Trekkingtour durch Andalusien

Reisezeit: September 2008  |  von Matthes Jansen

1. Tag: Aachen bis Lanjaron

Unser Flieger (TUIfly) sollte um 6.30Uhr morgens starten doch um 22.59Uhr saßen wir bereits im Zug von Aachen in Richtung Köln HBF. Lieber wollten wir 4 Stunden am Flughafen warten, als mit dem ersten Morgenzug um 3.30 Uhr zu fahren und dann abhängig sein von der Zuverlässigkeit der DB. Man muss sein Glück nicht herausfordern. Am HBF ging's mit der S-Bahn (S-Bahn-Linie 13, FZ 15 min.)weiter bis zum Flughafen wo dann versucht wurde die unsägliche Wartezeit von 4 Stunden mit unterschiedlichen Mitteln zu bezwingen, in meinem Fall mit verzweifelten Schlafversuchen, bei den anderen mit kaffeegetriebenem Kartenspiel.
Nach 3 Stunden mehr oder weniger guten Schlafs im Flugzeug, nur unterbrochen durch ein "Frühstück", kamen wir pünktlich um 9.30 in Malaga an. Die Sonne schien, die Stimmung war gut. Der Bus ins Zentrum von Malaga kostete 1€ (Abfahrt direkt vor dem Ausgang). Im dicht gedrängten Bus mussten wir dann genau nachfragen wo der Hauptbahnhof war, eine erste Gelegenheit die angelernten Spanischbrocken auf Menschen loszulassen. Doch am fachkundigsten waren ein Paar deutsche Touristen, die scheinbar gerade auf dem Weg zu einen Saufurlaub waren, die Probe aufs Exempel in Sachen Spanisch würde also noch auf sich warten lassen.
Am HBF gingen wir zuerst Bustickets kaufen für die Direkt-Weiterfahrt nach Lanjaron um 15.30, das in Andalusien omnipräsente Busunternehmen "Alsina Graells" begnügt sich für so eine 3 Stunden Fahrt mit 10,70€ pro Kopf.(Ein Bus nach Granada fuhr schon um 12 Uhr los, wäre um 16Uhr in Granada angekommen und von da aus hätte man sich erst um eine Weiterfahrt nach Lanjaron kümmern müssen). Um die über 4 Stunden bis zu Abfahrt zu füllen entschieden wir uns nach einem gemütlichen Plätzchen zu suchen für die Siesta. Nach einem 15-minütigen Marsch fanden wir einen schattigen Park ganz in der Nähe des Hafens. Erst, nachdem wir uns bereits hingesetzt hatten, merkten wir, dass sich unweit von uns ein Streifen Sandstrand an den Hafen anschloss. Damit war alles klar: In 2er Pärchen gingen erst ich und Eduard baden, was in diesem Fall eigentlich waschen genannt werden muss, anschließend Les und Toby. Punkt 15.30Uhr ging's dann mit dem Bus in Richtung Lanjaron. Zu erst bis Motril, immer an der überraschend hügeligen Küste entlang, die aber leider optisch zubetoniert worden ist durch viel zu viele Hotels und Touristenanlagen.

Und als die Hotelflut abzuklingen begann, wurde sie ersetzt durch eine weiße Folienlandschaft, die ihres gleichen sucht. Treibhäuser so weit das Auge reicht, ganz furchtbar. Doch ab Motril ging es dann steil gen Norden, weg von der Plastiklandschaft an der Küste hinein in die Berge. Auch wenn die "Mitfahr-Intensität" für den durchschnittlichen Reisenden nun deutlich zunahm durch die explosive Mischung aus engen Serpentinen und spanischem Überholspur-Temperament, so waren die Aussichten über die 60-minütige Fahrt von der Küste bis Lanjaron herrlich und machten Lust auf mehr.
Um 18.30, nach dem Ausstieg in Lanjaron, mussten wir erst, geordnet nach einer Dringlichkeitshierarchie, alle auf Toilette, dann begann die Wanderung. In einem Kiosk füllten wir vorher noch unsere Wassersäcke mit gekauftem Wasser aus Plastikflaschen auf
Lanjaron verfügt über eine enorme Wasserquelle und versorgt damit ganz Südspanien. Lanjaron-Wasser ist etwas teurer, aber gilt auch als etwas besser. Die Idee, in Lanjaron nach Trinkwasserquellen zu fragen war kurz im Gespräch gewesen, wurde aber verworfen weil Aachen z.B. auch für seine Quellen bekannt ist, aber dort, bis auf 2 nach Schwefel stinkende Ausnahmen im Zentrum der Stadt, keine Trinkbrunnen vorhanden sind. Der Unterschied hierzu lag nun in der Größe der Städte, man hätte drauf kommen können. Dass wir kurz nach dem Einkauf der Wasserflaschen an 4 oder 5 Trinkbrunnen vorbeiliefen war die gerechte Strafe für die Verwechslung von Aachen mit einem Kaff in den spanischen Bergen. Weitere Geistesblitze dieser Art sollten folgen.
Erfrischt und munter ging es nun darum den Einstieg in den GR7 zu finden.

