Sutter & Schottka in Indochina

Reisezeit: Januar - April 2009  |  von Peter Schottka

Im Mekong Delta

01.03.2009
Fuer nur 54 $ buchen wir bei Mekong Tours ein 4-Tagestour. Diese soll uns durch das Mekong Delta fuehren.

Leichtsinnigerweise haben wir dann gleich eine Unterkunft in Saigon gebucht, hat sich dann als Fehler herausgestellt. Aber, das weiss man erst im nachhinein.

Abfahrt morgens in Phnom Penh mit stark ueberladenem Bus zum Mekong. Dann auf ein Boot bis zur kambodschanischen Grenze. Fuenf Formulare mussten alle auf dem Boot zuvor ausfuellen. Keine Dollarspenden waren gefordert, dafuer mussten die Maenner respektvoll die Kopfbedeckung abnehmen.Eine Schar von Eindollarmaedchen warteten auf dem Steg und erhoehten die Preise fuer die angebotene Ware kurzfristig auf 2 Dollar. Weil es ja das letzte mal ist! Diese Rufe nach ein Dollar please, ob mit oder ohne Warenangebot, hallen in unseren Ohren nach.

Nach laengerer Fahrt auf dem Mekong wurden wir an der viatnamesischen Grenze freundlich in Empfang genommen. Alle Formalitaeten verliefen problemlos und ohne "Aufzahlungen".
Eine flotte Reiseleiterin war bei uns, als wir nun mit dem vietnamesischen Boot durch die engen Kanaele fuhren. Eine wunderschoene Fahrt. Was war ich froh, wieder in Vietnam zu sein. Peter nahm das etwas gelassener.

Erster Stop zum Uebernachten in Chau Doc, der Grenzstadt zu Kambodscha. Eine maessige Unterkunft, wie erwartet (um das Geld!).

Auf dem Weg zum Abendessen im Mekong Restaurant (sehr zu empfehlen) wurden wir von einer Schar von Kindern regelrecht ueberfallen, die ihre Englischkenntnisse an uns testeten. Wir stellten uns dem Interview, zumal uns die Lehrerin noch hoeflich darum gebeten hatte.

Viele Menschen riefen uns ein freundliches Hallo zu, die Kinder winkten und sprachen uns immer wieder an, sofern sie englisch konnten und wir waren von diesem freundlichen Empfang sehr angetan.

Zweiter Stop war Can Tho. Auf dem Weg dorthin machten wir einen Zwischenstop bei der muslimischen Minderheit, den Chams. Handarbeiten wurden zum Verkauf angeboten und Kinder mit ihren One-Dollar-Rufen begleiteten uns. 6 Waffeln fuer einen Dollar, wenn das kein Schnaeppchen ist.

Bei den Chams laueft es so, dass die Frauen fuer einen bezahlen muessen. Nach der Hochzeit kommt der Mann in die Familie der Frau. Die Frau bestreitet den Lebensunterhalt, die Maenner hueten die Kinder und erledigen den Haushalt. Soviel von unserem vietnamesischen Reiseleiter, der diese Maenner beneidet.

Naechster Halt war auf einer Fischfarm, wo Cutfische fuer den amerikanischen Markt gezuechtet werden.

Anschliessend zum Huy Hoang Hotel, das etwas besser war als das von gestern.

Wir essen in einem Restaurant direkt am Fluss, der besten Lage in Can Tho (Sao Hom) Fisch auf vietnamesisch und Tandorin. Bestens!

Der naechste Tag fuehrt uns zu den schwimmenden Maerkten. In der Tat wird da maechtig gekauft, da die Ware hier steuerfrei uns somit guenstiger als auf den lokalen Maerkten ist. Fruechte, Gemuese und Fische werden hier in Huelle und Fuelle angeboten und vieles mehr.
Ein reges Treiben und man sollte frueh am Morgen aufstehen, um es zu erleben.

Danach besichtigen wir eine Reisnudelherstellung. Mehr oder weniger Familienbetrieb und manuelle Fertigung.

Dazwischen geniessen wir immer wieder wunderschoene Bootsfahrten in den Kanaelen des Mekong Deltas.

Die Uebernachtung in My Tho ist zimmermaessig so ziemlich das haerteste, was man sich so vorstellen kann.

Claudia, Frank und Jan, die Mitreisenden aus Hamburg, Peter und ich, wir troesten uns mit einem Saigon Bier auf der Dachterasse auf dem 6sten Stock,ein herrlicher Ausblick.
Wir hoffen nur, dass keine Floehe und Wanzen im Bett sind und sind mal wieder froh ueber unseren Baumwollschlafsack.

Das Essensangebot in den umliegenden Restaurants ist umfangreich. Es werden Feldmaeuse gekocht, gegrillt und gebraten angeboten. Ebenso Ratten und im Glasbehaelter nebenan warten Schlangen darauf, auserwaehlt zu werden, um dann auf einem Teller des Gastes zu landen. Zubereitet ganz nach dem persoenlichen Geschmack....gekocht, gebraten oder gegrillt.

Wir verzichten auf solche Essens-Experimente, verkoestigen uns konservativ und troesten uns wegen der Schlafstelle mit Gedanken wie: "Wir haben zwar das schmutzigste Zimmer unseres Lebens, jedoch die schoenste Aussicht, die wir je hatten".

Man kann nicht immer alles haben im Leben.Ausserdem, was kann man fuer 54$ schon erwarten. Busfahrten, Boote, Reiseleiter, 3 Uebernachtungen, 2 mal Fruehstueck und einmal Lunch.

