Trekkingtour durch Andalusien

Reisezeit: September 2008  |  von Matthes Jansen

13.+14. Tag: P. d.l. Genoveses/La Isleta d.M.

Wir wurden wach, sobald die Sonne aufging und gingen gegen 8Uhr los in Richtung Los Escullos.

Nach einer hübschen leichten Wanderung entlang der Küste standen wir nun gegen 11 Uhr vor einem Talkessel, an dessen Westseite die Stadt Los Escullos liegen sollte. Doch da war nichts, gähnende Leere, hier und da nur ein paar vereinzelte Häuserruinen, keine Menschenseele, geschweige denn ein Ortseingangsschild.
Nach einigen Minuten erschien linkerhand etwas, dass aussah wie eine Stadt, doch auch hier wieder Fehlanzeige. Kein Mensch, kein Geräusch, nur ein Gebäude mit der Aufschrift "Hotel" das man mit allem verschlossen hatte, dessen man habhaft geworden war, darunter 3 Metallgittertüren und eine Eisenkette, die auch zur Befestigung eines Ankers geeignet gewesen wäre.
Wir gingen zurück und bogen auf eine Schotterpiste, an deren Ende wir den Cmpingplatz vermuteten.
Die ganze Szenerie hier hatte wieder etwas irreales, Quentin Tarantino hätte hier eine ideale Kulisse gehabt für einen seiner kranken Filme, z.B."From Dusk Till Dawn 2 - Der Schlächter von Los Escullos".
Zum Beispiel stand da ein ziemlich heruntergekommenes Haus mit einem kleinen Parkplatz davor, im Vorgarten ein dumpf dreinschauendes Pferd, und über dem ganzen flatterte unübersehbar eine Piratenflagge. "El Joe" nannte sich die gute Stube.
Und dann, wir waren bereits weiter gegangen, kam noch eine so komische Gestalt an uns vorbei, dass wir uns sicher waren nun "El Joe" persönlich gesehen zu haben. Der uralte schwarze Mercedes war so verstaubt, dass man gerade noch mit Mühe und Not die Farbe erkenne konnte, nur die Windschutzscheibe war mit Hilfe der Scheibenwischer vom dicken Staubmantel befeit worden. Und am Steuer saß eine wirklich tolle Gestallt. Die Dame war locker 80, hatte ein Tuch um den Kopf gewickelt in der Art wie es auf Kuba üblich ist, dazu dicke braune Ohrringe und ein kunterbuntes Bettlaken als Kleid. Sie erinnerte mich an die verrückte Autorin von "Tod auf dem Nil", die am Ende einen Kopfschuss abbekommt. Von nun an hatte also "El Joe" ein Gesicht. Wir gingen schnell weiter.
Dann wieder die gleiche Geschichte, wie vorher bereits in Gabo de Gata. Mitten in der Einöde stand plötzlich wieder ein Campingplatz, wie aus dem Bilderbuch. 1A, fünf Sterne strahlte neben dem Rezeptionsschild. Wer bitte schön macht hier Urlaub?? Wie sieht so ein Ferientag für die Durchschnittsfamilie aus? Am Morgen im netten Geisterstädtchen Los Escullos erst Mal ein bißchen mit den Untoten über Himmel und Hölle plaudern, dann nachmittags auf dem Campingplatz 8 Stunden Siesta bis die Hitze wieder erträglich ist, und abends dann ein paar Snuff-Movies gucken im El Joe?
Schnell war entschiede durchzugehen bis La Isleta del Moro. Um 12 Uhr kamen wir in dem netten Städtchen an und legten uns unter das Dach der Touristeninformation, Siesta.
Irgendwann gegen 16 Uhr ging ich mit Eduard zu dem menschenleeren Strand direkt unter uns Schnorcheln.

Doch das hätten wir uns sparen können. Edaurd ging gar nicht erst rein, ihm war die Lust vergangen beim Anblick der Seeigelplantagen direkt unter der Wasseroberfläche. Ich dagegen bildete mir ein, wer erst ein Mal die ersten Meter überwindet wird hinter dem unzugänglichen Einsteig belohnt mit einer Bilderbuch-Korallenlandschaft. Doch die einzige Belohnung, nachdem ich 15 Minuten lang nur an Horden von Seeigeln vorbeigetaucht war, zeigte sich in Form einer ausgefressenen gelb-schwarz gesprenkelten Muräne, die plötzlich in einem Algenbüschel 1 Meter unter mir saß und den hässlichen Kopf herausstreckte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass die Viecher zubeißen sobald sie sich bedroht fühlen und es so oft bei Tauchern zu starken Infektionen kommen kann, bis hin zur Blutvergiftung. Ich war trotzdem fürs Erste bedient denn der aalglatte schlangenähnliche Körper und das lang gezogene Maul wirkten alles andere als vertrauenserweckend. Ich schwamm also ruhig zum Ufer zurück und wir gingen dann beide weiter zur Playa del Arco, wo wenigstens wieder die Möglichkeit bestand so weit hinaus zu schwimmen, dass man nicht ständig 1 Meter über dem Boden hing.
Am Abend gingen wir dann noch alle ins, der Touristeninfo gegenüberliegende, Restaurant Fisch essen. Für einen Preis von 12-15€ bekam man einen Fisch...und nichts weiter. Anderes Land, andere Sitten. Wir hatten zwar nicht mit Bratkartoffeln und Sauerkraut gerechnet, aber doch mit einem mediterranen Ersatz für die in Deutschland üblichen Beilagen. Doch der Fisch war so ausgezeichnet, dass wir das Essen nicht bereuten. Wir schliefen in dieser Nacht übrigens zwar auf einem Kinderspielplatz hinter dem Schaukelgerüst, dafür hatten wir aber einen Panoramablick aufs Meer...man muss Kompromisse eingehen.

Am nächsten Tag verlief der komplette Vormittag unspektakulär. Wir spielten Karten, lasen, übten mit einem Schnürsenkel Knoten aus einem Buch von Survivalpapst Nehberg, und waren richtig froh, als wir um 17Uhr wieder Wanderschuhe anziehen konnten. Rodalquilar liegt in einem weiten schönen Talkessel, von oben erinnerte es mich ein wenig an das Death Valley, wenn auch im Playmobil-Format.

Für die Strecke brauchten wir keine Stunde und waren eigentlich etwas enttäuscht, als wir schon so schnell angekommen waren. Nun wurde offenbar, dass es ein Fehler gewesen war so früh aus den Alpujarras abzureisen. Den kompletten Nationalpark Gabo de Gata kann man locker an 3 Tagen von Gabo de Gata -Stadt bis Las Negras durchwandern, wir hatten viel zu viel Zeit einkalkuliert.
Nun konnte man es aber drehen und wenden wie man wollte, wir waren in Rodalquilar und liefen an einem kompletten Viertel aus Häuserruinen vorbei in Richtung Touristeninfo. Dort schlugen wir unser Lager auf, kochten etwas, aßen und spielten dann Karten im Licht der Straßenlaterne während in einer, im Karibik-Stil eingerichteten Bar um die Ecke durchgehend toller Reggae spielte. Mit dieser Musik im Ohr schliefen wir dann auch gegen Mitternacht ein.

© Matthes Jansen, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alpujarras – Mulhacen - Gabo de Gata - Almeria...alles in drei Wochen zu Fuß!
Details:
Aufbruch: September 2008
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2008
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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