Mein Austausch-Semester in El Campo, Texas
Die große Reise beginnt: Die 1. Woche in El Campo
Als das Flugzeug gelandet war, bin ich einfach mal den netten Männern hinterher, die ich beim Warten in Frankfurt am Nachbartisch entdeckt hatte. (der Cowboy und der Indianer). Der Rest war einfach: entgegen jeder Erwartung auf den Kopf gestellt zu werden kam ich durch ohne die geringste Kontrolle, sodass ich innerhalb von 15-20 Minuten draußen war, wo mich meine neue Familie in Empfang nahm, die mich kurz darauf auf mein 1. texanisches Steak einlud. Die Familie besteht aus Ron, der in einer Praxis als Hilfsarzt arbeitet und ziemlich gechillt ist, Brenda (Mutter), die keinen Job hat, damit sie im Haushalt arbeiten kann und die zwar keine Kinder bekommen kann, dessen Kind aber jeder ist, den sie lieb hat, und Shawna, die adoptierte Tochter, die von der halben Familie immer geneckt wird (abgesehn von mir!!!!), die aber ziemlich viel Spaß versteht...
Nach dem Essen ging es dann direkt "heim", es gab eine kurze Einweisung, ich hab ausgepackt und ging ins Bett, was genau so lang ist wie ich...
Am nächsten Morgen gings ab in die Schule um meine Fächer zu wählen und einige Fragen zu klären,jedoch sollte mein 1. Schultag erst am Freitag kommen! Da ich nun noch 2 Tage Zeit hatte, kutschierte mich Brenda zuerst nach Ganado in Rons Praxis, wo ich gleich eine Impfung gegen Heuschnupfen bekam und dann in ganz El Campo herum, um fast die ganze Familie kennenzulernen! Das war aber noch nicht alles: an meinem 1. Schultag gings erst richtig los, da ich an dem Tag mindestens 200 Namen gehört habe, und keinen einzigen mehr weiß! Jeder wollte mein Freund sein und mich kennenlernen und sie waren alle ziemlich offen mir gegenüber! Meist gestellte Fragen waren unter anderem: "Wie sehn die Mädels bei euch aus?", "Hast du ne Freundin in Deutschland" (auch von den Jungs gefragt!!), "Ab wann dürft ihr Bier trinken?", "Sag was in deutsch!"... aber die allergeilste Frage von einem mädchen namens Linda war immernoch: "Spricht man in Deutschland ne andere Sprache?!" (Das soll (k)eine Anspielung auf die Linda aus Kerlingen sein! Niemals...). In der 3. Stunde befreite mich ein Mädchen mit einem selbstgeschriebenen Entschuldigungszettel von meinem Councellor (Betreuer) vom Unterricht um mich für die Schülerzeitung zu interviewen (Draußen standen noch 2 weitere Mädels). Die letzte Frage war "Was macht ihr in Deutschland an Valentinstag?", was darauf hinauslief, dass 2 von ihnen ein Doppeldate mit mir und Alex, dem anderen deutschen Austauschschüler, haben wollten, was ich aber erst richtig verstand, als das Gespräch vorbei war und ich schon längst ja gesagt hatte... (für Lisa: keine Angst, die Lovestory wird nicht in Gefahr kommen!;D)
Außerdem lernte ich Peyton kennen; einen der kleinen Racker, die Brenda manchmal babysittet. Erst war er ein wenig schüchtern, aber ich glaube, er hat mich voll gern, weil ich immer mit ihm kämpfe und Basketball spiele... Daraufhin hab ich erfahren, dass Ron mal ziemlich gut in Basketball war, was Alex und ich dann gleich mit ihm ausprobieren mussten! Samstags war ich mit Shawna und einer Freundin von ihr richtung Houston in eine bekannte Mall (Einkaufscenter) gefahren, um dieses genau unter die Lupe zu nehmen.
Shoppen mit Mädels ist nich so das Wahre, das wusste ich, aber ich dachte, vllt wirds trotzdem lustig... und das war es auch, da die beiden mehr in die Geschäfte gingen um das, was sie nicht gut fanden, auszulachen, anstatt nach dem zu suchen, was sie wollten!
Samstag auf Sonntag hat dann Alex bei uns übernachtet, weil das hier anscheinend sehr populär ist und oft gemacht wird (weil unsere beiden Mütter es arrangiert hatten...). Am Sonntag Morgen gings dann in die Kirche, sowie am Mittwoch Abend, jeden Sonntag Abend, und für die Männer Montags Abends und die Frauen Dienstags Abends! Montags darf ich zu Hause bleiben und vielleicht kann man bei dem Mittwoch auch noch was regeln... Aber die Kirche hier ist komplett anders und jenseits aller Vorstellungskräfte!! Das muss man echt mal erlebt haben!
Das ist nämlich keine Predigt, es ist UNTERRICHT!!! AM SONNTAG MORGEN UND ABEND!!! UND DONNERSTAGS!! UND MONTAGS!!
Dort kann man dann Fragen stellen und wer will, kann selbst für ein paar Minuten das Wort übernehmen. Außerdem hat jeder seine eigene Bibel mit Tasche, die er bearbeitet hat, wie eine Schullektüre!! Und Fast alle haben Block und Stift dabei um mitzuschreiben! Sonntags ist es schon eher eine Predigt aber trotzdem ziemlich persönlich, vor allem, weil immer die selben 30 Leute kommen... Der Priester stellt Fragen und alle singen gerne moderne Christenmusik (Pop, Rock, HipHop, Rap, Metal,...) und nennen sich einen Gospelchor (aus 5 Leuten), obwohl sie 1. zum größten Teil nicht singen können und 2. keiner außer der kleine Drummer den Takt halten kann!!
Wenn der Priester dann irgendwas gutes sagt und wie immer jeder voll bei der Sache ist, schreit fast immer einer voller Elan "AMEN!!", "Thank you God!" oder "Yeah that's right!".
Sonntag Abend ließen wir die Kirche ausfallen, da Shawna "Senior Serv" hatte, was soviel heißt wie: die Seniors (Abiturienten) servieren ihren Familien Essen und Trinken und nach dem Essen gibts ne 2 Stunden lange Show, wie auf nem runden Geburtstag, bloß größer! Das war ziemlich cool und wir haben viel gelacht weil es meist Comedy-Acts waren!
Alles in allem: die Woche war erfolgreich und ich hab mich eingelebt aber an der Kirchen-Geschichte muss noch ein bischen gefeilt werden!
Aufbruch: | 19.01.2010 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 18.06.2010 |