Trekkingtour durch Andalusien

Reisezeit: September 2008  |  von Matthes Jansen

10.Tag: Gabo de Gata Stadt/Kap bis San Jose

Wir ließen uns Zeit, Sachen wurden in Ruhe gepackt, dann ging's erst Mal in die Stadt Cabo de Gata um etwas zu essen zu kaufen. Wir frühstückten an der Promenade. Hier fiel uns zum ersten Mal bewusst etwas auf, was wir vorher nur unterschwellig wahrgenommen hatten. Im Gegensatz zu den Alpujarras, wo wir mit unseren Rucksäcken immer Interesse geweckt hatten und uns ausnahmslos nur Lächeln und Offenherzigkeit entgegengebracht worden war, war das hier an der Küste anders. Die Leute schauten uns mit einem distanzierten Mitleid an, als würden sie überlegen ob sie uns ignorieren oder 20 Cent vor die Füße werfen sollen.
Wir aßen trotzdem in Ruhe auf, und um 10 Uhr ging's los, immer auf der Straße entlang, in Richtung des berühmten Aussichtspunkts. Bis auf einen 15-minütigen Zwischenstopp in Las Salinas, einer skurrilen Ansammlung komischer Häuser und noch komischerer Einwohner, kamen wir relativ flott gerade mit Einsetzen der Mittagshitze um 12.30Uhr an der Playa de Corralete an. Da wir -natürlich- keinen Sonnenschirm dabei hatten mussten wir uns in den einzigen Schatten legen, der an diesem Strand vorhanden war, neben einem kleinen Bootshaus. Erst als wir uns schon hingelegt hatten stellten wir fest, dass wir auf dem inoffiziellen Scheisshaus dieses Strandes lagen, umgeben von allem, was der Mensch im Laufe eines Tages so abgibt. Nach 20 Minuten Verschnaufpause beschlossen wir dann uns am Strand ein Sonnensegel zu bauen, an ein Weitergehen bei der Temperatur war nämlich nicht zu denken. So stellten wir unsere Rucksäcke im Quadrat auf und spannten unsre Zeltunterplanen darüber. So war das Schutzdach nur so hoch wie ein mehr oder weniger gerade stehender Rucksack, aber mehr als ausreichend um seinen Zweck zu erfüllen, wenn auch mit einigen Strafpunkten beim Qualitätsmerkmal Liegekomfort, aber das ist etwas auf das man sich einstellen kann wenn man weiss, dass man nicht in einem 5-Sterne-Hotel Urlaub macht. Im Endeffekt ist alles nur Kopfsache, auch die Zufriedenheit mit der eigenen Situation.

Irgendwann holte ich dann Schnorchel + Brille aus dem Rucksack heraus. Ich hatte sie 8 Tage durch die Alpujarras mitgeschleppt, jetzt wollte ich sie endlich mal nutzen. In dem Moment, wo der Kopf ins Wasser tauchte war ich baff. Der Strand machte seinem Namen ALLE Ehre. Weil es keinen kompletten Algenteppich gab sondern einen feinen Sand mit nur vereinzelten Korallenbänken waren entsprechend alle Fische auf engem Raum zusammengepfercht. Da schwamm alles mit, was man sich als Laie vorstellen kann. Dick, dünn, rund, flach, gestreift, klein, groß, und dazu alle möglichen Farben.
Der wind pfiff ordentlich unter unserer Behausung hindurch, was eigentlich nicht das Schlechteste war, weil es eine zusätzliche Kühlung brachte, trotzdem beschlossen wir um 17Uhr aufzubrechen und einen Platz zu suchen, wo wir die Zelte aufstellen konnten.
Doch kurz hinter dem Aussichtspunkt kam erst ein Mal ein unerwarteter Anstieg, die Landschaft war doch um einiges felsiger, als wir das gedacht hatten und je weiter wir vorangingen, desto mehr bekam die Idee Oberwasser gleich bis San Jose durchzugehen, anstatt irgendwo 2,3 Kilometer quasi an den Toren der Stadt zu schlafen.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Strände in dem Naturpark noch richtig naturbelassen und einsam sind. Das erste stimmt definitiv, das letzte leider nicht. Es gibt einen halbstündigen Bus-Shuttle-Service von San Jose aus zu den drei Stränden südlich der Stadt. Als wäre das nicht schon schlimm genug war zudem vor allem vor der Playa de Monsul der Autoparkplatz so voll, als hätten dort gerade Tokio-Hotel einen Auftritt. Ich war enttäuscht. Wie sich nachher herausstellen sollte war die Playa de Monsul aber auch das absolute Extrem. Die Meisten Küstenabschnitte teilt man sich im Nationalpark Gabo de Gata meist mit einigen Nudisten und sonst nur mit den Fischen. Vor allem die Playa de los Genoveses ist da schon wesentlich ruhiger, wahrscheinlich weil man von der Straße aus noch 5 Minuten durch eine Kakteenlandschaft gehen muss und das den meisten schon zu viel ist. Abgesehen von dem Menschansturm sind die beiden Strände - Monsul & los Genoveses - tatsächlich die schönsten im ganzen Nationalpark, wie es im Michael-Müller-Andalusienführer steht, und damit zählen sie auch automatisch zu den schönsten Stränden ganz Spaniens.
Die Strecke von der Playa de Monsul bis San Jose liefen wir dann in 45 Minuten ab, immer nur flach geradeaus, und das Landschaftsbild der offiziell einzigen Wüste Europas bot dem Auge so viel Neues, dass sowieso keine Langeweile aufkam.

Um 21Uhr kamen wir in San Jose an und mussten feststellen, dass sich das beschauliche Fischerdorf ein wenig gewandelt hatte in der letzten Zeit, es erinnerte mich an ein ganz kleines bißchen an Lloret de Mar, besonders wegen der Klientel, die da auf den Straßen unterwegs war. Zufällig, auf dem Weg zum Campingplatz, stießen wir glücklicherweise noch auf eine kostenlose Schlafgelegenheit, wegen der Größe der Stadt hatte ich daran nicht mehr geglaubt.
So quartierten wir uns auf einem Holzpodest in einem komplett unbeleuchteten Park ein, indem durchaus alle 5 Meter Lampen standen. Unser Glück war, dass sie aus blieben.
Die Nacht war dann auch für mich persönlich sehr angenehm, windstill, eben. Allerdings zog auffällig häufig ein komischer Typ mit einem ausgewachsenen Husky durch den dusteren Park und dabei auch immer wieder an uns vorbei. Doch wenn der Hund Hunger gehabt hätte, so würde er, das redete ich mir ein, erst sein abgebrochenes Herrchen auffressen.

© Matthes Jansen, 2008
Du bist hier : Startseite Europa Spanien 10.Tag: Gabo de Gata Stadt/Kap bis San Jose
Die Reise
 
Worum geht's?:
Alpujarras – Mulhacen - Gabo de Gata - Almeria...alles in drei Wochen zu Fuß!
Details:
Aufbruch: September 2008
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2008
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors