Norwegenreise für reife Erstlinge zum Kennenlernen
16.06.2007 Videseter - Sjöholt, 127 km
Da ich in der Nacht mehrfach wach war, habe ich einige male auf den Fotoauslöser gedrückt um die nur dämmrige bald Mittsommernacht festzuhalten. Gleich nach dem Frühstück machen wir los und haben zunächst ein Problem mit unserem Auto zu lösen: eine Lampe brennt nicht und in Norwegen muss man mit Licht fahren, außerdem stehen uns heute einige Tunnelfahrten bevor. Zum Glück gibt es an der nächsten Tanke 5 km abwärts im Tal die richtige Lampe und Matzi kann sie auch einbauen. Los geht's wieder die E 15 ein Stück hinauf und kurz darauf durch 3 Tunnel, dazwischen kurze Berglandschaftsblicke. Kurz hinter dem dritten Tunnel biegt die Rv 63 Richtung Geiranger ab. Wir fahren wieder durch eine bizarre Berg- und Schneelandschaft mit fast noch vereisten Seen, halten kurz an, ziehen wärmere Sachen an und dann geht es rechts ab zur Dalsnippa hoch. Zunächst die Maut zahlen und dann erinnert uns die Strasse an die schon bekannten schmalen, kurvenreichen, in Schnee eingeklemmten Bergstrassen. Glücklicherweise kommt so früh am Tag noch kaum jemand herunter. Die Ausblicke faszinieren mit jeder Kurve mehr und wir merken vor Begeisterung nicht, dass wir mit offener Heckscheibe hinauf fahren. Oben ist doch etwas Betrieb, die Sicht ist fantastisch und wir genießen bei nur 5°C die Aussicht auf Geiranger, die umliegenden Berge und verfolgen Fahrzeuge auf der sich schlängelnden Strasse hinauf und hinunter.
Als wir endlich aufbrechen, kommt plötzlich ein Bus auf den Parkplatz gebraust und ich stelle mir ängstlich vor, er wäre uns in einer der engen Kurven begegnet. In meiner Vorstellung waren Busse auf dem Weg hier hinauf nicht vorgekommen. In einer langen Serpentinenfahrt geht es dann 1476 Höhenmeter auf ca. 20 km hinab auf Meereshöhe nach Geiranger. Uns kommen immer wieder Wohnmobile und Autos mit Wohnanhänger entgegen, die wir entweder für mutig oder naiv halten. Aber scheinbar ist das zu schaffen.
Im Ort stellen wir unser Auto auf dem ersten gerade frei werdenden Parkplatz am Norsk Fjordsenter ab und laufen die letzten Kurven hinunter. Dort wird uns klar, warum uns der Ort etwas überfüllt und sportlich betriebsam vorkommt. Im Laufe der drei Stunden, die wir hier verbringen, starten zunächst Jugendliche, danach erwachsene Läufer und schließlich Radfahrer auf den Halbmarathon hoch auf die Dalsnippa. Wir schauen uns in Ruhe um, beobachten die Sportlerstarts, dazwischen die durchfahrenden Autos, das Warmfahren der Radler, die an- und ablegende Fähre und das Hurtigrutenschiff einschließlich der Ausschiffung der Passagiere in die verschiedenen Busse. Wir schlendern durch den Andenkenladen und trinken unseren Kaffee direkt am Wasser in der Sonne sitzend.
Erst als die Busse weg sind machen auch wir uns auf die Weiterfahrt auf der Rv 63 zum Adlerblick hinauf. Hier holen wir die Busse wieder ein - zum Glück im Aufbruch. Wir genießen den Blick zurück nach Geiranger und weit in den Fjord hinein. In drei Tagen wollen wir als Hurtigrutenpassagiere wieder hier sein.
Über eine mit dem Eidsvatnet geschmückte Hochebene geht es nach Eidsdal zur Fähre. Hier herrscht viel Betrieb und wir richten uns auf eine halbe Stunde Wartezeit ein - aber denkste, neben den Bussen passen noch viele Autos auf die Fähre und so schippern wir erstmals über den Fjord, wieder begeistert von den Aussichten. So sind die Wasserfälle am besten zu sehen.
In Linge angekommen lassen wir alle anderen Fahrzeuge in Richtung Trollstigen fahren und machen uns auf die Rv 650 Richtung Aalesund. Ca. 40 km davor liegt unsere erste Hütte für 6 Nächte in Sjöholt. Die Strecke bis dorthin geht teilweise am Norddalsfjord und Storefjord mit immer wieder prächtigen Aussichten entlang und insgesamt sind 6 Tunnel zu durchfahren. Sjöholt ist ein durch die Durchgangsstrasse geprägter Ort mit eher funktionalen Bauten direkt an der Strasse und vielen schönen Holzhäusern am Hang. Ich glaube sofort hoch über dem Ort unsere Hütte zu erkennen, da wir jedoch früh dran sind, genehmigen wir uns noch einen Kaffee, der hier wirklich ein guter Latte Macchiato ist. Die Beschreibung führt uns zur Vermieterin, die uns freundlich auf englisch mit Hinweisen zum Haus versorgt. Dieses liegt noch zwei Windungen höher (es ist wirklich das von mir gesichtete Haus) über dem Ort mit Blick auf die schneebedeckten Berge und den Fjord mit der Bucht von Sjöholt. Das Haus ist auch innen sehr zweckmäßig und liebevoll eingerichtet und wir haben zu zweit vier Schlafzimmer, zwei Wohnräume, Küche und Bad und viel Gartengelände zur Verfügung. Glücklich über die Wahl richten wir uns ein und genießen immer wieder die Aussichten.
Aufbruch: | 13.06.2007 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 02.07.2007 |