Vietnam, zum 3. Mal...
Sapa und Wanderung nach Cat Cat
16.08.08
Der Zug trifft - wie vorhergesagt - mit 2-stündiger Verspätung in Lao Cai ein. Lao Cai liegt direkt an der vietnamesisch-chinesischen Grenze. Die "Königin der Berge" - Sapa - ist ca. 35 KM entfernt. Vorgesehen wäre jetzt gleich der Beginn einer 3-tägigen Trekkingtour von Dorf zu Dorf gewesen, aber die Erdrutsche machen dies nahezu unmöglich. Ich hätte trekken können, wenn ich unbedingt darauf bestanden hätte, aber im Grunde will ich das jetzt auch schon nicht mehr. Ich habe keine Lust mehr auf Klettertouren und auch nicht auf Schlammschlachten und die wären definitiv zu erwarten gewesen. Also beschliesse ich eine Programmänderung: Statt mehrtägigem Trekking nur kürzere Wanderungen und statt zweier geplanter Dorf-Übernachtungen 2 zusätzliche Nächte im wirklich feinen Chau Long Hotel in Sapa. Auf der Fahrt nach Sapa sieht man dann das Ausmaß der Taifun-Katastrophe: Ganze Berghänge sind abgerutscht, Straßen teilweise weggespült oder unter Schlammlawinen begraben. An vielen Stellen sind Bagger im Einsatz, um die Straßen wieder befahrbar zu machen.
Bagger schiebt LKW die Straße hoch, ja doch, das ist die Straße nach Sapa (oder was davon übrig ist)
Wir treffen im supersüßen Sapa ein und regeln erstmal das Organisatorische: Mein Hotelzimmer muss gebucht werden für die beiden Extra-Nächte. Das geht via Agentur billiger, also regeln die das. Ich surfe in der Zwischenzeit am Agentur-PC im internet...Schon schön, wenn einem alles abgenommen wird !
Es ist fast 11.00 Uhr, als ich im Hotel eintreffe, aber oh Wunder: Das Frühstücksbuffett ist noch aufgebaut und ich wittere Käsebrötchen ! Auf Kosten des Hauses bin ich dann auch schwuppdiwupp zum Frühstück eingeladen und in der Tat liege ich (fast) richtig: Käsecroissants ! Hmm, ist ja noch viel besser !!! Ich bin echt ausgehungert, denn seit Hanoi habe ich außer einer Banane nichts mehr gegessen.
Ich beziehe mein super-geiles Zimmer im 7. Stock und genieße für die nächsten Tage folgendes: Die gesamte Etage für mich alleine, ein superior-room und...
Logischerweise fühle ich mich sauwohl und bin dann auch hochmotiviert, den Nachmittag mal wieder mit Wandern zu verbringen ! Es ist allerdings echt nur ein Spaziergang gegen alles, was ich bereits erlebt habe. Wir spazieren also nach Cat Cat, ein Dorf der schwarzen Hmong ganz nah bei Sapa.
Schwere Lasten, steile Wege und das jeden Tag - im Gegensatz zu mir haben die Bergvölker echt Kondition !
Die schwarzen Hmong heißen so, weil sie traditionell immer schwarz tragen und sich auch die Zähne und Handflächen schwarz färben.Sie sind eher zurückhaltend, bieten natürlich auch ihr Kunsthandwerk zum Verkauf an, aber sind dabei nicht sehr aufdringlich. (Außer mitten in Sapa.) Sie gelten allerdings auch als eher weniger schlau und ihre Dörfer sind meist nicht vorgesehen für Übernachtungen auf Trekkingtouren, weil nicht so besonders sauber.
Am späteren Nachmittag besuchen wir dann noch ein Dorf der roten Dzao. Die roten Dzao gelten als sehr viel schlauer, geschäftstüchtiger und auch sauberer als die schwarzen Hmong. Und das zeigt sich sofort: Ich entsteige dem Auto und werde überfallen von 8 Dzao-Frauen, die mir ihre selbstgemachten Sachen zum Verkauf "anbieten" bzw. eher aufdrängen. Auf so etwas reagiert wohl fast jeder gleich: Man versucht der Situation zu entkommen und empfindet so einen Überfall als absolut unangenehm. Aber ich bin vorgewarnt und habe mir eine Strategie zurechtgelegt: Ich tue einfach so, als verstünde ich kein englisch. Und Lao übersetzt das dann auch noch ins vietnamesische, woraufhin 4 der 8 sofort verschwinden. Die verbleibenden 4 kleben aber wie Kletten an uns, stellen die Verkaufsversuche allerdings (vorläufig) ein und unterhalten sich mit Lao. Die "ich-kann-kein-englisch"-Nummer müssen wir jetzt natürlich durchziehen und so übersetzt Lao alles für mich, was ich problemlos auch selbst hätte fragen können, denn die Frauen können eigentlich ganz gut englisch ! Es wird am Ende ein wirklich netter Dorfspaziergang.
Rote Dzao, mir fallen echt die strammen Waden auf ! Kein Wunder, sie klettern den ganzen Tag, wie Bergziegen
Eine von ihnen hat etwas anderes in ihrem Korb, als selbstgemachte Souvenirs: Sie trägt ihren 1 Monat jungen Säugling auf dem Rücken mit sich herum. Ich schiebe im Korb mal die Decke beiseite: Ein supersüßer Winzling schlummert da seelig !
Es giesst plötzlich. Das ist für die 4 Dzao-Frauen ein Geschenk des Himmels ! Eine spannt über mir einen Schirm auf, die anderen 3 ziehen mich ins Trockene unter einen Dachüberstand. Alle 4 drängen mir jetzt, wo es sowieso nichts anderes zu tun gibt, ihre Sachen zum Verkauf auf. Es ist klar, daß ich das Dorf nicht verlassen kann, ohne jeder von ihnen etwas abzukaufen. Das wäre extrem unhöflich. Ich mache es kurz, greife mir von jeder irgendein Teil, habe auch keine Lust auf großartige Preisverhandlungen und zahle jeder von ihnen umgerechnet 2,50 EUR. Dafür will ich aber jetzt auch ein Gruppenfoto ! Im Gegensatz zu den schwarzen Hmong haben die roten Dzao kein Problem damit, fotografiert zu werden und stellen sich bereitwillig mit mir auf.
Zurück nach Sapa. Ich habe schon wieder einen Bärenhunger. Körperliche Betätigung an der frischen Luft, das verursacht bei mir Heißhunger auf Pasta. Kein Problem in Sapa, es gibt einen ganz hervorragenden Italinener, wo ich an diesem Abend die zweitbesten Spaghetti Carbonara meines Lebens verspeise. (Platz 1 hält noch immer "La Bella Napoli" in Pokhara/Nepal).
Ich bin echt kaputt und wandere nur noch kurz durch die Altstadt Sapas, geniesse dann jedoch die Annehmlichkeiten meines Hotels.
Aufbruch: | 10.08.2008 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 24.08.2008 |