Gruppenreise durch Guatemala

Reisezeit: Juli / August 2009  |  von Beatrice Feldbauer

Tuctuc

Irgendwie ist die Ankunft in Antigua für mich unterdessen wie ein nach Hause kommen. Ich war schon oft hier, habe Wochen hier verbracht, ging in die Spanischschule, schlenderte im Park, trank meinen Liquado im Cafe Condessa und meine abendliche Margarita in der Posada de Don Rodrigo.

Die Gruppe geht am Morgen mit René zum Stadtrundgang. Ich bin überzeugt, dass er aus seinem unerschöpflichen Wissensfundus auch für ich noch ein paar unbekannte Informationen holen würde, die eine oder andere mir noch unbekannte Ecken finden würde, aber ich verzichte heute trotzdem drauf. Ich setze mich mit dem Laptop unter die Laube vor meinem Zimmer und geniesse die Atmosphäre im wunderschönen Hotelpatio mit den vielen Blumentöpfen. Gestern hatten unzählige Kerzen in den schmiedeeisernen Kerzenständern gebrannt. Das ist die Stimmung, die mir gefällt.

Heute Morgen breitet ein Maler sein Angebot im Laubengang, gleich vor den Zimmern auf. Geschäftige Angestellte in den typischen Trachten huschen vorbei, Touristen werfen einen Blick in den romantischen Garten. Ich lasse alle Eindrücke auf mich einwirken, erledige ein paar mails, bringe meine Notizen der letzten Tage auf den neuesten Stand. Irgendwann gegen Mittag wird da wo früher die Bar war, die grosse Türe geöffnet. Museo steht auf dem Schild und drinnen glaubt man sich in eine Ritterburg versetzt. Ein schwerer Tisch und Stühle mit hohen Lehnen stehen da. Im grossen Kamin brannte früher abends ein Feuer und von den Wänden grüssen alte spanische Ritter und edle Damen. Die freundliche Kellnerin bringt mir einen Liquado de piña, einen frischen Ananasdrink.

Unterdessen hat die Marimbaband angefangen zu spielen.

Irgendwann kommt die Gruppe zurück. Voller neuer Eindrücke aus der alten Kolonialstadt. Vor allem der Jadeladen mit seinem edlen Angebot und der kleine Handwerkermarkt scheint Eindrücke hinterlassen zu haben. Ausserdem ist man im Cafe Condessa eingekehrt. Dachte ich mir doch, dass man an diesem romantischen Ort nicht vorbeikommt, ohne einzukehren.

Ich bin unterdessen mit meinen Aufgaben auch fertig, will jetzt auch noch etwas Antigua-Luft schnuppern. Ich will zum neuen Handwerkermarkt, denn vielleicht treffe ich Ricardo, den ich seit Jahren immer wieder besuche, Ein paar Leute begleiten mich und so erweist sich mein Ausflug zum alternativen Stadtrundgang. Bevor wir zum Handwerkermarkt kommen, zeige ich die Bodegona, den grossen Supermarkt, wo es einfach alles zu kaufen gibt. Zwar sind die Dinge eher nach Alphabet, oder einem sonst nicht ergründbaren Ordnungsprinzip, als nach Verwendung geordnet. Aber gerade das macht einen kurzen Durchgang so interessant.

Was es da alles zu kaufen gibt. Küchenmesser neben Pampers, Früchte neben der Kosmetika und kindsgrosse Puppen neben den Likören. Nach dem Supermarkt gehen wir zum Busbahnhof. Hier auf dem grossen Platz stehen all die farbigen Überlandbusse, die jeden Tag Antigua in alle Himmelsrichtungen verlassen. Sie warten, bis möglichst viele Menschen eingestiegen sind. Dann fahren sie los, während der Adjudante, der Helfer des Chauffeurs ununterbrochen das Ziel der Fahrt ausruft, um noch ein paar Unentschlossene zu einer Fahrt zu überzeugen.

Gleich neben dem Busbahnhof liegt der Handwerkermarkt. Selbstverständlich finden wir hier alle irgendetwas Kleines oder Grösseres zum mitbringen. Das Angebot ist riesig und wenn man es zum ersten Mal sieht, wahrscheinlich ziemlich überwältigend. Ricardo finde ich nicht, er hat anscheinend den Verkaufsstand gewechselt. Ich werde an einem anderen Tag noch einmal kommen müssen. Dafür tauchen wir jetzt noch in den Warenmarkt ein.

Auf dem Handwerkermarkt

Auf dem Handwerkermarkt

Auch hier ist das Angebot unüberschaubar, es gibt fast nichts, was man hier nicht bekommt, auch wenn jetzt am Sonntagnachmittag viele Stände bereits geschlossen sind. Plötzlich fängt es an zu regnen. Schwer fallen die Tropen auf die Blechdächer über uns. Wo sie bis zum Boden auftreffen, bilden sich sofort grosse Lachen. Wie versuchen, den Ausgang zu finden, ohne unter eine der undichten Stellen zu geraten.

