Vietnam, zum 3. Mal...
Wollen die mich umbringen ???
14.08.2008
Kurzer Blick vom Balkon über die Bucht: Herrliches Wetter ! Dann also erstmal frühstücken, könnte ja durchaus etwas anstrengend werden heute. Mindestens Rührei ist deswegen als Energielieferant angesagt ! Ich teste auch mal die Pho, also die Nudelsuppe, ist ja etwas gewöhnungsbedürftig zum Frühstück, aber durchaus lecker !
Per Minibus geht´s an irgendeine Anlegestelle und ich besteige das weiße Plastikboot. Die Crew ist nett, es steigt noch der Guide mit unserer Tagesverpflegung im Plastikbeutel zu und der ist auch nett. Ich werfe einen Blick auf seine Füße: Gummi-Flip-Flops. Wieso wird wegen meiner Schuhe noch extra abends zuvor herumtelefoniert, wenn der bevorstehende Trek offenbar in Gummilatschen zu machen ist ? Kann ja so schlimm echt nicht sein ! Nu ja. Erstmal tuckert das Plastikboot los.
Wo wollen wir überhaupt hin ? Tja, zu einem See, der sehr schön sein soll, nur leider etwas schwer zugänglich.
Ich habe keinen blassen Schimmer mehr, wie dieser See überhaupt heißt. Am Anfang dieser Tour weiss ich es noch, am Ende habe ich den Namen bereits für immer und ewig aus meinem Gehirn getilgt ! Von den jetzt folgenden dramatischen Stunden (gefühlte 5 - in echt wohl nur 2,5) gibt es keinerlei Fotos. Ich bin absolut anderweitig beschäftigt und hätte meinen Rucksack mit der kompletten Fotoausrüstung - so ich den denn hätte selber schleppen müssen - auch sofort im südchinesischen Meer versenkt...
Nachdem sich nämlich die Crew des Plastikbootes bei den Einheimischen eines nahegelegenen schwimmenden Dorfes nach dem Zustand des Piratenpfades zum See erkundigt hat, legen wir an einem Felsen an. Ich sehe nur einen riesigen, zerklüfteten Felsklotz, sonst nichts. Ach, doch: Ein paar Hunde klettern in dem Fels herum. Ein Zeichen, daß Menschen in der Nähe sein müssen. Ich soll aus dem Boot auf den Felsen klettern. Ok, geht ja gerade so noch. Dann: Ein für mich unüberwindlicher Felsspalt. Lao und der Guide krabbeln da irgendwie rüber. Ich kann das nicht, ich weiss gar nicht, wie ich das anstellen soll ! "Nee", sage ich , "tut mir leid, das kann ich nicht !". Kein Hindernis für meine beiden Begleiter, sie krabbeln zurück auf´s Plastikboot und organisieren eine Leiter. Ich frage Lao, ob das so weitergehen würde, denn dann könnten wir gleich abbrechen. Ich bin kein Kletterheld, absolut nicht. Er meint, nein. Nur dieser Felsspalt. Gut, ich krabbele auf allen vieren über die Leiter und dann den restlichen Felsen hoch. Und siehe da: Ein Häuschen, 8 Hundewelpen + Mutter, ein Typ und eine Wasserpfeife. Die ich erstmal für eine Opiumpfeife halte. Was natürlich Blödsinn ist...Der Typ kommt jetzt auch noch mit, wir klettern ein kleines Stück weiter. "Typ" verschwindet auf einem kaum sichtbaren Pfad im Dschungel, wir warten. "Typ" kommt mit Ruderboot, bzw. Ruderkorb zurück. Und dann paddeln wir erstmal über einen See, von dem ich erst denke, das ist der See ! Die Sonne brennt, aber der See ist unheimlich schön. An einer Stelle, wo eigentlich nur grüne Hölle ist, gehen wir wieder an Land. Und dann folgt eine unheimlich harte Klettertour über irre Felsen und durch den Dschungel, ich komme mir vor wie ein Vietcong-Guerilla, schwitze literweise und ächze und kämpfe mich einen grausamen Berg hoch. Etliche Male weiss ich nicht weiter, aber meine netten Begleiter ziehen und zerren mich weiter, zeigen mir, wohin ich treten kann und ich halte mich an ihnen, Bäumen, Ästen, Lianen, Felsen oder sonstwas fest. Ich verfluche diesen See ! Jappse nach Luft und wringe hin und wieder mein T-Shirt aus. Den Berg haben wir nun erklommen und der See kommt in Sicht, aber ich weigere mich, da nun auch noch über die rutschigen Hammerfelsen runterzuklettern. Mein Gott, es ist eben ein See ! Ein wunderschöner, irrer See, aber der ist es mir nicht wert, auf diesem Knochenbrecherpfad noch weiter zu klettern. Also zurück. Harte Arbeit, wieder. Aber im Haus von "Typ" angekommen, bin ich happy: Das ist überstanden !
"Typ" hat mich garantiert 10 Mal unterwegs vor einem Knöchel- oder Oberschenkelhalsbruch bewahrt und erhält dafür ein sehr anständiges Trinkgeld. Über den Horrorfelsen mit dem Spalt (und der Leiter darüber - extra für mich) gelange ich wieder auf´s Boot. Gott sei Dank ! Ich stelle fest, daß gerade mal der Vormittag vergangen ist, dabei ist mir die Klettertour wie eine Ewigkeit vorgekommen !
Nächster Programmpunkt: Kayak-Fahren. Das kann so anstrengend nicht werden, hoffentlich !
Lao paddelt vorn und lässt es langsam angehen. Durch den "Durchgang" vorne wollen wir durch - passt !
Och, wir paddeln so hier und da und um Kalksteinfelsen herum und herum, vergessen die Zeit und philosophieren über das Thema "gesunde Entspannung". Alle Felsen sehen irgendwann und irgendwie gleich aus. Ähmmm, wo ist noch mal unser Boot ? Ich dachte, Lao hätte aufgepasst oder würde sich hier westentaschenmäßig auskennen. Lao hat gedacht, ich hätte mir bestimmt gemerkt, welche Route wir gepaddelt waren. Nun bin ich wirklich mit einem sehr guten Orientierungssinn gesegnet, auf den ich mich jederzeit verlassen kann. Deswegen folgen wir meinem Gefühl und finden dann auch relativ schnell unser Boot.
Nach all der körperlichen Betätigung knurrt jetzt echt der Magen. Aber dafür ist gesorgt: Shrimps auf Ei, Salat, Baguette und anschließend herrliches Obst.
Ein bißchen Herumschippern noch und dann: Badestopp ! Ich plansche ausgiebig im warmen, kristallklaren Wasser und bin für alle Strapazen des Tages entschädigt.
Boah, später Nachmittag und ich bin alle ! Schaffe es gerade noch ins nächste Restaurant und packe später meinen Krempel zusammen. Den späteren Abend verbringe ich vor der Glotze, HBO wird auch hier angeboten und ich schaue "Wallace and Gromit".
Aufbruch: | 10.08.2008 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 24.08.2008 |