Ost- und Nordeuropa Sommer 2004

Reisezeit: Juni / Juli 2004  |  von Katja Döring

Krakau

Wir beschlossen, nicht über die Autobahn zu fahren, sondern die kürzeste Landstraßen-Strecke nach Krakau zu nehmen, um auch etwas vom Land zu sehen. Leider konnte man dem Kartenmaterial, dass ich auf dem Schoß liegen hatte, nicht auf Anhieb entnehmen, dass die Straße, für die wir uns entschieden hatten, nicht nur über Land, sondern auch directemente in die Berge führte. Damit hatten wir so gar nicht gerechnet, doch irgendwann fuhren wir Serpentine, um Serpentine durch die Sudeten. Wir brauchten über 8 Stunden, bis wir Krakau erreichten, aber dafür haben wir auch echt viel von der Landschaft gesehen. Tschechien ist supergrün, schön und... bergig Bis Ostrava, da kam dann Industrie über Industrie (eine furchtbar hässliche Stadt, zumindest, was man im Vorbeifahren zu sehen bekommt...) und so blieb es dann eigentlich auch bis Kattowitz (Polen) fast durchgehend. Unterwegs zogen wir uns an einem Geldautomaten dann auch erst einmal Zloty, um in diesem neuen Land nicht auf dem Trockenen zu sitzen. Das Novotel in Krakau, hatten wir dann auch recht schnell gefunden, obwohl wir von der falschen Seite der Stadt kamen (schien sich zu unserer Spezialität zu entwickeln...), aber da Krakau größentechnisch nicht mit Prag vergleichbar und um einiges übersichtlicher war, fanden wir uns gut zurecht. Außerdem hatten wir ja diesmal nach einem großen Hotel und keiner kleinen Pension gesucht. Wir stellten den Twingo auf dem bewachten Parkplatz ab und schleppten unsere Unmengen von Gepäck ins Hotel, bevor wir uns dann auch gleich auf den Weg in die Stadt machten...

Tuchhallen

Tuchhallen

Rathausturm

Rathausturm

Im Vergleich zu Prag liegt hier alles näher bei einander und man kann gemütlich die ganze Altstadt, die vom Planty (einem grünen Parkgürtel) umgeben ist, erkunden. Die Altstadt ist sehr schön, aber die Außenbezirke sind von Plattenbauten dominiert. Ich habe damals zu meiner Freundin gesagt, dass wir in 10 Jahren wiederkommen müssten, wenn durch die EU-Gelder alles restauriert und modernisiert sein würde, aber ich habe mir sagen lassen, dass das wohl schon heute der Fall ist, was mich sehr freut, weil Krakau tatsächlich äußerst sehenswert ist. Da gibt es den Rathausplatz mit Marienkirche und den Tuchhallen, sowie das Florianstor und den Wawel, von dem man eine schöne Sicht über die Weichsel hat. Der Rathausplatz ist mit das Schönste in Krakau, in der Mitte die Tuchhallen, die im 14. Jahrhundert errichtet wurden und außen herum jeden Menge Cafes und Restaurants. An der Ostseite des Rynek steht die Marienkirche mit ihren 2 ungleich hohen Türmen, eine dreischiffige Basilika. Auf der anderen Seite ist der Wieza Ratuszowa, der aus dunklem Backstein gebaute Rathausturm. Über den Königsweg kommt man vom Rynek zum Schlossberg Wawel, mit der Kathedrale und dem Schloss.