Strassenszene in Antigua

Strassenszene in Antigua

Irgendwann gibt der Regen etwas nach. Ich halte drei TucTucs an, denn wir sind zu 7. unterwegs. Das erste ist schnell gefüllt: Ingrid, Trudi und Sepp steigen ein. Ziel: Hotel Santo Domingo. Auch beim zweiten gebe ich das Ziel an und im dritten steige ich mit Dieter ein. Tuctuc fahren ist eine eigene Erfahrung, die man einfach gemacht haben muss. Wie der Fahrer stehende Fahrzeug links oder rechts überholt, sich im letzen Moment in eine fahrende Kolonne einschlängelt, um Kurven düst und sich über das Kopfsteinpflaster quält, kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben.

Nachdem wir nach meinem Gefühl im Zickzack durch die Stadt gefahren sind, kommen wir irgendwann beim Hotel Santo Domingo an. Und sind die ersten. Was ist passiert? Dieter und ich sind mit dem letzen Tuctuc losgefahren und scheinen die ersten im Hotel zu sein. Es dauert fast 10 Minuten bis Sepp mit Ingrid und Trudi eintreffen. Ihr Tuctuc hatte unterwegs eine Passe und musste einen Zwischenstopp einlegen. Aber was ist mit Jolanda und Romy?

Auch zehn Minuten später sind die beiden noch nicht da, darum beschliessen Sepp und ich, sie zu suchen. Vielleichtsind sie zu unserem Hotel zurückgekehrt, das ist jedenfalls da, wo wir jetzt erst einmal suchen wollen. Also zu Fuss zurück. Wir müssen gar nicht lange suchen, da kommen uns die beiden ebenfalls zu Fuss entgegen. Ihr Tuctuc scheint den Auftrag nicht richtig verstanden zu haben, oder sie an einem anderen Eingang des Hotels abgesetzt haben, jedenfalls trauten die beiden der Sache nicht ganz und wollten nicht aussteigen. Vor allem nicht, weil es eine ziemlich verlassene Gegend schien und es nicht so aussah, als ob da je wieder ein TucTuc vorbei fahren würde.

der Arco, das Symbol Antiguas

der Arco, das Symbol Antiguas

Also versuchten sie, dem Fahrer unser Hotel anzugeben. Da ihnen aber der Name nicht mehr einfiel und sie ausserdem kein Spanisch sprachen, fingen sie an, das Hotel oder dessen Umgebung zu beschreiben. Als auch das nichts half, zeichnete Jolanda kurzerhand den Arco, das Wahrzeichen Antiguas auf ein Blatt Papier. Das verstand der TucTucfahrer und kurze Zeit später standen die beiden vor unserem Hotel. Da sie ungefähr wussten, in welcher Richtung das Hotel Santo Domingo liegen musste, machten sie sich daraufhin zu Fuss auf den Weg. Und eben dabei trafen sie auf uns. Damit stand einer Besichtigung des einzigen 5-Stern-Hotels im Land nichts mehr im Wege und wir trafen die anderen in der Bar des Hotels. Von da aus erkundeten wir das Hotel mit seinen vielen stillen Winkeln, den versteckten Brunnen und dem Museum in den Ruinen des vom Erdbeben zerstörten Klosters.

im Hotel Santo Domingo

im Hotel Santo Domingo

in den Ruinen der Klosterkirche

in den Ruinen der Klosterkirche

Später besuchten wir noch den Jadeladen, wo natürlich noch einmal nach Herzenslust geschmökert und geschwärmt wurde. "Würde mir diese Kette stehen? was meinst du zu diesen Ohrenringen". Mit ein paar neuen Errungenschaften kehrten wir in unser Hotel zurück.

Vorher mussten wir aber für Sepp noch ein paar Schuhe kaufen, resp. ihm bei seinem Kauf behilflich sein. Ich nehme an, dass es relativ selten ist, dass ein Mann gleich von fünf Frauen und einer Verkäuferin beraten wird, wenn er neue Schuhe kauft. Allerdings war die Auswahl sehr klein, was Sepp zwar nicht sonderlich störte, aber mit der Grösse wollte es nicht so richtig klappen, denn irgendwie schien es, dass der Schuh vor dem Tragen noch etwas ausgeweitet werden müsste.

Als wir zurück zum Hotel kamen, stellte sich heraus, dass Sepps eigene Schuhe, die er schon abgeschrieben hatte, weil er sie am Morgen vor das Fenster gestellt hatte und sie und bei der kurzen Kontrolle von Jolanda verschwunden waren, vom Hotelpersonal hereingenommen und ihm beim Schlüssel abholen wieder ausgehändigt wurden. Also hatten wir ihm ganz umsonst beim Kauf assistiert. Egal, lustig war der Kauf sowieso und überteuert waren die Schuhe bestimmt nicht.

Zum Nachtessen gingen wir ins las Palmas, wo wir ein sehr feines Menu bekamen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Diesmal bin ich mit einer Gruppe unterwegs. Wir besuchen die faszinierenden Mayastätten und die quirligen bunten Märkte. Die Reise mit der Gruppe ergibt auch für mich einen ganz neuen Blick auf dieses Land, das ich von mehreren Aufenthalten zu kennen glaube.
Details:
Aufbruch: 17.07.2009
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 01.08.2009
Reiseziele: Guatemala
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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