USA Grand Circle-Rundreise: Utah – New Mexico – Colorado – Arizona

Reisezeit: September / Oktober 2004  |  von Anke Schlingemann

Grand Canyon National Park - South Rim / Utah

Mittwoch, 6.10.2004 Grand Canyon National Park / South Rim

Von Cameron sind es nur etwas 60 Meilen bis zum Grand Canyon. Am Little Colorado River Outlook legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein. Der Anblick auf den hier sehr schmalen Colorado ist aber nicht besonders umwerfend. Und die allgegenwärtigen Indianer-Souvenirbuden, die hier so aufgestellt sind, dass man mitten hindurch muss, um überhaupt zum Aussichtspunkt zu gelangen, nerven etwas.

Nachdem wir den Grand Canyon National Park-Eingang am South Rim passiert haben beginnt direkt der 23 Meilen lange Desert View Drive, der schöne Aussichtspunkte auf den Canyon bereithält. Als wir den ersten Viewpoint erreichen, hat uns damit leider auch der Massentourismus eingeholt, von dem wir uns in den letzten zweieinhalb Wochen so schön fernhalten konnten. Der Parkplatz ist riesig angelegt und eine Menge Busse sind schon da. Wir waren zwar mehr oder weniger hierauf eingestellt, denn immerhin hat der Grand Canyon 4 Mio. Besucher jährlich, doch nach den vielen einsamen Naturerlebnissen ist dies ganz schön gewöhnungsbedürftig.

Etwas bedauern wir, dass wir uns nicht für den North Rim entschieden haben, denn dieser ist, da er aufwändiger und nur mit viel Fahrerei verbunden zu erreichen ist, wesentlich weniger frequentiert - vom South Rim liegt dieser allerdings 215 Meilen entfernt - zu weit um, uns umzuentscheiden.

Unseren ersten schönen Blick in den Grand Canyon haben wir vom über 20 m hohen Desert View Watchtower, einer Nachbildung von Ancestral Puebloan-Türmen, die es in der Four-Corner-Region gab. Der originalgetreue Turm wurde 1932 erreichtet und ist im Innern mit indianischen Malereien verziert.

Desert View Watchtower - Grand Canyon Nationao Park

Desert View Watchtower - Grand Canyon Nationao Park

An dem ein oder anderen Aussichtspunkt halten wir an und genießen den tollen Ausblick.

Im Grand Canyon Village angekommen, begeben wir uns erst einmal auf Quartiersuche, was erwartungsgemäß nicht ganz einfach ist. Nachdem wir in der dritten Lodge eine Absage bekommen haben, entschließen wir uns, außerhalb des Parks zu suchen und fahren nach Tuscayan, eine Meile vom südlichen Park-Eingang entfernt. Auch hier bedarf es dreier Anläufe, um ein bezahlbares Quartier zu finden. Leider können wir erst um 16:00 h das Zimmer beziehen. Also fahren wir zurück in den Park, auch wenn wir stimmungsmäßig nicht auf den Massentourismus eingestellt sind.

Im Grand Canyon Village laufen wir durch den Historical District. Bereits 1901 hielt der erste Zug am Grand Canyon, die Santa Fe Railway Station wurde 1909 in Betrieb genommen. Eine restaurierte Eisenbahn wartet dampfend auf die Abfahrt, denn noch heute wird die Strecke für den Zugverkehr zwischen Grand Canyon und Wiliams genutzt. Bereits 1905 wurde das El Tovar-Hotel eröffnet, einige Wochen, nachdem das Hopi-House fertiggestellt wurde. Ähnlich wie beim Watchtower wurden typische indianische Elemente nachempfunden, die Konstruktion wurde hauptsächlich von Hopi Indianern ausgeführt. Damals wie heute ist das Hopi House ein Souvenirladen, in dem indianisches Handwerk angeboten wird.

Grand Canyon

Grand Canyon

Im Visitor Center am Mather Point erkundigen wir uns nach möglichen Wanderungen in den Grand Canyon hinein. Es gibt nur ein Tagestouren, die in den Canyon führen. An einem Tag bis zum Colorado hinunter zu wandern und wieder hoch ist nicht gestattet und aus unserer Sicht auch kaum zu schaffen, denn der Höhenunterschied beträgt ca. 1.200 bis 1.500 m (je nachdem von wo man startet).

Der Bright Angel Trail, der zu Indian Garden führt, ist zwar mit 9,2 Meilen noch gut zu schaffen, allerdings wird dieser zum einen ebenfalls als Muli-Strecke genutzt - entsprechend geruchsbelästigend - zum anderen beträgt der Höhenunterschied bereits 933 m, was uns zu viel ist. Ähnliches gilt für den 6 Meilen langen Grandview Trail, der bis zur reizvollen Horseshoe Mesa führt, aber 793 Höhenmeter hinab geht und als sehr steil angegeben ist. Da uns ehrlicherweise auch die 622 m Höhenunterschied des 6 Meilen langen South Kaibab Trails zu viel sind, kommt für uns nur der Hermit Trail in Frage.

Vom Mather Point schauen wir uns noch den Sonnenuntergang an. Das Abendlicht bringt die Felsen zum Leuchten.

Mit einer Pizza und einer Flasche Wein ausgestattet lassen wir den Abend auf dem Hotelzimmer ausklingen.


