Trekkingtour durch Andalusien
22. Tag: Almeria-Malaga-Düsseldorf
Am Dientag in der Frühe ging's zunächst im Dunkeln um kurz vor acht mit dem Bus vom Campingplatz zum Bahnhof in die Innenstadt. Es hatte schon kurz nach dem Aufstehen angefangen ein wenig zu nieseln, jedoch so spärlich, dass wir ohne Schwierigkeiten unsere Zelte abbauen und die Rucksäcke packen konnten. Beim Warten auf den Bus verdichtete sich der leichte Nieselregen schon ein wenig, trotzdem war die Menge weiterhin kläglich. Doch kurz nach unserer Ankunft im Bahnhof kam dann ein Wolkenbruch vom Himmel, vor der Bahnhofshalle stand die Hauptstraße schnell 5 Zentimeter unter Wasser. Es war, wie wir nachher erfuhren, der erste Regen seit Ende Mai. Einerseits war das gut, denn es gibt kein größeres Geschenk als das Urlaubsland im Regen verlassen zu dürfen. Man erspart sich so einen Teil der melancholisch-depressiven Stunden, in denen man beim Rückflug mit der Nase am Bullauge klebt und Erinnerungen an 12 Stunden Sonnenschein pro Tag hin und her wälzt. Andererseits war mir etwas mulmig zu Mute beim Hinausschauen auf die langsam ansteigenden Wasserpegel vor der Tür, immerhin hatten wir heute ein Flugzeug zu erwischen und zu dem Zeitpunkt waren wir immerhin noch 220km von Malaga entfernt. Für ein sauber funktionierendes Verkehrnetz keine nennenswerte Distanz, aber ein Problem bei zerstörten Verbindungslinien und Verkehrwegen. Allerdings war ich der einzige, der mögliche Probleme befürchtete. Als wir mit dem Bus dann vom Abfahrtsplatz wegfuhren (Almeria-Malaga:15,80€, FZ: 3 1/2 Stunden) schwamm Almeria unter unseren Augen davon, Szenen wie aus einem schlechten Hollywood-Film.
Autos standen mit der Motorhaube voran bis zur Windschutzscheibe in dem braunen Wasser, Feuerwehrwagen eilten zur Hilfe und kamen doch selbst kaum voran, und hatte ein Autofahrer eine Erhebung gefunden wo sich das Wasser nicht sammelte, blieb er dort stehen, auch wenn es mitten auf der Straße war.
Unser Busfahrer jedoch war die Ruhe selbst und so fuhren wir im Slalom an den im Wasser eingeschlossenen Wagen vorbei. Ampeln gelten auch schon bei normalen Verhältnissen mal mehr, mal weniger, heute fuhren wir durchgehend über rot, quasi eine "rote Welle".
Ich stellte mir in diesem Moment einen typischen deutschen Busfahrer in so einer Situation vor, wahrscheinlich hätte er auch noch bei einem Wasserstand von 50cm in einer Brühe aus vorbei treibenden Autos bei Rot gehalten.
Im Bus sprach uns ein älterer Schweizer an, der lange Zeit für ein Schulbau-Hilfsprojekt in der Dritten Welt unterwegs gewesen war und nun an der soziologischen Fakultät der Universität von Almeria arbeitete. Der erzählte uns unter anderem, dass er selbst vor einigen Jahren schon die Strecke Almeria-Malaga entlang gefahren war bei ebenfalls sehr starkem Platzregen und die Wassermassen an diesem Tag Gesteinsbrocken auf die Straße hinunter gespült hatten. Seit dem fuhr er, wenn er einen Flug von Malaga aus hatte, schon immer am Vortag in die Stadt.
Was uns die kleine Geschichte lehren sollte? Offensichtlich, dass man beim Überqueren der deutschen Grenze auch aufhören sollte immer noch so zu denken, als wäre man Brötchen holen beim Bäcker um die Ecke. In Deutschland muss es schon etwas länger regnen, damit die Straßen sich in Wildwasserbahnen verwandeln können. Aber wenn in Andalusien 3 1/2 Monate lang kein Tropfen Regen fällt ist die Situation eine andere, der Boden nimmt nichts auf, alles läuft an der Oberfläche ab.
Fazit: Nur wer sich auf das Neue um ihn herum einstellt, wird keine bösen Überraschungen erleben. Und ist dieses Neue nicht gerade der Grund dafür, wieso man überhaupt auf Reisen geht? Geht es denn nicht einfach um eine Gelegenheit, eingespielte Denkmuster zu durchbrechen und sich unter umgekehrten Vorzeichen aufs Neue zu beweisen?
Wenn nein, so wird ab jetzt nur noch in der Eifel gewandert!
Aber wenn doch, ja dann werden noch ein paar Reiseberichte folgen.
Aufbruch: | September 2008 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | September 2008 |