Zürich-Chisinau-Zürich

Reisezeit: Juli 2008  |  von Roland E.

Für 35 Euro durch Deutschland

Ich plane eine weitere Verrücktheit. Mit dem Schönen-Wochenende-Ticket durch Deutschland. Es ist fahplantechnisch möglich! Um Mitternacht würde ich Zürich erreichen. Das klingt nach Abenteuer, also los. Um 7.44 besteige ich den menschenleeren Zug Richtung Görlitz. Tja und dieser Zug steht mal hier und mal dort, aber immer sehr lange und voila - in Görlitz ist mein Anschluss nach Dresden weg. Na super! Doch statt um 10.36 hat es auch einen 11.06. Das ist in 10 Minuten. Also rein in den Zug, immer der Nase nach. Aber vorher brauch ich ein Ticket. Also ab, Ticket kaufen, aber an den alten Automaten kriege ich kein SWT (später musste ich feststellen, dass ich schlicht und einfach zu blöd war, den Automaten zu bedienen) und am einzigen modernen Automaten steht eine lange Schlange. Also ab an den Schalter, doch der ist Sonntags geschlossen. Der nächste Zug nach Dresden fährt um 12.36! Ich könnte mir ein ICE-Ticket kaufen, da ich aber ein Generalabo besitze, habe ich Anspruch 25% Preisermässigung bei der DB und 100% in der Schweiz. Diese Prozente bekomme ich aber nur, wenn ich ein internationales Ticket kaufe und so ein Ticket lässt sich am Automaten nicht machen. Der verkauft nur Tickets für 140 Euro, aber das ist mir dann doch zu teuer und dass ich das Ticket noch im Zug umtauschen könnte oder nachträglich an einem Schalter, daran glaube ich nicht.

Geschlagen setze ich mich erstmals hin. Ich habe mich in eine ideologische Sackgasse manövriert und meine Sturheit lässt mich nicht aus der Sackgasse kommen. 140 Euro will ich nicht bezahle, aber aber das ermässigte Ticket kann ich am Automaten nicht lösen. Ein Ticket nach Dresden zu kaufen um dort ein ermässigtes ICE-Ticket zu erwerben käme aufgrund des hohen Preises Görlitz-Dresden sogar noch teurer als die 140 Euro. Übernachtung irgendwo unterwegs geht auch nicht, weil ich dann neben 2 SWT Tickets noch ne Übernachtung bräuchte, das ginge auch ins Geld. Und mein Zahn meldet sich. Ich habs deshalb eilig.

Die Denkpause tut gut. Ich komme zur Ruhe und warte, bis der Automat frei wird und lass ein paar Fahrpläne raus. Bis Lindau komme ich, aber was will ich dort? Basel? Dort wohnt meine Schwester, aber ich schaffe es nicht mehr bis Basel. Schaffhausen? klappt auch nicht. Dann in einem Verzweiflungsakt gebe ich Konstanz an und - unglaublich! Um 1.22 Uhr könnte ich dort sein. Und von Konstanz aus könnte ich schnell über die Grenze laufen, denn in der Nachbarstadt Kreuzlingen wohnen genug Leute, die ich kenne und wo ich übernachten könnte.

Frischen Mutes geht es ans SW-Ticket kaufen, aber der Automat nimmt nur Kreditkarte. Ich probier es pro forma nochmals bei einem alten und ... ich hätte den Automaten nur richtig anschauen müssen, 1 drücken und fertig das Ticket!

So bummelt der Zug Richtung Dresden und kommt viel zu spät an. Der Zug nach Nürnberg wartet noch kurz, er ist hoffnungslos überfüllt. Der Regionalzug lässt einem nicht viel Platz. Es ist eng, heiss, laut, wirklich nicht gerade eine angenehme Reise. In Nürnberg schnell eine Wurst und ein Sandwich kaufen, weiter Richtung Crailsheim, wo auch immer das liegt, in einem uralten Wagen eines Zuges, der auch mehr Reisende als Plätze hat. Von Crailsheim geht es dann Richtung Ulm. Dieser Zug ist einiges angenehmer, aber immer noch eng und die Klimaanlage ist so gebaut, dass mein Rucksack sich nicht auf die Gepäckablage drücken lässt.

In Ulm noch ein Bierchen und ab in eine hoffnungslos überfüllten Zug nach Friedrichshafen. In Ulm sind alle Züge mindestens 10 Minuten verspätet, aber auch schon in Nürnberg vielen mir die vielen Verspätungen auf. Nun ja, ich darf nicht klagen, denn ich habe ja nur 35 Euro bezahlt.

Zu meiner Freude fährt der Zug gleich weiter Richtung Radolfszell, diesmal praktisch leer, den in Friedrichshafen stiegen fast alle aus und fast niemand mehr ein. Es ist ein eigenartiges Gefühl, fast alleine im Zug zu sitzen mittlerweile ist Mitternacht längst vorbei.

Der Zug von Radolfszell nach Konstanz ist der Hammer. Gut gekühlt, hier hat man viel Platz, viel mehr Beinfreiheit, er ist viel kundenfreundlicher gebaut. Ich habe ja schon darüber gelesen, dass Siemens alle Aufträge an die kleine Firma Stadler Rail verliert, weil sie viel zu sehr an die Technik und viel zu wenig an die Kunden gedacht hat. Nun, dieser Zug der Stadler Rail schlägt alle anderen Züge, in denen ich vorher sass, um Welten.

Pünktlich um 1.22 Uhr trifft er in Konstanz ein. So, da bin ich wieder!

© Roland E., 2009
Du bist hier : Startseite Europa Polen Für 35 Euro durch Deutschland
Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Zugsreise nach Moldawien und zurück.
Details:
Aufbruch: Juli 2008
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Juli 2008
Reiseziele: Serbien
Bulgarien
Rumänien
Moldau
Ukraine
Polen
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.