Gruppenreise durch Guatemala
Treppe
Irgendwann wurde es Morgen, irgendwann meldete mein Wecker, dass es halb fünf sei. Um Fünf, noch vor dem Morgengrauen holte Nino die Aufgeweckten von uns ab und fuhr uns zu der Lagune in Monterico, dort wo die Bootsführer auf Kunden warten. Selso, mit dem wir die Fahrt gestern abgemacht hatten, erwartete uns bereits und wir setzten uns hintereinander in sein wackeliges Boot. Ganz leise glitt es aus dem Hafen. Dunkelheit lag noch über dem Wasser aber am Himmel zeigte sich ein heller Streifen.
Im Gebüsch auf beiden Seiten der Lagune ertönten Vogelstimmen. Sie kommunizierten untereinander und kündigten den Sonnenaufgang an. Jetzt lag ein rosa Schimmer auf dem Wasser und Selso hielt sein Boot an. Genau im richtigen Moment, denn soeben guckte die Sonne über den weit entfernten Berg.
Sonnenaufgang über den Mangroven
Es ist jedes Mal wieder ein ergreifender Moment, wenn die Sonne ihre ersten Strahlen über die Erde schickt und alles Leben neu erwacht. Wir befanden uns wieder einmal in einer Symphonie in Grün. Selso erzählte von den drei verschiedenen Wasserschildkröten, die hier im Naturschutzgebiet leben. Bis zu 350 Eier legt eine Schildkröte in den Sand. Die Überlebenschancen für die jungen Schildkröten sind allerdings sehr klein. Nur gerade ein Prozent wird das Meer unbeschadet erreichen. Der Rest wird von Nesträumern heimgesucht, zu denen auch der Mensch gehört, oder nach dem Schlüpfen auf dem Weg ins Wasser von Krokodilen, oder im Wasser von Fischen gefressen.
Es gibt über 20 Lagunen, die zum Teil miteinander verbunden sind. In einigen leben Krokodile. Sie werden bis zu 4 Meter lang und legen gegen 35 Eier im Jahr. "In der Lagune, in der wir im Moment sind, gibt es keine Krokodile", beruhigt uns Selso auf unsere entsprechende Frage.
Während der Trockenzeit sinkt das Wasser der Lagunen und Meerwasser tritt ein. Dann gehen viele Pflanzen, wie die Wasserhyazinthen und das Ufergras zu Grunde und nur die Mangroven überleben das salzhaltige Wasser und bieten vielen Vögeln und Fischen Schutz.
Langsam gleitet unser Boot über den smaragdgrünen Wasserteppich. Selso hat kein Ruder, er stösst uns mit einem Stecken wie ein Gondoliere in Venedig vorwärts Das ist völlig geräuschlos und so lauschen wir um Schluss auch noch das Konzert der Frösche. Maya freut sich diebisch darüber.
Pünktlich zum Frühstück sind wir zurück im Hotel Utz Tzaba. Es gibt süsse frische Früchte und Yoghurt mit Müesli. So gestärkt sind wir bereit für das nächste Abenteuer. Um neun reitet Betto mit seinen sechs Pferden vor. Wir wollen einen Ritt am Strand wagen. Zwar hat kaum jemand von uns wirklich Erfahrung mit Reiten und ein paar sassen überhaupt noch nie auf einem Pferd, aber das Aufsitzen klappt schon ganz gut und wir konzentrieren uns erst einmal aufs oben bleiben.
Worauf wir uns da wohl wieder einlassen?
Es dauert nicht lange, und wir reiten den Strand entlang. Langsam zwar und immer auf der Suche nach dem zweiten Gang oder der richtigen Lenkung, aber irgendwie kommen wir vorwärts. Sepp hat sein Pferd jedenfalls bestens im Griff. Er trabt voraus, dreht und wendet, ganz wie es ihm gefällt, während wir anderen uns eher nach den Wünschen des Pferdes richten und die gemächliche Tour einschlagen. Letztlich ist das wohl auch besser so, denn die Pferde machen nicht einen übermässig gesunden Eindruck.
Es ist uns allen nicht klar, ob es besser ist, die Pferde zu reiten und damit mitzuhelfen, dass sie etwas in ihrem Futtertrog finden, oder ob man solche Ritte eher boykottieren sollte. Spass macht es aber auf jeden Fall und wir dürfen zu unserer Beruhigung feststellen, dass wir die Tiere nicht übermässig strapaziert haben.
geht doch ganz ordentlich
Während es am Morgen noch angenehm war, steigen die Temperaturen nach unserer Rückkehr wieder an und es dauert nicht lange, und man findet uns alle wieder am, um und im Pool. Vor allem die Wasser-Bar findet grossen Anklang. Und dann ist es Mittag und wir verlassen das Meer. Hier, knapp drei Stunden Fahrt von der Hauptstadt entfernt haben wir ein ganz neues Guatemala kennengelernt.
