Eine Liebe fürs Leben – Frankreichs Süden
Im Herzen der Provence: Saint Remy
Pfingstsamstag - heute ist endlich van Gogh- Tag - wir fahren nach Saint Remy, um den Panoramaweg Vincent van Goghs entlang zu gehen.
Wir schlendern also den Hügel hoch in Richtung Glanum und gelangen zum Ancien Monastere St. Paul de Mausole, dem Augustinerkloster aus dem 12. Jahrhundert, wo van Gogh das Jahr vor seinem Tod in der Nervenheilanstalt verbrachte und in dieser Zeit über 150 Bilder malte. Ein kleiner Teil des Anwesens ist diesem Künstler gewidmet, der andere Teil dient auch heute noch als Heilanstalt.
Wir besuchen den schönen romanischen Kreuzgang des Klosters und das kleine Museum.
Im Klostergarten sind Drucke seiner in der Umgebung entstandenen Werke platziert.
Schade, dass die Iris, die der Künstler so gerne malte, schon verblüht sind.
Trotzdem macht es Spaß, seine Werke in dieser Umgebung zu betrachten und fast auf jedem seiner Bilder die wohlbekannte Bergkette der Alpilles wiederzufinden.
Wir schauen uns noch das neben dem Kloster liegende Triumphtor und das Mausoleum an - beide sehr eindrucksvoll. Faszinierend, dass die Bauwerke auf die Zeit um Christi Geburt datiert werden - solche alten Bauwerke versetzen mich immer in ehrfürchtiges Staunen.
Die Römischen Ausgrabungen von Glanum besichtigen wir nicht - genug Kultur für heute!
Wir folgen dem mit van Goghs Werken versehenen Panoramaweg zurück in die Stadt und decken uns dort noch mit Lebensmitteln für die Pfingstfeiertage ein. Erst nach Pfingsten wollen wir weiterziehen, um den Kurzurlaubern aus dem Weg zu gehen.
Nach dem relativ frühen Abendessen strampeln wir noch einmal mit den Rädern hoch nach Eygalieres, wo wir uns wieder in "unsere Bar" setzen, die heute gut besucht ist - Livemusik. Wir schauen eine Weile dem Treiben zu - eine unendliche Küsserei, Stimmengewirr, Notklapphocker werden eilends herbeigeschafft, um den vielen Menschen Platz zu bieten - und sausen dann wieder zu Tal.
Beim Frühstück am Pfingstsonntag scheint noch die Sonne, aber der Himmel bedeckt sich zunehmend. Dabei wollen wir doch heute in das 10 Kilometer entfernte Saint Remy radeln, um den Umzug zum Pfingstfest anzuschauen.
Kurz nach halb zehn radeln wir los, die Regenjacke im Rucksack. Wir suchen einen Weg abseits der Hauptstraße. Zuerst geht es über eine Schotterstraße durch ein Wäldchen und danach ein wenig den Kanal entlang, bis man eine geteerte Straße erreicht. Hier geht es an endlosen Olivenhainen entlang, im Hintergrund stets die Bergkette der Alpilles - es ist, als ob man durch ein van Gogh- Bild radeln würde.
An der Eglise St. Martin stellen wir die Räder ab und kurz darauf beginnt schon der Umzug. Zweispännige Kutscher eröffnen ihn, schöne Damen in historischen Kostümen sitzen drin - wie aus einem Bild aus "Julia von Mogador", einem Roman, den ich in meiner Jugend verschlungen habe und wo ich zum ersten Mal Ortsnamen wie Tarascon oder Arles las.
Es schließen sich Gruppen an, die musizieren oder gekonnt Peitschen knallen, Reitergruppen und Pferdewagen, die zu Ehren eines Heiligen mit Blumen geschmückt sind. Dreimal umrundet der Umzug den Stadtring.
Leider beginnt es nach einiger Zeit zu regnen, so dass wir uns an der Kirche unterstellen. Die Einheimischen flüchten nach Ende des Umzugs - vermutlich alle zum Mittagessen.
Der Schauer entwickelt sich zu einem ausgewachsenen Landregen. So ein Pech!
Wir warten, dass es aufhört zu regnen, besichtigen ausgiebig die schöne Kirche und warten... und warten... und fahren schließlich im Regen los.
Diesmal nehmen wir die Hauptstraße und radeln die Platanenallee entlang. Es ist nicht viel los auf der Straße - nur zwei bescheuerte Deutsche, die 10 Kilometer durch den stetig strömenden Regen radeln.
Als wir am Campingplatz ankommen, hört es unverzüglich auf zu regnen. Wolfgang baut trotzdem das Sonnensegel auf, da er kochen will. Natürlich strahlt kurz danach schon wieder die Sonne vom tiefblauen provencalischen Himmel. Kein Wölkchen ist mehr zu sehen, als ob es diesen Regen nie gegeben hätte.
Morgen ist "Fete de la Transhumance" in Saint Remy, das Fest zum Viehauftrieb in die Alpilles. Da werden die Schafe in einer Parade um den Stadtring getrieben.
Aufbruch: | 22.05.2009 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 05.06.2009 |