Wo Afrika Am Schönsten Ist
Strandleben
Senga Bay, Malawi, 06.06.2009
Der Lake Malawi ist der drittgrößte See in Afrika und bildet im Osten die Grenze Malawis zu Mosambik und Tansania. Seine Strände sind überwiegend ein Traum. An meiner Lodge erstreckt sich der breite Sandstrand so weit, dass man ihn unmöglich zu Fuß ablaufen kann. Ich versuche es trotzdem, frühmorgens gestärkt durch ein üppiges Frühstück
und werde begutachtet von Frauen, die ihre Wäsche und ihr Geschirr im See waschen und kleinen Kindern, die im Wasser spielen.
Mein Bootsvermittler ist pünktlich und hat neben dem Boot samt Bootsführer auch noch irgendeine Cousine im Schlepptau, die gerade zu Besuch ist. Wir fahren eine halbe Stunde zur "Lizard Island", einer Insel, die, glaube ich meinem Guide, geradezu atemberaubend große Echsen beherbergt. Sehr viele bekomme ich von diesen Exemplaren nicht zu Gesicht. Sie sind sehr schreckhaft und verkriechen sich bei der kleinsten Bodenerschütterung, ausgelöst von unseren Schritten, in Höhlen und unter Felsvorsprüngen. So bleiben vor allem ein nettes Rumgekraxel auf der Insel und ein traumhafter Blick auf die Küste.
Mein Bootsmann verabschiedet sich, aber Ruth, seine Cousine, bleibt mir für den Rest des Nachmittags erhalten. Ich könnte zwar gut auf sie verzichten, aber sie stört auch nicht und findet mächtig Gefallen an meinem mp3-Player. Im Prinzip ist es sogar ganz nett, denn mit einer Einheimischen findet man viel zwangloser Kontakt zu den Dorfbewohnern am Strand. Und die Preise für Getränke oder Bananen von den Strandverkäuferinnen fallen auch niedriger aus.
Etwas entfernt soll es Krokodile geben, sagte man uns. Ich wittere sogleich ein gefährliches Abenteuer und wir marschieren los.
Irgendwann kommen wir an eine Stelle wo die Fischer ihren Fang des Tages aus den Netzen pulen und an Ort und Stelle verkaufen.
Ruth fragt ein paar Leute nach den Krokodilen und eine Handvoll Männer und Kinder fungieren als Guide, führen uns landeinwärts, über Stock und Stein, über Wiesen, durch Morast und ein Moor - bis wir schließlich vor einer Krokodilfarm stehen.
Das hatte ich mir anders vorgestellt! Ich dachte eigentlich an Krokodile in freier Natur und nicht an eine Zuchtfarm für den Export der Krokodilhaut. Hauptabnehmer ist übrigens Deutschland, daneben Italien und China, wie uns eine Führerin durch die Farm erzählt. Eine Gruppe von Touris ist gerade eingetroffen und wir schließen uns der Tour an.
Der Kontrast könnte nicht größer sein. Die Anderen sind mit einem schicken Geländewagen gekommen, in kompletter noch sauberer Safarikleidung nebst Tropenhut, wir barfuss, mit morastverschmierten Füßen und in Badebekleidung.
Unsere Führer warten auf uns und bringen uns zurück zum Strand. Ich schaue Ruth an and frage leise wie viel Trinkgeld für ihre Dienste angemessen sei. Nichts, sagt sie, dass sei hier nicht üblich. "Gib Ihnen doch etwas von deinen Süßigkeiten". Tue ich. So kommen dann mal wieder meine allseits beliebten Haribo-Tütchen zum Einsatz. Die Kinder, aber auch die Erwachsenen, freuen sich.
Das ist bemerkenswert. Ich bin hier eigentlich in einer Touristenhochburg und bestimmt nicht der erste Weiße, den die Leute sehen. Aber alle schauen mich mit großen Augen an, sind manchmal etwas schüchtern, manchmal freundlich, die Kinder lassen sich gerne fotografieren und freuen sich, wie Kinder halt, wenn sie die Ergebnisse im Display meiner Kamera sehen. Niemand hält die Hand auf. Noch nicht. Auch in dieser Hinsicht scheinen mir Malawi und seine Einwohner noch wohltuend hinter der Entwicklung der Nachbarstaaten zurück zu sein.
"Malawi - Welcome To The Warm Heart Of Africa". Der Slogan des Landes ist genial ausgedacht und passend zugleich. In Bezug auf die Temperaturen. Ich bin froh dass ich im hiesigen Winter hergekommen bin. Mir ist es warm genug. Aber passend auch in Bezug auf die Freundlichkeit, Offenheit und Warmherzigkeit der Menschen.
Viele der in heimischen Gefilden beliebten Zierfische wie Buntbarsche kommen aus dem Malawisee bzw. werden hier gezüchtet und dann exportiert. Weniger an diesen, sondern an den größeren, essbaren Fischen, den Namen habe ich vergessen, zeigt Ruth Interesse und steigt in endlose Verkaufsverhandlungen mit ein paar Händlern ein, die diese, am Kiemen zusammengeschnürt, am Strand anbieten. Für ein halbes Dutzend ordentliche Burschen zahlt sie umgerechnet kaum 5 Euro. Sicherlich ein gutes Geschäft. So wie verstanden habe will sie morgen zurück nach Hause und hat einige Stunden Busfahrt vor sich. Hoffentlich gibt es da keine Geruchsbelästigung im sicherlich wieder voll besetzten Bus.
Abends sitze ich unter Bäumen im Restaurant der Lodge, esse Fisch aus dem See und komme mit einigen anderen Touristen an der Bar ins Gespräch. Heute sind auch ein paar Schwarze anwesend, wahrscheinlich Wohlsituierte aus Lilongwe, die das Wochenende lieber hier am See als in der Stadt verbringen. Auch der Besitzer taucht auf. Er kommt aus Sri Lanka und erzählt, dass er gerade zurück ist von einer Tour mit der Crickettmannschaft Sri Lankas, zu der er eingeladen hatte. Er freut sich, dass gerade der Krieg in seinem Land zu Ende gegangen ist, hofft auf Frieden, möchte dazu auch einen Beitrag leisten, aber erstmal will er im Herbst nach Deutschland kommen, zum Oktoberfest nach München. Davon träumt er schon lange. Na dann Prost ! Wir stoßen an. Nicht mit einem Paulaner. Vorerst noch mit einem Carlsberg Green und einem Kuche Kuche.
Aufbruch: | 03.06.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 22.06.2009 |
Sambia
Simbabwe