. Ich kann es kaum mitansehen, als der mich treu ansehende Fisch brutal aus dem Becken "entnommen" wird. Irgendwie bin ich gar nicht mehr hungrig...Da sich aber der noch grausamere Mittelteil dieses Menüs jetzt nicht mehr vor meinen Augen abspielt und ein paar Minuten vergehen, bin ich ca. 15 Minuten später durchaus in der Lage, die treuen Fischaugen zu vergessen und mit gesundem Appetit zuzulangen ! Es tut mir so leid, Fischi, aber Du hast gut geschmeckt !
Satt und zufrieden mache ich mich auf in mein nur wenige 100 Meter entferntes Hotel und treffe an der Rezeption Lao. Er ist bestimmt auf dem Weg zum Hafen für ein zünftiges Bia Hoi ! Vietnamesen lieben ihre Biergärten und diese unterscheiden sich gar nicht mal so sehr von unseren. Es gibt Fassbier - sehr billig - und deftiges Essen. Lao informiert mich noch kurz über die Schuh-Auswahl für morgen (er hat gerade deswegen nochmal telefoniert): Der normale Weg zum See sei nicht zugänglich aufgrund des ganzen Regens, aber der "Piratenpfad" sollte möglich sein, sei aber sehr nass. Also doch lieber die Trekking-Sandalen, nicht die Wanderschuhe. Okay ! Von mir aus auch in Pumps...!
Ich werfe noch einen langen Blick vom Balkon meines Zimmers im 13. Stock über die Bucht und erfreue mich an den Lichtern der vielen Fischerboote, bevor ich müde in meine Kissen sinke.
Aufbruch: | 10.08.2008 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 24.08.2008 |