Im Nachhinein ist alles einfach und logisch, aber man muss es erstmal lernen und das dauerte bei uns 1,2 Tage. Grundsätzlich ist der GR7 der südspanische Teilabschnitt des Fernwanderwegs E4, der von Zypern hoch nach Bulgarien führt, und dann nach den Alpen in Frankreich zum Mittelmeer hin abfällt, wo es dann mehr oder weniger in Küstennähe nach Tarifa im Südzipfel Spaniens geht. Der GR7 in den Alpujarras ist dabei, im Gegensatz zu manchen anderen Abschnitten des E4, so vorbildlich markiert, wie man es sonst vielleicht nur aus den Alpen kennt. Nicht nur sieht man so gut wie immer schon von weitem das weiß-rote GR7 Zeichen. Alle möglichen Abzweigungen, die der Wanderer fälschlicherweise einschlagen könnte, sind mit einem weiß-roten "X" versehen. Und quert der GR7 eine Ortschaft, so muss man immer nur der Hauptstraße folgen, um wider den Einstieg zu finden. Alles in allem handelt es sich hierbei also um einen absolut idiotensicheren Wanderweg, den man im Notfall auch ohne Karte gehen könnte. Also genau das Richtige für uns
Als der Einstieg ca. 300m hinter der Stadt gefunden war ging es steil bergan. Da es bereits spät war und wir wussten, dass die Sonne um 21.15 untergehen sollte, machten wir es uns, im Schutz der Bäume, an einer mit Stroh gepolsterten Stelle bequem. Erst wurde das Essen gekocht ohne die restlichen Sachen auszupacken. Wenn jemand gekommen wäre hätte er uns also schlimmstenfalls wegen der Gaskocher ermahnen können, aber es standen noch keine Zelte, und erst das Wildcampen kann richtig teuer werden wenn man Pech hat und erwischt wird. Die entsprechende Wahrscheinlichkeit drückten wir jedoch runter, indem wir uns vornahmen die Zelte erst mit dem letzen Restlicht aufzubauen.
Die warme Mahlzeit am Ende eines im Großen und Ganzen doch ziemlich anstrengenden Tages und die damit einhergehende Trägheit ließen uns etwas übers Ziel hinausschießen und die einzigen Restlichter, mit deren Hilfe wir schließlich unsere Schlafstätten aufbauten kamen aus unseren Taschenlampen, nachdem es um uns herum ziemlich schnell ziemlich duster geworden war. Dass die Taschenlampenlichter in der Dunkelheit auffälliger waren als der Zeltaufbau am helllichten Tage je gewesen wäre, dessen waren wir uns übrigens durchaus bewusst, die Ironie strahlte an diesem ersten Abend prächtig in die Nacht hinein.
Die Nachtgeräusche beschränkten sich auf vorbeifahrende Autos, wo auch immer sie sein mochten, man sah keine einzige Straße, sowie auf Hundegebell. Letzteres, so stellte sich im Lauf der Reise heraus, ist übrigens so typisch für Südspanien, wie es Paella, Gazpacho und Flamenco nie sein könnten. Wenn man also wirklich südspanisches Flair genießen will, ist der Besuch des spanischen Restaurants um die Ecke nicht das Richtige. Besser ist's einen Klappstuhl einzupacken, zum nächsten städtischern Hundezwinger zu marschieren, die Augen zu schließen, alles um sich herum zu vergessen und die viel gepriesene "Magie des Südens" auf sich wirken zu lassen, während einen die eingefangen Streuner durch die Käfiggitter ankeifen.

© Matthes Jansen, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alpujarras – Mulhacen - Gabo de Gata - Almeria...alles in drei Wochen zu Fuß!
Details:
Aufbruch: September 2008
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2008
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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