Die kleine Sauerkrauttour
Fr, 13.08.10 es geht in den Rhein-Marne-Kanal
Am nächsten Morgen füllten wir noch unser Wasser auf und konnten dem Frieden immer noch nicht trauen. Wir warteten immer noch, dass jemand von der Gemeinde vorbeikommen würde und für die Nacht kassierte. Aber es kam keiner. Stattdessen kam ein Bäcker-Verkaufswagen. Wie praktisch, da konnten wir ja gleich frisches Baguette für den Tag einkaufen. Danach machten wir uns endgültig auf Tour.
Zunächst lief alles wie am Schnürchen. Wir kamen an die Schleuse, und die war schon bereit. Nur einfahren, festmachen, festhalten, Wasser marsch, Schleuse auf, Abfahrt. So ging das von Nr. 13 bis Nr. 6. Dann war Mittagspause.
Nach Schleuse 6 kam die Nr. 5, und da war Handarbeit angesagt. Die Schleusen 5 bis 2 waren alle handbetrieben mit Technik zum Teil aus dem vorletzten Jahrhundert. Bei einigen Schleusen war das Datum der Fertigstellung noch erkennbar, es war zum Teil von 1891 und früher. Zum Teil haben wir auf Steinen in der Schleuse sogar die Jahreszahl 1863 entdeckt.
Die Schleusen waren mit Ferienjobbern besetzt, männlich und weiblich. Ich half dann immer beim Öffnen der Schleusen mit. Es war wohl nur die Geste, die zählte, denn schwer gingen die Schleusentore nicht auf. Die ganze Technik wird von der VNF einwandfrei in Schuss gehalten.
Wieder mal eine Schleuse voraus ...
... und schon wieder fertig!
Wenigstens war uns jetzt Petrus besser gesonnen
Man sieht die Spindeln zum Betätigen der Schleuse, Handarbeit!
Zum Teil ist das Niveau des Kanals deutlich höher als das des umliegenden Geländes
Schleuse 1 war wieder hydraulisch betrieben, trotzdem war ein Schleusenwärter da, der uns registrierte. Wer weiß, man konnte ja unterwegs verloren gehen.
Jetzt hatten wir eine ganze Zeit keine Schleuse mehr vor uns. Das nächste "Hindernis" waren die Tunnels Niderviller und Arzviller und der Schrägaufzug Arzviller im Rhein-Marne-Kanal.
Der Saarkanal war nämlich jetzt, fünf Kilometer nach Schleuse 1 zu Ende und mündete in den Rhein-Marne-Kanal bei km 227,5.
Die Einmündung des Saarkanals in den Rhein-Marne-Kanal
- von nun an gings bergab
Wir wollten so nah wie möglich an die Tunnels heranfahren und diese dann morgen Vormittag in Angriff nehmen. In Niderviller oder Altmuhle wollten wir übernachten.
Kurz vor Niderviller bekamen wir noch einen schönen Schreck!
Ein Schreck für uns?
Nein, nicht die Peniche, die da um die Ecke kommt ....
Wir bogen gerade um eine Kurve, als wir voraus quer im Kanal ein Charterboot sahen. Wir dachten, es sei einer der üblichen unfähigen "Bumsbootfahrer" (.... weil sie überall anbumsen), der am Ufer anlegen wollte.
Als wir uns vorbeischlängelten, sahen wir aber niemand an Bord. Auf der anderen Seite lagen die Leinen im Wasser! Was tun? Inzwischen trieb das Charterboot schon richtig quer in der Kanalmitte, das konnte man so nicht treiben lassen, das war eine Gefahr für andere Boote.
Also, auf der Stelle gedreht und zurückgefahren.
Beata konnte eine der im Wasser treibenden Leinen angeln und wir hatten das Boot an der Leine.
Doch was nun? Wir standen mit unserem Bug zu dem Charterboot, das eine oder zwei Nummern größer war als unser Boot. Anlegen oder das andere Boot an die Kanalwand schieben war aus dieser Situation unmöglich.
Zuerst mal vorsichtig rückwärts Gas geben und sehen, wie es reagiert. Ganz so einfach war das nicht. Ich hatte auch keine Lust, mit unserem Boot irgendwo mitten in der Pampa anzulegen, und das andere Boot dann von Land aus herzuziehen. Wer weiß, wie der Untergrund beschaffen war, womöglich riskierte ich dabei den Propeller oder schlimmeres. Die Charterboote waren für die Kanäle konstruiert, sie waren entsprechend flach und mit wenig Tiefgang. Das war bei unserem Boot nicht der Fall.
Also mussten wir das Charterboot so legen, dass ich mit unserem Boot längsseits gehen konnte und das Charterboot quasi ans Ufer schieben konnte. Dann konnte jemand über das Boot gehen und es an Land festbinden.
So weit die Theorie.
Es kamen jetzt auch drei andere Charterboote um die Ecke gefahren, da musste doch eines helfen können. Wenn man da langsam ranführe, dann wäre es für zwei Boote kein Problem .....
Schön wärs, schön gedacht. Aber diese Bumsbootfahrer schauten nur dumm zu uns rüber, fuhren einen Bogen um uns herum und schauten, dass sie sich davon machten.
Nichts mit helfen, man könnte ja in was reingeraten ..... und wir waren wieder mit unserem Problem allein.
Inzwischen war ich mit dem Heck so gefährlich nahe an ein Ufer getrieben, dass es mir gerade noch gelang, wieder weg zu kommen. Ich hatte die Nase gestrichen voll und wollte schon das Boot wieder losmachen und treiben lassen.
Aber durch die Manöver, die ich fahren musste, um mit dem Heck wieder von der Kanalwand wegzukommen, hatte sich das Charterboot in eine günstige Position geschoben, so dass wir jetzt beidrehen und das Charterboot mit unserem Boot ans Ufer drängen konnten. Das klappte dann, Beata stieg auf das Boot und befestigte es mit zwei Leinen an einem Baum.
Das "Bumsboot" - am anderen Ufer mit zwei Leinen an einem Baum festgebunden
Als sie wieder an Bord war, konnten wir mit einer ziemlichen Wut im Bauch über diese "Bumsbootfahrer" unsere Fahrt fortsetzen. Nur, was hätte es gebracht, diese freundlichen Mitmenschen zur Rede zu stellen? ....
Schließlich kamen wir nach Niderviller, wo wir an der Kuhnle-Basis einen Gastliegeplatz bekamen. Ich meldete den Vorfall und damit war für mich die Sache erledigt.
Gastliegeplatz bei der Kuhnle-Basis in Niderviller
Aufbruch: | 31.07.2010 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 20.08.2010 |