USA Grand Circle-Rundreise: Utah – New Mexico – Colorado – Arizona

Reisezeit: September / Oktober 2004  |  von Anke Schlingemann

Canyon de Chelly Nat. Monument / New Mexico

Das Canyon de Chelly National Monument liegt mitten im Navajoland. Die Hütten, die sich kurz vor Chinle vor uns auftun, wirken sehr ärmlich. 20 Meilen vor Chinle geraten wir in einen dicken Regenschauer, der in Hagel übergeht. Es dauert nicht lange und die Hütten und Zufahrtswege liegen im Matsch. Auch Chinle wirkt sehr ärmlich. Über der Stadt hängen dunkle Gewitterwolken aus denen teilweise Blitze erstrahlen. Sehr lustig war es, als ein vor uns fahrendes Auto einer großen Pfütze nicht mehr ausweichen kann und eine am Straßenrand stehende Kuh von oben bis unten mit Schlamm bespritzt.

Wir nehmen uns ein Zimmer im Holiday Inn Hotel - durch den Reiseführer schon auf die verhältnismäßig hohen Übernachtungspreise eingestellt. Hier stellen wir erstmals fest, dass alles - so auch das Hotel - in der Hand der Navajo ist.

Das Canyon de Chelly National Monument kann man auf eigene Faust nur über die North Rim Road und die South Rim Road erforschen und von diversen Aussichtspunkten von oben in den Canyon schauen. Der White House Trail, der zu einer Ruine eines Anasazi-Pueblos führt, wird als einziger ohne Führung angeboten. Ansonsten kann man eine Jeep-Tour buchen, die - bei guten Wetterbedingungen - in den Canyon hinein fahren. Allerdings erscheinen uns diese ziemlich teuer, zumal der Jeep eher an einen Viehtransporter erinnert und wenig verlockend ist.

Auf unserer kleinen Einkaufstour suchen wir vergeblich nach Bier oder Wein für ein gemütliches Abendessen. Als wir versuchen, im Hotel eine Flasche Wein zu organisieren werden wir darüber aufgeklärt, dass wir uns in einem alkoholfreien Gebiet befinden und man weder Alkohol kaufen kann, noch es erlaubt ist, welchen mit sich zu führen - die Vermutung liegt nahe, dass einige Indianer in der Vergangenheit mit dem "Feuerwasser" nicht umgehen konnten.

Hogan - Canyon de Chelly National Park

Hogan - Canyon de Chelly National Park

Donnerstag, 30.09.2004 Canyon de Chelly National Monument - Mexican Hat - Muley Point - Valley of Gods

Das Wetter ist heute Morgen wieder besser, nur ein paar Wolken sind noch zu sehen. Wir haben uns dazu entschieden, auf die wenig verlockende Jeep-Tour zu verzichten und stattdessen den Canyon auf eigene Faust zu erkunden. Unser Gepäck können wir an der Hotelrezeption abgeben, was uns ein besseres Gefühl gibt, denn es wird vor der Kriminalität, besonders an den Viewpoints der beiden Rim Drives gewarnt.

Auf den ersten Blick wirkt das Canyon de Chelly National Monument, auf einem flachen Plateau gelegen, wenig spektakulär. Erst als wir die ersten Viewpoints des North Rim Drive erreichen ändert sich dieser Eindruck. Vom Antelope House Overlook haben wir einen fantastischen Blick in das weite und unglaublich grüne Tal des Canyon del Muerto. Auch die Ruine des Antelope House lässt sich sehr gut erkennen. Der Talboden wird von Farmern bewirtschaftet, die in einfachen Hogans - 6- bis 8-eckige Holzhütten mit Lehmdach und Feuerstelle bzw. Ofen - leben. Die weiteren Overlooks wie Mummy Cave oder Masacre Cave - dieser erinnert an ein Gemetzel aus dem Jahre 1805, bei dem über hundert Frauen, Kinder und ältere Menschen von einer spanischen Expeditionsgruppe umgebracht wurden, während die Männer auf den Feldern arbeiteten - bieten nicht unbedingt einen tollen Ausblick.

Der South Rim Drive ist mindestens so spektakulär wie der North Rim. Vom White House Overlook folgen wir dem 2,5 Meilen langen Rundweg zur White House Ruine. Ein kleiner Tunnel sowie ein anschließender Serpentinenweg führt ca. 150 m tief in den Canyon de Chelly hinab. Unten angekommen passieren wir ein Hogan, das wir aus Respekt vor der indianischen Kultur und unter Beachtung des Schildes "no photos" selbstverständlich auch nicht fotografieren. Der weitere Weg führt an einem ziemlich verschlammten Wasserlauf vorbei und überquert eine Brücke. Die White House Ruine lässt heute noch ca. 60 der früheren 80 Räume und vier Kivas erkennen, in denen einst 50-60 Menschen gelebt haben. Anfangs wurde auf dem Boden direkt vor dem Felsen gebaut. Man vermutet, dass die Häuser für die Population zu klein wurden, so dass man weiter im darüber liegenden Alkoven gebaut hat, um kein wertvolles Farmland zu verschwenden. Die Wanderung ist übrigens einfach und in eineinhalb Stunden gut zu schaffen.

Am Ende des South Rim Drive erreichen wir den Spider Rock Overlook und haben einen fantastischen Ausblick auf die spitze Felsformation sowie das grüne Chelly-Tal.