Donnerstag, 7.10.2004 Grand Canyon National Park - Flagstaff

Um dem Massenansturm im Grand Canyon National Park ein wenig zu entgehen, machen wir uns bereits relativ früh auf den Weg in den Park. Wir parken an der Bright Angel Lodge und fahren mit dem kostenlosen Shuttle Bus die 16 Meilen lange Hermits Rest Route. Die Fahrt in dem dringend zu erneuernden, klapprigen Bus dauert bis Hermits Rest etwas 45 Minuten. Hier startet der sieben Meilen lange Hermit Trail zu den Dripping Springs. Dieser Trail, der bereits 1912 angelegt wurde und seit 1931 nicht mehr gepflegt wird, startet anfangs recht unspektakulär in einem Seitencanyon und ist zudem ziemlich steinig und schwer begehbar - Wanderschuhe sind hier hilfreich. Dementsprechend haben wir schon recht schnell die Pfade des Massentourismus hinter uns gelassen und können die schöne Landschaft für uns genießen. Schon nach ein paar hundert Metern erwarten uns die ersten schönen Ausblicke in die tiefe Schlucht des Hermit Creek. In der Ferne zeichnen sich weitere Silhouetten einiger schöner Felsformationen des Grand Canyons ab.

Grand Canyon - Hermits Rest Route

Grand Canyon - Hermits Rest Route

Nach eineinhalb Meilen erreichen wir Waldron Basin und haben 378 Höhenmeter überwunden. Bis Dripping Springs sind es noch etwa zwei Meilen, die an hohen Felswänden entlang führen. Der Weg ist teilweise sehr schmal und führt direkt an der Abbruchkante entlang, was einerseits tolle Blicke hinab in den Creek ermöglicht, andererseits jedoch nichts für Leute mit Höhenangst ist. Nach knapp 2 Stunden Wanderung erreichen wir Dripping Springs. Unterwegs kommen wir an einigen Stellen vorbei, wo zu einer feuchteren Jahreszeit Wasserläufe den Weg kreuzen. Grundsätzlich scheint es hier feuchter zu sein, denn es gibt eine Menge Vegetation. Immerhin macht Dripping Springs seinem Namen alle Ehre. Von der steilen Felswand tröpfelt es kontinuierlich in ein kleines Wasserbecken. Sicherlich gibt es spektakulärere Plätze, aber das Picknick unter dem Alkoven ist nicht zu verachten. Für den Rückweg brauchen wir kaum länger als zwei Stunden, dennoch ist der Anstieg, insbesondere aufgrund der unterschiedlichen und teilweise sehr hohen Stufen, sehr mühsam, zumal der Sonne kaum zu entkommen ist. Die Wanderung hat uns viel Spaß gemacht und wir haben uns mit dem Grand Canyon wieder etwas versöhnt.

Zurück am Hermits Rest fahren wir mit dem Shuttle Bus bis nach Mohave Point und folgen noch etwas dem Rim Trail. Dieser verläuft parallel zur Hermits Road und kann von jedem Viewpoint aus begonnen werden. Vom Mohave Point hat man einen sehr schönen Blick auf den weiten Grand Canyon, 10 Meilen liegen South und North Rim auseinander - hier übrigens auch nicht besonders frequentiert. Der 0,8 Meilen lange Weg zum Hopi Point führt nahe der (ungesicherten) Abbruchkante entlang und bietet atemberaubende Ausblicke. Vom Hopi Point können wir den Colorado sehen, der durch die tiefe Schlucht mäandert.

Grand Canyon - Colorado

Grand Canyon - Colorado

Weitere 0,3 Meilen sind es zum Powell Point, von wo man einen Stahlturm erspähen kann, der zur Zeit des Bergbaus errichtet wurde. Wir folgen dem Rim Trail noch weitere 0,5 Meilen bis zum Maricopa Point, allerdings führt dieser durch den Wald und bietet keine schönen Ausblicke in den Grand Canyon. Glücklicherweise schauen wir noch einmal auf eine Karte und müssen feststellen, dass die vom National Park ausgegebene Karte etwas ungenau ist. Die von uns als 0,1 Meilen gelesene Strecke ist hiernach 0,7 Meilen lang - insgesamt wären es also noch 1,4 Meilen zum Parkplatz, das ist uns für heute definitiv zu viel. Der Shuttle Bus hält auf der Rücktour von Hermits Rest nur am Mohave Point und am Hopi Point, wir müssen also zunächst mit dem Shuttle Bus zurück zum Hopi Point fahren und dort auf den Bus in Richtung Village warten. Alles in allem hätte es wahrscheinlich genauso lange gedauert zurück zu laufen, aber das ist uns egal.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Foto-Reisebericht von Anke Schlingemann und Detlef Hälker. Las Vegas/Nevada. Nationalparks und State Parks: Zion, Bryce Canyon, Grand Staircase Escalante, Capitol Reef, Arches, Canyonlands, Grand Canyon, Canyon de Chelly, Mesa Verde, Valley of Gods, Goosenecks State Park, Monument Valley Tribal Park, Lake Powell, Glen Canyon, Rainbow Bridge, Valley of the White Ghosts, Antelope Canyon Navajo Tribal Park
Details:
Aufbruch: 18.09.2004
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 09.10.2004
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Canyonland
Vermillion Cliffs
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!