Thailand 2010
17.06.10 Abschied von Renato
Früh am Morgen erwache ich mit sehr traurigen Gedanken. Heute soll ich mich von Renato verabschieden. Dabei möchte ich ihn doch wieder haben, wieder festhalten können, wieder mit ihm lachen und mich wieder mit ihm zusammen wohl fühlen können. Ich vermisse ihn sehr!
Die Leute hier um mich herum sind alle sehr lieb. Sie versuchen wo immer möglich mich abzulenken und zu beschäftigen.
Um 06:45 Uhr wurde ich von Tschadsudaa vor dem Hotel erwartet. Sie will mit mir auf den Markt und später dann zum Tempel gehen.
Neben weichgekochten Eiern in einer Brühe bekomme ich Tee, Reissuppe mit Gemüse und süsses Gebäck. Dann kommen pötzlich noch Klebereis, gebratenes Hähnchen und geröstete Zwiebeln dazu.
Eigentlich schmeckt's gut, aber ich habe keinen Appetit.
Frühstück auf dem Markt von PhangNga
Jeab, die Schwester von Tschadsudaa führt mitten im Markt das Restaurant "PhangNga coffee".
Dann gehts zurück zum Hotel wo ich kurz Zeit habe, mich etwas frisch zu machen. Bevor ich los gehe, entdecke ich in den Mails eine Nachricht von Sabrina, Renato's Tochter.
Sabrina und Ruedi haben am 12. Juni geheiratet. Nun wünschten sie sich, dass ein paar ausgewählte Fotos von der Hochzeit bei Renatos Feier aufgehängt würden. Sabrina hatte ihm diese Fotos fest versprochen.
Ich empfand es als meine Pflicht, das möglich zu machen.
(Leider erfuhren wir vom Hochzeitstermin erst, als wir die gesamte Reise nach Thailand schon gebucht hatten.)
Unglaublich, was unsere Thaifreunde hier für Renato organisiert haben
Immer wieder fragte ich nach Sabrina's Bildern. Die Thais verstanden aber nicht so richtig, warum mir das so wichtig war.
Zum Glück trafen nun Rolf und Siti ein und ich konnte mich Siti erklären. Sie verstand sofort und liess mich von Plaa in die Stadt zu einem Fotogeschäft fahren. Ich selber wurde gleich wieder zurück gebracht und Plaa holte die Ausdrucke nach ca. 20 Minuten dort ab und hängte sie dann bei Renato's Gedenktafel dazu.
Endlich hängen auch die Hochzeitsfotos unten an der Tafel!
Renato wäre auf die hübsche Braut total stolz gewesen!
Solange noch niemand da war, konnte ich mich noch einmal mit Renato unterhalten; konnte ihm all meine verrückten Gefühle mitteilen. Hatte Zeit, mit ihm traurig zu sein.
Der Platz der Mönche
Unterdessen gab Siti dem Reporter der Lokalzeitung PhangNga ein Interview. Sie erklärte ihm was die IG Thaikultur macht. Sie sprach aber vor allem darüber, welch wichtige Funktion Renato in der IG gehabt hat.
Renato hat die Internetseite der IG Thaikultur ins Leben gerufen. Er war unser Webmaster.
Ich werde alles daran setzen, sein Werk weiterzuführen. Ich hoffe auf Unterstützung, denn bei dieser Aufgabe werde ich auf Hilfe angewiesen sein!.
Ebenfalls völlig überwältigt von der Gedenktafel, der Dekoration und überhaupt von der ganzen Organisation, nimmt sich Rolf Zeit, sich ganz persönlich von Renato zu verabschieden.
Khun Nathapong - er wird die Feier moderieren
Er ist einer der drei Vertreter der IG Thaikultur in Thailand.
Immer wieder kommen auch Schulkinder, die Renato gekannt haben und verabschieden sich von ihm.
Dann werden Rolf und ich gebeten in ein anderes Gebäude zu kommen.
Wir haben die Ehre, den Mönchen das Essen zu überbringen. Dies geschieht nach einem klaren Ablauf. Die Thais helfen und korrigieren uns immer wieder ganz sanft.
Ich denke, dass die Mönche über unsere kleinen Fehler hinweg gesehen haben.
Dankesgebet für Speis und Trank
Während die Mönche essen, deutet mir der "oberste" Mönch, dass das Essen sehr sehr scharf sei. Er bringt mich mit seinen Gesten doch wirklich zum Schmunzeln!
Rolf und ich nutzen die Zeit bevor die Leute kommen, uns den Tempel und die Umgebung anzusehen.
Der Ein- bzw. der Ausgang vom Wat Prachum Yothee und dahinter die Hügel von PhangNga
Die Tempelanlage
Wir entdecken, dass es hier ganz strickte Regeln gibt, welche besser befolgt werden!
