Ost- und Nordeuropa Sommer 2004
Estland und Tallin
Die estnische Grenze erreichten wir um 21.15Uhr. Wir ließen uns registrieren, tauschten unser litauisches und lettisches Geld in Estnische Kronen und machten uns auf den Weg nach Tallinn. Der Zöllner, der Deutsch konnte, hatte uns zwar vorgewarnt, dass es schwierig werden könnte, dort eine Unterkunft zu finden, da ausgerechnet an diesem Wochenende das größte Sängerfestival des Baltikums hier stattfinden sollte, aber wir waren zuversichtlich, dass jetzt alles besser werden würde. Wir waren nun ja schließlich in Estland. Estland, hatten wir gelesen, orientierte sich stark an Finnland, wurde von dort auch unterstützt und war das modernste der baltischen Länder.
Keine halbe Stunde später hatten wir das erste Achtung-Elche-kreuzen-die-Fahrbahn-Schild unserer Reise passiert, freuten uns darüber und überlegten uns, wo wir die Nacht verbringen sollten.
Wir entschieden uns gegen Pärnu, obwohl es der nächstgelegene, größere Ort gewesen wäre, da wir dachten, dass so ein Kur- und Urlaubsort über unserem Budget liegen würde. Also tankten wir dort nur, kauften etwas zu essen und zu trinken und beschlossen, notfalls auch mal eine Nacht im Auto zu verbringen. Noch verschwendeten wir aber keinen Gedanken daran. Trotz Regen, Wolken und später Stunde, war es noch taghell. Gegen Mitternacht parkten wir unseren Twingo dann aber doch auf einem Waldweg in der Nähe von Märjamaa und fielen, nach einem Gute-Nacht-Bier, in einen wohlverdienten Tiefschlaf und hofften darauf, hier im Wald eventuell schon unseren ersten Elch zu sehen. Vielleicht einen röhrenden Elch am frühen Morgen, anstatt dem Piepen eines Weckers... Leider haben wir aber bis zum Ende unserere Reise keinen zu Gesicht bekommen
Unser tolles "Badezimmer"
Am nächsten Morgen gegen sieben ging es dann weiter auf der E67 nach Tallinn. Zum Glück war es Samstagmorgen und relativ ruhig auf den Straßen, aber es regnete immer noch. Wir fuhren erst einmal eine Runde zur Orientierung durch die Stadt, während wir schon mal die Augen nach einer netten Unterkunft offen hielten. In Tallin suchten wir etwa 3 Stunden, bevor wir entschieden, außerhalb eine Pension, ein Gasthaus oder ein Motel zu suchen. Wir versuchten es erst Richtung Narva, kehrten dann irgendwann wieder um nach Tallinn, wo die Straßen mittlerweile unter Wasser standen und unser Twingo dann auch fast den Geist aufgegeben hätte, weil vermutlich Wasser in den Vergaser gelangt war (oder was auch immer für ein Problem er hatte...).
Die Ostsee stank erbärmlich und wir machten uns auf den Weg landeinwärts, um diesem Gestank zu entkommen. Mitten in Estland zwischen Kose und Kohila, konnten wir uns dann schließlich nur über die Geschwindigkeitsbegrenzung wundern: Höchstgeschwindigkeit 70, wir hatten schon Angst, schneller als 30 oder 40 zu fahren, weil wir befürchteten die Achse würde brechen oder wir würden uns einen Platten holen oder den Auspuff zu verlieren. Und dann solche absurden Straßenschilder...!!!
Landstraße von Kose nach Kohila - Höchstgeschwindigkeit 70km/h
Nachmittags waren wir dann wieder in Märjamaa und fuhren zum gefühlten hundertsten Mal die E67 Richtung Tallinn entlang... Langer Rede kurzer Sinn, nach einer Tages-Irrfahrt durch Estland landeten wir wieder in Tallinn, wo wir in einer furchtbaren Absteige neben einer Kiesgrube endeten. Die Vermieterin sagte uns zwar, dass es sich um ein Notzimmer handelte, aber eigentlich war das Ding schon eher eine Zumutung. Aber wir wollten nicht noch eine Nacht im Auto verbringen, holten unsere Schlafsäcke aus dem Auto und legten sie auf das Bett, weil wir mit dem Bettzeug nicht unbedingt in Berührung kommen wollten. Zwischen Schrank und Boden, bzw. Bett und Boden, hingen Staubfäden und Spinnweben, im Bad konnte man sich gerade mal um die eigene Achse drehen, der Duschkopf hing über der Toilette, in der Mitte des Raumes war ein Abfluss und der Duschschlauch bezog sein rostiges Wasser aus dem Waschbecken. Kurz gesagt: Die reinste Katastrophe!
Eigentlich konnte man dieses grausige Zimmer kaum ertragen. Also gingen wir an die Rezeption, wo man auch etwas zu trinken und ein paar Snacks erwerben konnte, kauften je zwei Bier und setzten uns in den Garten, denn es hatte endlich, endlich, endlich (!) aufgehört zu regnen. Insgesamt drei Bier später und völlig erledigt, legten wir uns sozusagen "am helllichten Tag" gegen zehn Uhr abends schlafen und schliefen wie tot bis am nächsten morgen um sieben der Wecker klingelte. Wir waren mittlerweile soweit, uns die Augen zu verbinden, weil wir uns immer noch nicht an die kurzen und vor allem sehr hellen Nächte gewöhnt hatten. Die nächste Reise in nördliche Gefilde, definitiv nicht ohne Schlafmaske
Wir verzichteten freiwillig auf unser Frühstück und machten uns erst einmal auf die Suche nach einem Supermarkt, um uns nochmals günstig mit allem möglichen einzudecken, bevor ins teure Skandinavien übersetzten. Gut, dass wir dann später auf der Fähre feststellten, dass wir zwar Lebensmittel, Wein und etwas Bier für die nächsten 2 Wochen an Bord hatten, aber doch tatsächlich vergessen hatten, nochmals zu tanken! Das durfte echt nicht wahr sein...! Der Sprit kostete damals in Finnland ja auch nicht fast doppelt soviel, wie in Estland...
Der Himmel war blitzeblau und nur vereinzelt verzierten ein paar kleine Wölkchen die strahlende Sonne. Nach unserem Großeinkauf erkundeten wir Tallinns Altstadt und waren (man wird es nicht erraten ) schwer begeistert!
Wenigstens eine baltische Hauptstadt, die wir bei Traumwetter anschauen konnten. Klar, wir hatten nur einen Tag, weil wir am Nachmittag die Fähre nach Helsinki nehmen wollten, aber die wichtigsten Sehenswürdigkeiten konnten wir mitnehmen und waren uns ganz sicher: auch hier kommen wir wieder her. Am besten, in Verbindung mit Helsinki oder Riga oder beidem
Weder Bißi, noch ich waren bis zu diesem Urlaub jemals Fähre gefahren, wenn man von der Bodenseefähre Konstanz-Meersburg mal absieht Entsprechend nervös fuhren wir unerfahrenen Landeier also an den Hafen, ich kaufte schnell die Tickets für die Tallink und wir reihten uns auch in die richtige Schlange ein, hatten uns bis zum richtigen Zollschalter durchgefragt und scheinbar doch etwas falsch gemacht, denn wir wurden von der Zollbeamtin zum Check-In zurück geschickt, wo diesmal dann auch jemand drin saß und unsere Tickets kontrollierte Naja, wenigstens waren wir nicht die einzigen, denen es so erging...
Aufbruch: | 24.06.2004 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 29.07.2004 |
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Finnland
Schweden
Dänemark