Snapshots of India
Die blaue Stadt
Morgens um sechs Uhr ging’s los. Draussen war es dunkel und bitterkalt. Im Bus war es nicht besser, vielleicht der Grund, weshalb sich zeitweise zwei bis drei Inder auf meine fast ein Meter breite Sitzbank dazu zwängten. Aber dadurch kam ich auch zu allerhand interessanten Sitznachbarn. Die Gespräche verliefen zwar sehr einseitig. Aber einer schenkte mir ein Pfefferkorn. Und zwei andere einen Chai.
Zweifellos hatte mich der Typ vom Reisebüro in Pushkar reingelegt, denn das hier war sicherlich kein Super-VIP-Deluxe-Tourist-Transport, das war ein ganz normaler öffentlicher Bus, der die flache Landschaft auf allerhand Feldwegen durchquerte. Und kein Schlagloch ausliess. Ich weiss das genau, mein Sitz war nämlich genau über der Hinterachse!
Endlich da!
Puh, ich war froh, als wir nach sechs Stunden Fahrt lebendig in Jodhpur ankamen. Und nun sitz ich hier, auf meinem blauen Po. („Hello, Sir!"). Hinter mir der Muezzin, der sein Liedchen trällert. Neben mir eine blaue Wand, eine von vielen, alle Wände sind hier blau. Vor mir ein „Computer“, der die Geschwindigkeit meines Hotelpersonals hat – da dauert die Bestellung einer Tasse Tee schon mal eine halbe Stunde. („Excuse me, Sir!“).
Hier am Rande der Wüste ist es endlich mal kompromisslos warm und genauso hässlich wie in jeder indischen Großstadt. Drei Sachen aber sind gar nicht übel: erstens hat es ein riesiges Fort, dass hoch über der Stadt thront. Zweitens hat mein schleimiges Guesthouse („How are you, Sir?“) eine vorzügliche Dachterrasse. Und drittens sieht die Stadt von dort oben gar nicht so hässlich aus. Schön blau halt.
Aufbruch: | 21.01.2005 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 22.02.2005 |