Es gilt die alte Faustregel, man kriegt, was man bezahlt.

Am letzten Tag unserer Rundreise geht es nun nochmal in schmale, palmenbewachsene Kanaele des Mekong Rivers. Wir sehen Kokosnussverarbeitungsbetriebe. Bonbons, die alle per Hand hergestellt und zum Schluss noch einzeln eingepackt werden. Unvorstellbar bei uns. Einige Inseln steuern wir an, in abenteuerlich kleinen Ruder-Booten.Alle vorbeiziehenden Bootsleute rufen uns zu: "Give money", so dass am Schluss auch wir kapieren, dass den Bootsfuehrern ein Tinkgeld zu geben sei. Vielleicht ist dies die einzige Einnahmequelle der Leute hier? Klar geben wir was, auf diesen Dollar kommt es dann auch nicht mehr an.

Und wir geben gerne, wenn es den Leuten, die es noetig haben, zugute kommt. Nicht den Agenturhaien!

Geben soll man alten Leuten, die betteln, denn die sind allein von ihren Familen abhaengig. Vor allem aeltere Frauen bekommen von mir immer was, dafuer habe ich eigens einige kleine Scheine vorne in der Tasche. Aeltere Frauen suchen oft auch den Schutz der Kloester, um dort kahlkoepfig und in grauem Gewand aufgehoben zu sein.

Minenopfern, missgebildeten und kranken Menschen droht oft die soziale Ausgrenzung. Nach buddhistischer Lehre haben die Leute ihr Schicksal durch Unterlassung guter Taten, oder aber schlechter Taten im frueheren Leben selbst verschuldet und muessen nun das schlechte Karma durchleben. Auch wir verbessern unser Karma durch Geldgaben. Das Beste zur Verbesserung des Karmas soll das morgendliche Almosengeben an die Moenche sein. Das haben wir auch schon getan.

Bei Kindern jedoch ist Vorsicht geboten.Zum einen ist es soch eine Masse von bettelnden Kindern, dass man eine Dollar-Druck-Maschine braeuchte, zum anderen hoeren Kinder auf in die Schule zu gehen, wenn Betteln eintraeglich ist. Ausserdem ist es nicht in Ordnung wenn diese Kinder dann mehr Geld heimbringen als ihre hart arbeitenden Eltern.

Bieten Kinder Ware zum Verkauf an, so sind sie sehr trickreich und wortgewandt. Ein Kind verkaufte - immer um one dollar - plaese - bunte Voegel. Kauf das fuer Deinen Christbaum, meint die Kleine. Brauch ich nicht, meinte Peter. Dann kauf es und gib es Deinem Freund! Das ist nur eines der vielen Beispiele.

Oder man wird nach der Nationalitaet gefragt. Dann kommen auf Deutsch Grussworte oder wie geht es Dir? Oder aber man nennt die Hauptstadt und kennt die Einwohnerzahl des Landes. Solchermassen angesprochen sollte der Kunde einem Kauf nicht mehr widerstehen koennen. Aber was soll man mit all den Postkarten und dem Krimskrams.

Beim Mittagessen auf der Schildkroeteninsel kommt nun endlich die von mir so sehnlichst erwartete Folkloremusik. Ziemlich lustlos gespielt und gesungen, am temperamentvollsten wurde der Wunsch nach Tip vorgetragen. Nun, wir haben ja ein Herz fuer Musiker!

Dann geht es nach Saigon und wir trennun uns von den Mitstreitern aus Hamburg, Claudia, Frank und Jan.

Die kommen in Kim's Hotel fure 25$ ganz gut unter, wir haben um das gleiche Geld eben eine Mekongtours Absteige. Le Trunk nennt sich das Ding und ist in der Backpacker-Area.
Eine Hardrockband und die Verkehrsgeraeusche von Saigon begleiten uns durch die schlaflose Nacht und man haette uns das Bett eigentlich genauso auf dem Gehsteig aufstellen koennen. Uebrigens sehen wir immer wieder Menschen, auch Kinder, die sich in all dem Larm und Schmutz zum Schlafen auf die Strasse legen. Die Armen! Wie sinnvol sind da Projekte wie Friends in Kambodschada, die sich der Strassenkinder annehmen, ihnen eine Ausbildung ermoeglichen und vieles mehr. In einem Restaurant von Friends haben wir gegessen, in einem andren das Fruehstueck zu uns genommen.

Abends auf Saigons Strassen klopft mir jemand auf die Schulter und hinter uns stehen die zwei Weltenbummlerinnen aus England und Amerika. Die waren 3 Tage mit im Mekong Delta. Selbst diese mutigen Frauen, die Budgetunterkuenfte gewohnt sind, meinten, die Zimmer seien doch "very dirty" gesesen.

Nun sind Peter und ich wild entschlossen, nur mehr mit Sinh Cafe zu reisen und kaufen uns noch vor dem abendlichen Duschen ein Ticket nach Mui Ne.

© Peter Schottka, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere zweite Reise nach Asien führt uns vom Neckarstrand zum Mekong.Wir fliegen von Frankfurt nach Hanoi.Vietnam, Laos und Kambodscha sind unser Ziele.9 Wochen später Rückflug von Ho-Chi-Minh.Das Abenteuer kann beginnen.
Details:
Aufbruch: 29.01.2009
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 01.04.2009
Reiseziele: Vietnam
Laos
Kambodscha
Der Autor
 
Peter Schottka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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