USA Grand Circle-Rundreise: Utah – New Mexico – Colorado – Arizona

Reisezeit: September / Oktober 2004  |  von Anke Schlingemann

Antelope Canyon Navajo Tribal Park - Arizona

Da unser Alstrom-Point-Abstecher länger als geplant gedauert hat, erreichen wir erst um 14:40 h die Upper Station des Antelope Canyon und befürchten, das schöne Farbspiel, dass der Slot Canyon durch Sonnenlicht-Einfall um die Mittagszeit erhalten soll, verpasst zu haben. Am Eingang des Antelope Canyon Navajo Tribal Park zahlen wir für die Tagespermit 6 $ pro Person (im ziemlich aktuellen Reiseführer steht noch 5 $). Wir werden noch einmal darauf hingewiesen, dass wir den Guide - ohne den keine Besichtigung des Slot Canyons möglich ist und der uns lediglich die ca. 2 Meilen zum Eingang fährt - extra zahlen müssen. Dafür werden noch einmal 15 $ pro Person (statt 13 $ wie im Reiseführer angegeben) verlangt, was wir schon als ziemliche Abzocke empfinden, dennoch möchten wir die vielfach hochgelobte Naturschönheit nicht auslassen.

Um 15:00 h startet unsere Tour. Wir haben Glück und sind ganz alleine, ein weiteres Paar hatte - möglicherweise aufgrund der hohen Eintrittsgelder - wieder kehrt gemacht. Ein Jeep mit "Touri-Aufsatz" fährt zum Eingang des Upper Antelope Canyon. Unterwegs kommen uns eine Menge Fahrzeuge entgegeben, was noch einmal unseren Eindruck verstärkt, zur falschen Zeit hier zu sein. Am Eingang angekommen wartet bereits eine 4er-Gruppe auf den Rücktransport.

Der Guide führt uns noch einige Meter in den Canyon und wir sind - insbesondere vom Eingangsbereich, der von der Sonne angestrahlt wird und rot leuchtet, hellauf begeistert. Nach drei Minuten fragt uns der Guide - dem wir ohnehin alle Infos mehr oder weniger aus der Nase ziehen müssen - ob es uns stören würde, wenn er uns alleine ließe, um die andere Gruppe zurück zu fahren. Natürlich nicht. Bingo - wir haben den Slot Canyon für uns ganz alleine!

Upper Antelope Canyon - Antelope Canyon Navajo Tribal Park

Upper Antelope Canyon - Antelope Canyon Navajo Tribal Park

Der Upper Antelope Canyon ist zwar nur ca. 35 m lang und 10 m hoch, aber die Felsformationen sind sehr beeindruckend. Schnell haben wir das Ende erreicht. Die durch Wasser und Wind geformten Felsformationen vermitteln ein wenig den Eindruck, im Innern einer riesigen Schnecke zu wandeln. Der Canyon wird nicht elektrisch beleuchtet und ist naturbelassen. Die Leuchtkraft der Felsen, die wir im Eingangsbereich aufgrund des höheren Lichteinfalls gesehen haben, erlebt man im Sommer zur Mittagszeit im ganzen Canyon - im Oktober steht die Sonne dafür leider nicht mehr hoch genug. Nachdem wir den Canyon eine Viertelstunde in aller Stille für uns alleine genießen durften, kommt eine weitere kleine Gruppe.

Die Navajo-Frau, die diese Gruppe hierher gebracht hat und beim Ticketverkauf, wie bei Navajos häufig erfahren, recht mürrisch war, begegnet uns nun sehr freundlich. Sie zeigt uns noch ein paar symbolhafte Felsformationen und erzählt von ihrer Familie. Ihre Mutter hat diesen Canyon als Kind entdeckt und hierin gespielt. Tiere haben früher in der Höhle Unterschlupf gesucht. Der Slot Canyon war allerdings seinerzeit nicht so hoch, die Frau zeigt uns anhand eines kleinen Felsvorsprungs, wo früher der Boden des Canyons gewesen sein soll; dieser liegt etwa 3 m über uns. Nun können wir uns vorstellen, wie Wasser und Wind diesen Slot Canyon verändern. Der Upper Antelope Canyon ist im Besitz ihrer Familie, der Lower wird von ihrem Onkel geführt. Die gute Dame ist sehr neugierig und fragt uns über unseren Familienstand aus und ob wir Kinder hätten. Im Gegenzug erzählt sie von ihren Kindern - sie hat "nur" drei - die älteste Tochter ist 29. Als wir ihr erzählen, dass drei Kinder in Deutschland schön überdurchschnittlich viel sind ist sie ganz verwundert. "Wer kümmert sich denn um die Alten?" - ein beliebtes in Deutschland auch sehr aktuelles Thema, aber auf den schlechten Zustand des deutschen Rentensystems möchten wir hier nicht näher eingehen.