Marienkirche

Marienkirche

Schlossberg Wawel

Schlossberg Wawel

Nach 2 Nächten in Krakau ging es dann nach Nordpolen. Wir wollten Warschau eigentlich großräumig umfahren, was aber gar nicht so einfach war. Hier heißt es nicht, "alle Wege führen nach Rom, sondern nach Warschau!". Unterwegs waren wir allerdings von dem polnischen Verkehr fasziniert. Wir waren von Tschechien her ja schon einiges gewohnt. Also z. B. dass hier Landstraßen generell 3-4spurig genutzt werden. Hier sind entlang der Landstraßen relativ häufig breite Pannenstreifen und die ganzen Autos fahren immer halb auf dem Streifen, sobald einer überholt, weicht man soweit wie möglich aus. Das klappt erstaunlich gut, obwohl diese Fahrweise beidseitig praktiziert wird. So wurde in Polen auch gefahren. Aber hier in Polen gab es z. B. quer über die Schnellstraßen Zebrastreifen, die mitten über die Fahrbahnen führten, Querstraßen, weil die Schnellstraße praktisch mitten durch eine Ortschaft führte oder Schilder auf denen stand, dass Pferdefuhrwerke auf dieser Straße verboten seien. Entlang der ganzen Überlandstraßen saßen auch Menschen, vom Kind bis zur alten Frau, die Beeren, Pilze und andere Dinge verkauften. An den meisten Tankstellen wurden keine Kreditkarten akzeptiert, allerdings bestanden viele Tankstellen auch nur aus einem Kiosk mit einer Zapfsäule. Tschechien schien uns im Vergleich zu Polen und einiges fortschrittlicher und wenn man dem glauben durfte, dass sich Litauen an Polen orientierte, durften wir gespannt sein, was uns im Baltikum so zu erwarten hatte...

Blick vom Wawel auf die Weichsel

Blick vom Wawel auf die Weichsel

Wawel-Kathedrale

Wawel-Kathedrale

Letztendlich klappte der Plan, Warschau großräumig zu umfahren, mal so gar nicht. Warschau und alles drum rum war eine einzige große Baustelle und manche Schilder sah man erst in der letzten Sekunde... oder gar nicht. Irgendwann tauschten wir genervt die Plätze und ich versuchte, uns irgendwie um diese verdammte Stadt rum zu bekommen. Wir legten zwar einen ordentlichen Umweg hin, aber dafür einen sehr schönen, der östlich und nicht wie geplant westlich an der Hauptstadt vorbei führte, quer durch Wiesen und Felder. Alles war so schön grün und blühte, die Straßen waren teilweise von Alleen gesäumt. Es war echt toll und wir zur Abwechslung mal wieder total begeistert!

Irgendwo noröstlich von Warschau

Irgendwo noröstlich von Warschau

Wir wollten es bis zum frühen Abend an die Masuren schaffen, rechneten aber nicht damit, dass die E67 (die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im Osten) auf der Strecke von Warschau nach Bialystock einer einzigen Schotterpiste mit jeder Menge Ampelschaltungen und Schlaglöchern glich, da sie gerade komplett ausgebaut wurde. Und die Bauarbeiter standen am Straßenrand und schauten dem Verkehr zu. Da fragte man sich schon, ob und wann die Straße mal fertig werden würde. Unterwegs nahmen wir dann die Abzweigung nach Lomza, wo wir einen kurzen Zwischenstopp bei McDonalds machten. Hat schon mal jemand, der außer Zloty kein Wort Polnisch kann, in einem polnischen McDonalds was zu essen bestellt? Das ist nämlich gar nicht so einfach, da da nix auf Englisch steht, sondern nur auf Polnisch... Vor allem, wenn die mitfahrende Freundin nur ungern Fleisch ist. Da muss man echt aufpassen, dass man tatsächlich einen Vegi-Burger bestellt, ich hatte jedenfalls keine Ahnung, was ich hätte bestellen sollen... Ich habe mein Bestes gegeben, zumal in dem Laden echt die Hölle los war, kam auch mit zwei Portionen Pommes mit Ketchup am Auto an (das zumindest war die leichteste Übung), aber leider auch nur mit fleischhaltigen Burgern Da musste Bißi jetzt durch und sie hielt sich tapfer!

Entlang der E67

Entlang der E67

© Katja Döring, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir hatten ursprünglich überhaupt nicht vor, diese Tour zu fahren. Aber wir hatten in diesem Sommer ca. 5 Wochen Zeit für unseren Urlaub und durch unsere wilde Planerei wurde dann aus ein paar Tagen in Prag und dem Wunsch nach Finnland zu fahren ein Trip durch halb Europa :-) Und wir haben es sicher nicht bereut…
Details:
Aufbruch: 24.06.2004
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 29.07.2004
Reiseziele: Tschechische Republik
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Finnland
Schweden
Dänemark
Der Autor
 
Katja Döring berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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