Ein Lehrer von Koh Pannyi bittet für ein Mädchen bei Siti um Unterstützung durch die IG Thaikultur
Wie schon bei unserem gestrigen Empfang im Tempel, erhalte ich den Auftrag, alle Kerzen anzuzünden. Ich bin froh, dass ich den Tempel bereits am Vortag gesehen habe - sonst wäre das alles wohl etwas viel auf einmal gewesen.
Plötzlich ist es mit der Ruhe vorbei. Die Musikklasse von der Schule Diibug Phang-Nga Witthajaajon stellt ihre Instrumente auf. Sie werden gleich eingestimmt.
Wunderschöne taditionelle thailändische Instrumente
Nachdem ich viele Leute begrüsst habe, setzten sich die Anwesenden drinnen und draussen. Es hatte nicht genügend Platz für alle, die an dieser Feier dabei sein wollten. Zudem erfuhr ich, dass man Leute wieder weggeschickt hat, weil es einfach nicht genügend Platz für alle hatte.
Insgesamt waren schlussendlich rund 130 Personen anwesend.
Khun Nathapong übernimmt die Ansprache. Ich verstehe nur Bruchstücke. Er spricht von Renato, seinen offiziellen Auftritten anlässlich der Geldübergaben in PhangNga und Phuket und seinem grossen Engagement für die Kinder.
Ich habe heftiges Herzklopfen und bin sehr angespannt. Doch da beginnen die Mönche zu beten. Die ruhigen gesprochenen Texte, welche sich immer wiederholen, lösen meine Anspannung etwas. Ich werde merklich ruhiger.
Auch Siti hält eine Rede. Hier verstehe ich einiges mehr, bin ich doch ihre Aussprache und Ausdrucksweise etwas gewohnt. Sie spricht über Renato, seine Patenschaften von Bpijanut, Gunlanad und Purrin und dass er sich gerade erst vor acht Tagen dazu entschlossen hat, noch ein weiteres Patenkind, Jiraaporn zu übernehmen. Natürlich erwähnt sie seine Arbeit in der IG Thaikultur als Webmaster, der immer schell wenn etwas los war, reagiert und die Homepage anpasst hat.
Sie erwähnt auch, wie sehr Renato Thailand verehrt und geliebt hat und wie wohl er sich jeweils hier gefühlt hat. Sie spricht auch von seinem Wunsch, hier in Thailand bleiben zu wollen. Jetzt - für immer!
Die anwesenden Leute haben Renato wirklich alle sehr gemocht, ja gar geliebt. Die grosse Verehrung spüre ich immer wieder.
Jodsagoon hat für diesen Tag einen Liedgesang für Renato geschrieben und ihn persönlich vorgetragen
Jodsagoon hat mir seinen Text später überreicht. Da das Papier in meiner Tasche etwas gelitten hat, schrieb Siti für mich den Text noch einmal in ihrer schönen Thaischrift.
die Übersetzung:
Für Renato
Mit diesem Gedicht bitten wir die Heiligen, dass sie Renato durch die guten Taten, die er gemacht hat, in den Himmel bringen.
Kommt bitte alle ihr Engel, um ihn zu holen und bringt ihn zum Himmel. Obwohl du nicht mehr lebst, bleibst du da.
Nur dein Körper stirbt, aber die guten Taten, die du gemacht hast, werden nie sterben und werden anderen Menschen weiter helfen.
Du bist nicht mehr da, aber du wirst den Menschen immer in dankbarer Erinnerung bleiben.
Text von:
Jodsagoon Tibbamrung
5. Klasse Obertufe
Saddrii PhangNga Schule
In tiefer Trauer
Schuldirektion PhangNga
Auch hier kennt man die Schweigeminute. Nur dass man es hier zeitlich mit der Minute ziemlich genau nimmt.
Irgendwann wurde das orangefarbene Band von Renato bis zum goldenen "Teller" gezogen.
Dort wird nun für jeden der Mönche ein Obolus in Form eines Mönchgewandes hingelegt und immer gleich danach von einem Mönch dort wieder abgeholt.
Die Gattin des Gouverneurs von PhangNga und Präsidentin vom Roten Kreuz hat sich ganz spontan dazu entschossen, an dieser Feier teilzunehmen.
Plötzlich waren die Kinder bei mir. Zuerst Suwadee und Tschalitaa, dann aber auch Aarijaa und Jiraaporn.
Die beiden sind sehr traurig über den plötzlichen Tod von Renato. Sie kennen ihn schon seit vier Jahren und mögen ihn sehr.
Die letzten Bilder werden vor Renato's Sarg gemacht.
Tschalitaa, Gantidaa, Ines, Jiraaporn, Aarija und Suwadee
Auf diesem Bild sind noch zwei Lehrerinnen der Schule Baankhaupo zu sehen
Dann ist es soweit. Der Sarg wird hinausgetragen und zusammen mit allen Blumen auf einen Lastwagen gestellt.
Plötzlich hatte ich wieder heftiges Herzklopfen. Ich wusste nicht genau, was mir nun bevorstehen würde.
Aufbruch: | 03.06.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 01.07.2010 |