Solo durch Jamaika

Reisezeit: Oktober / November 2007  |  von Stefan O.

Lebenszeichen nach Deutschland

05. November 2007

Diesen Morgen piepst und vibriert mein Handy nur so, dass die Schwarte kracht. Ich bekomme im Stundentakt besorgte Anfragen aus Deutschland, ob ich schon in den Fluten versunken sei. Dumm nur, dass ich nicht antworten kann, da meine Karte leer ist. Keine Ahnung, was die da in 8.000 Kilometern Entfernung in ihren Flimmerkisten zu sehen bekommen, hier jedenfalls ist alles ruhig, vielleicht sogar etwas zu ruhig.

Aber zunächst will ich mal in Ruhe frühstücken. Am Tisch sitzen Raffa und Micha und pfeifen sich bereits Paulines leckeres Frühstück rein, bevor sie sich den Morgenjohnny bauen. Später kommt auch Gabi vorbei. Ich frage mal so in die Runde, wie man von hier am besten telefonischen Kontakt nach Deutschland aufbauen kann und erfahre, dass man für 300 J$ bis 500 J$ eine SIM-Karte des jamaikanischen Netzbetreibers Digicel kaufen kann. Damit könne man innerhalb Jamaikas zu einem Spottpreis telefonieren und auch die Auslandsgespräche seien recht günstig. Dummerweise gibt es hier im Ort keine SIM-Karten zu kaufen, dazu müsse man ins rund 30 Kilometer entfernte Black River fahren, dort gäbe es auch eine Bank, denn Geld will ich vorsichtshalber auch noch mal bunkern. Was ich hab, das habe ich.

Gabi bietet mir an, mir eine SIM-Karte zu leihen. Die müsste ich nur aufladen. Für 100 J$ könne ich beispielsweise zirka sieben Minuten nach Deutschland telefonieren oder etwa 15 SMS schreiben. Ein Angebot, das ich dankend annehme.

Nachdem ich die Lebenszeichen ins alte Europa gesendet habe, gehe ich runter an den Strand. Dort treffe ich ein paar alte Gesichter wieder und außer der Inhalation pflanzlicher Verbrennungsprodukte mache ich heut mal gar nix.

Irgendwann kommt Greg auf seinem Fahrrad vorbei. Ihn kenne ich vom sehen her. Er bietet mir an, in den nächsten Tagen eine Tour mit seinem Fischerboot zu machen. Erst nach Black River, dann den gleichnamigen Fluss hinauf. Dort gäbe es neben einer einmaligen Landschaft auch Krokodile zu sehen. Auf dem Rückweg könnten wir noch in der Pelican Bar einkehren, eine aus Bambus gebaute Bar etwa eine Meile von der Küste entfernt, mitten im Ozean. Ich habe schon einige Male von solchen Touren gelesen, die auch von anderen Fischern angeboten werden und dass es sich auf alle Fälle lohnen würde. Allerdings will er 80 US$ für die Fahrt, was zwar nach meinen Informationen auch gerechtfertigt ist, aber nicht mehr ganz in mein schmales Reisebudget passt. Er würde versuchen, im nächsten Dorf noch weitere Mitfahrer anzuwerben, bietet er mir dann an. Das wäre natürlich cool, für die Hälfte würde ich auf jeden Fall dabei sein, versichere ich ihm.

Gegen Abend kommt Klaus in die Hütte geschlumpft und einige Zeit später gehe ich mit ihm in einer kleinen Bude im Dorf etwas essen. Danach stiefeln wir noch zu Gabi und Herman hoch. Ihr Haus liegt irgendwo auf einem Berg und ist nur über sehr abenteuerliche Trampelpfade zu erreichen. Oben angekommen stellen wir fest, dass sie nicht zu Hause sind und so machen wir uns wieder an den Abstieg durch den Matsch. Ich hole mir ein paar Red Stripe aus dem Laden und mach es mir im Irie Rest oben auf der Hängematte bequem. Auch Delroy kommt noch vorbei und wir labern noch ein wenig, bevor ich diesen Tag verabschiede.

© Stefan O., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein beruflicher Aufenthalt in Florida brachte mich auf die Idee, meinen diesjährigen Urlaub jenseits des Atlantiks zu verbringen, da ich mit den USA aber nicht viel anfangen kann, suchte ich mir ein Ziel, an dem ich mich mit Sicherheit wohl fühlen würde.
Details:
Aufbruch: 31.10.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 19.11.2007
Reiseziele: Jamaika
Der Autor
 
Stefan O. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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