Wir wollen aber noch mehr sehen und sind deshalb bereits wieder unterwegs, Rene zaubert aus seiner Wundertüre die nächste Überraschung für uns.
riesige Skulpturen in La Democracia
In La Democracia halten wir an. Wir wollen die Köpfe ansehen, die aus der Olmekenkultur oder deren Nachkommen entstammen und mitten auf dem Hauptplatz stehen. Hier staunt allerdings auch Rene einmal, denn der Hauptplatz wird renoviert. Die riesigen Kolosse, die an breite Buddhastatuen erinnern und im Gesicht jenen eindeutig asiatischen Einschlag haben, bekommen eine neue Umgebung. Der Hauptplatz wird neu gestaltet. Rund um die alte Ceiba werden neue Bänke gebaut, Platten gelegt und die alten Monumente unter Dächern geschützt.
Wir bestaunen darum nicht nur die gewaltigen und eindrücklichen Steine, sondern auch die Arbeiter, die mit Trennscheiben Platten zersägen und Beton anrühren. Doch heute ist das Staunen nicht einseitig, auch die Arbeiter wundern sich über die ausländischen Besucher, die trotz Absperrungen, wirr herumliegenden Kabeln und lärmenden Maschinen sich nicht abhalten lassen, die alte Ceiba zu fotografieren und über die für sie so selbstverständlichen Gestalten zu philosophieren. Natürlich verstehen sie nicht, was wir reden, aber dass wir voller Staunen stehen bleiben und auf dicke Wämste und runde Finger zeigen, kann ihnen nicht entgangen sein.
die uralte Ceiba auf dem Hauptplatz
Noch ein kurzer Besuch im Ortsmuseum und schon bald sind wir wieder unterwegs. René hat unterdessen herausgefunden, dass die Ceiba auf dem Hauptplatz über 300 Jahre alt ist und dass der Platz dank einer Aktion der örtlichen Radiostation umgebaut wird. Ob denn alle Leute im Dorf Radio hätten, hatte René sich erkundigt. "Nein, eigentlich nicht, doch das ist auch gar nicht nötig, denn die Sendungen werden im Ort über den Lautsprecher verbreitet", informierte ihn der Museumsleiter.
Wir fahren ins Hochland, verlassen den heissen Süden. Irgendwann, am späteren Nachmittag erreichen wir den Atitlan-See. Martin unser Bootsführer erwartet uns schon und so verabschieden wir Nino, unseren Chauffeur für zwei Tage. Hier am Atitlan-See ist der See die Verbindungsstrasse.
Quer über den See geht die Fahrt. Weil es bereits Nachmittag ist, ist der See ziemlich aufgewühlt. Mindestens Windstärke 2 ist angesagt. Bereits bilden sich kleine Schaumkrönchen auf den Wellen und unser Schiff eine umgebaute Nussschale kämpft sich über den See. Bis wir am anderen Ufer ankommen geht die Sonne unter und schickt noch ein paar rosa Strahlen hinter den Vulkanen her.
Lago Atitlan in der Abenddämmerung
Und dann kommt der krönende Abschluss der heutigen Reise, René hat uns davor gewarnt, aber wie alles, was man nur vom hören sagen kennt, haben wir es nicht richtig ernst genommen. 400 Treppenstufen fehlen noch vom Ufer hinauf zum Hotel. Warum wir die im Eilzugstempo absolvieren, kann niemand erklären, aber oben gibt es ein paar bleiche Gesichter und atemlose Lungen. Diese werden gleich noch einmal arg strapaziert, denn der Ausblick von den Zimmern des Hotel Tzu Ninu ist atemberaubend. Der Blick auf die Vulkane und die kleinen Dörfer am See ist absolut einmalig und schon bald haben wir die Strapazen des Aufstiegs überwunden und widmen uns einem kühlen Aperitif, sind stolz, die Höhe erklommen zu haben. Später geniessen wir ein wirklich feines Nachtessen im guatemaltekisch sehr stilvoll eingerichteten Speisesaal. Vor dem Schlafengehen wird bestimmt jeder noch einmal die einmalige Aussicht genossen haben.
Aufbruch: | 17.07.2009 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 01.08.2009 |