Spider Rock Overlook - Canyon de Chelly National Park

Spider Rock Overlook - Canyon de Chelly National Park

Ähnlich begeistert sind wir vom Face Rock Overlook. Unseren ersten Eindruck müssen wir inzwischen revidieren, der Canyon de Chelly National Monument ist auf den zweiten Blick bzw. bei näherem Hinsehen absolut sehenswert.

Nachdem wir im Hotel unser Gepäck wieder in Empfang genommen haben, nutzen wir den noch jungen Tag für die Weiterfahrt. Eigentlich hatten wir als nächstes Ziel den Petrified Forrest National Park vorgesehen, stellen aber nach nochmaliger Lektüre unserer Reiseunterlagen fest, dass sich dieser Umweg für uns möglicherweise nicht lohnt, da uns versteinerte Baumstämme nicht so sehr interessieren. Stattdessen fahren wir über Kayenta in Richtung Monument Valley.

Die ersten Felsformation des Monument Valleys tauchen vor uns auf. An der Goulding's Lodge - der einzigen direkt am Eingang des Monument Valleys gelegenen Unterkunft, erkundigen wir uns nach den Zimmerpreisen - 145 $ + Tax sind uns aber viel zu hoch, stattdessen fahren wir 20 Meilen weiter nach Mexican Hat. In der San Juan Inn & Trading Post bekommen wir das letzte noch freie Zimmer - eine Suite mit eingerichteter Küche zu einem akzeptablen Preis von 80 $.

Von hier aus sind es nur ein paar Meilen zum Muley Point, einem Geheimtipp unseres Reiseführers. Unterwegs kommen wir am Mexican Hat vorbei, eine Felsformation, die aussieht wie ein Mexikaner mit Sombrero, die der Region ihren Namen gegeben hat.

Mexican Hat

Mexican Hat

Auf dem Highway 261 fahren wir die nicht geteerte Passstraße, genannt The Mohi Dugway, hinauf. Während der Auffahrt haben wir bereits sehr schöne Ausblicke auf das Valley of Gods, dass aufgrund der relativ starken Wolkenbildung interessante Schatten bildet. Oben angekommen zweigt bereits nach wenigen Metern auf der nun wieder asphaltierten Straße links eine Dirt road (natürlich ohne Hinweisschild) ab und führt uns über 5 Meilen direkt zum Muley Point.

Ein wahrer Geheimtipp! Es erwartet uns ein atemberaubender Ausblick auf die schroffen Felsen des Goosenecks State Park, durch den sich der San Juan River schlängelt. Ferner sind die Silhouetten des ca. 30 Meilen entfernten Monument Valleys zu erkennen und auf der linken Seite erstrecken sich die roten Felsformationen des Valley of Gods. Die Fernsicht ist - und das bei leicht bewölktem Himmel - gigantisch. Ein absolutes Highlight!

Den Mohi Dugway fahren wir wieder hinab und biegen ins Valley of Gods ab, dass bereits im schönen Abendlicht strahlt.

Valley of the Gods

Valley of the Gods

Die 17 Meilen lange unbefestigte Straße schlängelt sich an pittoresken rot leuchtenden Felsformationen vorbei. Eine beinahe mystische Stimmung, wir hoffen, das der morgige Monument Valley-Besuch dies toppen kann.

Zurück in Mexican Hat kaufen wir -mangels eines Supermarktes- an einer Tankstelle das Nötigste für ein einfaches Pastagericht ein. Immerhin liegt Mexican Hat außerhalb des Navajo-Gebietes, das auf der anderen Seite der Brücke beginnt. So genießen wir unsere Pasta mit einem Bier und verfolgen das erste Fernsehduell zwischen Bush und Kerry.

Freitag, 1.10.2004 Goosenecks State Park - Monument Valley Navajo Tribal Park - Navajo National Monument - Page

Im San Juan Inn & Trading Post haben auch einige Harley-Davidson-Fahrer ihr Quartier bezogen und wecken uns morgens, als sie sich mit laufenden Motor versammeln, unsanft auf. Der Easy-Rider imitierende Anführer dreht -natürlich ohne Helm- auf dem Parkplatz seine Runden, bis er alle seine "Schäfchen" zusammen hat, um dann die Kolonne anzuführen. Etwa 10 weitere Harleys folgen ihm, den Abschluss bildet eine Harley mit deutscher und amerikanischer Flagge, danach folgt ein Kleinbus mit der Aufschrift "Rent a Harley" - auf dem Anhänger ist eine weitere Ersatz-Harley repräsentabel aufgestellt.

Nach einem umfangreichen Frühstück mit Pancake und French Toast in der San Juan Inn (sehr empfehlenswert, allerdings sollte man nicht zu viel bestellen, die Portionen sind riesig!) geht es los.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Foto-Reisebericht von Anke Schlingemann und Detlef Hälker. Las Vegas/Nevada. Nationalparks und State Parks: Zion, Bryce Canyon, Grand Staircase Escalante, Capitol Reef, Arches, Canyonlands, Grand Canyon, Canyon de Chelly, Mesa Verde, Valley of Gods, Goosenecks State Park, Monument Valley Tribal Park, Lake Powell, Glen Canyon, Rainbow Bridge, Valley of the White Ghosts, Antelope Canyon Navajo Tribal Park
Details:
Aufbruch: 18.09.2004
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 09.10.2004
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Canyonland
Vermillion Cliffs
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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