Bei Regen wird der lose Sand des Bodens herausgespült, so das der Canyon immer tiefer wird. Der Upper Antelope Canyon hat kein Problem mit Flash floods, entgegen dem Lower Antelope Canyon, in dem bei einem Unglück 1997 elf Touristen ums Leben kamen - Sicherheitsvorkehrungen hat man inzwischen eingeführt. Aufgrund von Regen soll der Lower Slot Canyon derzeit sehr matschig sein. Dieser ist nicht so hoch und hat dadurch mehr Lichteinfall - wofür wir jetzt wahrscheinlich trotzdem zu spät dran wären. Außerdem haben wir natürlich keine Lust, durch den Matsch zu laufen und ein zweites Mal die doch horrenden Eintrittspreise zu bezahlen. Wir werden mit dem Jeep zum Parkplatz zurückgefahren.

Antelope Canyon Navajo Tribal Park

Antelope Canyon Navajo Tribal Park

Da wir Morgen die Page-Region wieder verlassen werden, fahren wir wenigstens noch zum Visitor Center des Glen Canyon Dam. Am Eingang gibt es einen Security Check, den wir, zumal es sich nur um das Visitor Center handelt, etwas übertrieben finden. Dummerweise beschäftigen wir uns kaum mit den Erläuterungen zum Damm-Bau, sondern steuern zügig die Außenterrasse an, um noch ein Foto bei etwas mehr Sonneneinstrahlung machen zu können. Erst als wir draußen sind bemerken wir, dass dies bereits der Ausgang war. Zu dumm! Immerhin beruhigend, dass wir den Fehler nicht alleine gemacht haben. Als wir fünf Minuten später erneut am Eingang sind, kommen wir um einen erneuten Security Check nicht herum. Es wäre ja nicht so nervig, wenn man hierfür nicht immer alles ablegen müsste, aber die Amerikaner sind hierbei sehr genau und verstehen es nicht, hier etwas angemessener zu handeln. Eine kleine Debatte endet schließlich mit der Verweigerung des Einlasses. Na ja, in Besichtigungsstimmung waren wir inzwischen sowieso nicht mehr.

Glen Canyon Dam

Glen Canyon Dam

Leider ist aufgrund von Bauarbeiten die Brücke derzeit für Fußgänger nicht zugänglich. Allerdings kann man trotzdem gut erkennen, wie die 1959 fertig gestellte zweitgrößte Stahlbogenbrücke der USA in den Felsen eingelassen wurde. Die Staumauer ist mit 216 m Höhe die zweitgrößte der USA, 5 m niedriger als die des Hoover Dam.

Wir gönnen uns noch eine kleine Siesta im Motel, bevor wir Essen gehen und unseren "100. Monatstag" - dem wahrscheinlich niemand sonst gedenkt - zu feiern. Vorher bemerken wir noch, dass sich der Himmel schwarz färbt. Als wir das Restaurant verlassen erwartet uns eine regelrechte Lightning-Show, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Wir fahren zu einem Scenic View Point am Lake Powell und sind fasziniert von dieser Naturgewalt. Um uns herum blitzt und donnert es, teilweise wird der Himmel für Sekunden taghell erleuchtet. Erstmalig sehen wir horizontal verlaufende Blitze, ein wahres Naturschauspiel. Als das Gewitter direkt über uns ist und ein gewaltiger Sturm aufkommt, der selbst unseren schweren Chevrolet Blazer leicht schaukelt, wird es uns doch zu unheimlich und wir ziehen uns ins Motel zurück, um von dort das Schauspiel weiter zu verfolgen. Das Gewitter hält noch einige Stunden an und reißt uns immer wieder aus dem Schlaf.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Foto-Reisebericht von Anke Schlingemann und Detlef Hälker. Las Vegas/Nevada. Nationalparks und State Parks: Zion, Bryce Canyon, Grand Staircase Escalante, Capitol Reef, Arches, Canyonlands, Grand Canyon, Canyon de Chelly, Mesa Verde, Valley of Gods, Goosenecks State Park, Monument Valley Tribal Park, Lake Powell, Glen Canyon, Rainbow Bridge, Valley of the White Ghosts, Antelope Canyon Navajo Tribal Park
Details:
Aufbruch: 18.09.2004
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 09.10.2004
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Canyonland
Vermillion Cliffs
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!