Ein Segelsommer auf der Adria
9. Italien - ein würdiger Reiseabschluß: Duino und Thurn und Taxis
"Hast Du schon mal was von Duino gehört?" Gerade bin ich beim Studium des Reiseführers auf diesen Ortsnamen gestoßen.
"Dino? - Ist das so ein Freizeitpark für Kinder?" will Claudia wissen.
"Nee, Duino. Das ist ein Spazierweg für Erwachsene. Mit Garten. Und Schloss."
Duinos schneeweiße steile Kalkfelsen, ohne Zweifel einer der spektakulärsten Blicke auf den Golf
Wer kennt denn Duino? In einem Prospekt vom Tourismusbüro sind Fotos von herrlich anzusehenden schneeweißen Kalkfelsen, auf denen verwegen eine Burgruine thront. Genau dort verfällt das im elften Jahrhundert errichtete Castello Vecchio. Doch das Foto selbst wurde von einem heute noch genutzten Schloss aus aufgenommen, welches der wahre Anziehungspunkt für die Touristen ist. Morgen fahren wir also Richtung Osten nach Duino, an das Eingangstor der Provinz Triest.
Als wir gegen zehn Uhr am Touristenparkplatz des Schlosses von Duino ankommen sind noch eine ganze Reihe Standplätze frei. Unser Auto findet für sich leicht einen Schatten unter einer Baumkrone und wir unseren Spazierweg zur Sehenswürdigkeit dieses kleinen Ortes, das Castello di Duino.
Wie so oft bei Schlössern waren auch hier die Bauherren damals sehr geschickt bei der Auswahl des Ortes und bestimmten als Bauplatz eine Stelle auf dem steinigen Karstfelsen am Meer, von der aus die Schlossherren eine traumhaft schöne Aussicht auf den Golf von Trist haben. Das Schloss wurde um einen spartanischen Wachturm herumgebaut, von dem aus schon die Römer den Golf kontrollierten und der heute noch für einen atemberaubend weiten Ausblick über das Land und Meer gut ist. Dieses Schloss wird seit dem achtzehnten Jahrhundert bis heute von den Fürsten von Thurn und Taxis bewohnt. Klar, wenn man so schön "aussichten" kann.
Gesehen habe ich keinen von ihnen. Oder vielleicht doch - die Gärtnerin beim Rosenschneiden. War das möglicherweise Gloria von Thurn und Taxis? Sie ist die einzige der blaublütigen Linie, die mir ein Begriff ist. Erkannt hätte ich sie wohl nicht. Sie mich ja auch nicht ...
In das Schloss darf man hinein, durch prunkvolle Räumlichkeiten schleichen, längst verblichene Persönlichkeiten in Öl bewundern, und nicht zuletzt einige teils altehrwürdige Ausstellungsstücke im Zusammenhang mit der adligen Familie betrachten. Dazu gehören alte Familienfotos aber auch Schriften und Erstausgaben von Teilen aus Rilkes Werk, der auf dem Schloss einge Zeit als Gast verbrachte. Eine Kunstausstellung mit Bildern vervollständigt den Rundgang.
Der schönere Teil der Schlossanlage liegt erwartungsgemäß um das Gebäude herum: der Schlossgarten mit wahrlich prachtvoll angelegten Gärten, dem Springbrunnen und den leider nur kurzen Spazierweg am Schloss entlang mit diesem aussichtsreichen Meerblick.
Der österreichische Lyriker Reiner Maria Rilke flanierte auf dem inzwischen so genannten Sentiero Rilke. Durch diesen zauberhaften Weg inspirierte er sich, genoß sicherlich die äußerst romantischen Stimmung bei einer leichten Brise Adrialuft. An dieser Stelle schrieb er die ersten beiden seiner Duineser Elegien und den Gedichtezyklus Marienleben. Den Tisch, der am Ende des Rundweges steht, benutzte er wohl als eingebungsvollen Schreibtisch. Gelesen hab ich seine Ausführungen bis heute zwar noch nicht. Doch jetzt kenne ich wenigstens das dazugehörige Möbelstück aus Stein, von welchem Rilke einen guten Blick auf die malerische Bucht von Sistiana hatte. So wie wir jetzt lauschte er hier dem Gemurmel der an die Klippen schlagenden See. Der Blick nach unten offenbart uns einen Ankerplatz mit mannigfaltigen Ankermöglichkeiten, wo wir verschiedene kleine und größere Yachten liegen siehen.
Ob Reiner Maria wohl auch das leckere Bier der Schlossherren Thurn und Taxis als Inspirationsquelle nutzte? - Mich inspiriert es sofort dazu, im Schatten eines mit den Namen der Schlossherren beschrifteten blauen Sonnenschirms Platz zu nehmen und ein Glas dieses kühlen Gelben zu nippen. Ich kann nur empfehlen es mir gleichzutun. - Welch eine herrliche Inspiration!
Übrigens: ganz in der Nähe, in einem Ort namens Villaggio di Pescatore wurden bei Ausgrabungen tatsächlich Reste eines Dinosauriers gefunden. Der hat sogar einen Namen bekommen: Antonio.
Die bemalten Wände in der Gaststätte des Schlosses erinnern an die Thurn-und-Taxis-Post im 19. Jh.
Aufbruch: | 01.05.2009 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 30.09.2009 |
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