The eye of the tiger - Indien 2010/2011
Endlich geht's los!
11. November 2010: Probe-Packen
Spät abends will ich den Rucksack wenigstens einmal zur Probe packen. Mit so viel Zeug wie ich verreisen will brauch ich bestimmt noch 'nen Koffer und dann hab ich Übergepäck ohne Ende - das fängt ja schon gut an! Als jedoch der Rucksack voll ist - das hab ich geschafft - ist ja auch schon alles bereitgelegte verpackt! Na, um so besser und drei Kilo Reserve sind auch noch drin - 17 Kilo, da liegen auf dem Heimweg noch einige Souvenirs drin weil die ganzen Geschenke fast den grössten Teil des Packvolumens ausmachen, die Kleider nur einen verschwindend kleinen Anteil. Alles was ich nicht dabei habe gibt's bestimmt für einen Bruchteil was es zu Hause kostet in Indien. Für die beiden Zwischenstopps bei Linda auf dem Hin- und Rückflug und das Handgepäck ist dann doch der Trolley auch noch nötig geworden. Aus dem Probe-Packen wurde dann gleich das Definitive.
12. November 2010: Endspurt
Aufstehen wird diese Woche je länger je mehr zur Tortur - aber wann sollte ich meine ganzen Sachen noch erledigen ausser abends? Immerhin ist heute aber der letzte Arbeitstag und so funktionierts dann doch noch. Zu tun gibt's ja genug - einmal noch das volle Programm und als Supplement abends noch die Vorstandssitzung.
13. November 2010: Los geht's
Es liegt also nicht an der Motivation für die Arbeit - aufstehen geht heute genau so zäh. Um halb acht bin ich aber bereits mit den Gipfeli in Goldau zu einem der letzten Abschiede bereit. Kurz drauf sitz ich im Zug - es ist wirklich wahr, der erste Schritt mit dem sogar die grösste Reise beginnt ist bereits vorbei.
14. November 2010: Vorsicht Kühe auf der Fahrbahn
So wurde ich heute durch die Verkehrsmeldung im Radio aus dem Schlaf gerissen - noch nicht ganz wach bestätigte mir das aber doch, dass ich noch nicht in Delhi bin, denn da wird wohl so etwas keine Radio-Meldung wert sein! Das Lied "Geboren um zu leben" war dann das endgültige Zeichen zum Aufstehen. Viel zu früh waren wir in Frankfurt und ich hatte somit viel Zeit mich von Linda bis zu unserem Wiedersehen in einem Monat in Madras zu verabschieden. Fast eine Stunde später war ich dann wirklich in der Luft. Über Ungarn, Rumänien, Türkei, Irak und Kuwait sollte es nach Doha gehen. Nach dem leckerem Essen und einem Nickerchen bin ich dann genau zum Sonnenuntergang um halb Vier über dem Irak aufgewacht - ein gewaltiges Naturschauspiel. Die Farben sind einfach immer wieder überwältigend. Doch sogar dieses Schauspiel kann noch übertroffen werden. Als die Farben noch intensiver werden bevor sie dann ganz von der Nacht eingeholt werden habe ich gedacht, einen entgegenkommenden Flieger entdeckt zu haben bevor mir im selben Moment klar wurde, dass es eine Sternschnuppe war, die in einem hellen Weiss leuchtend im Dunkel über der untergehenden Sonne ihren glitzernden Schweif in die Nacht über Kirkuk zauberte! Jetzt weiss ich definitiv, dass mein Vater, dem ich Wohl dieses Reisevirus und die Faszination für Indien zu verdanken habe, mich auf meiner Reise zu meinen Träumen begleitet!
Die vielen im gleichen hellen Orange leuchtenden Punkte auf dem Boden waren wohl doch keine Spiegelungen des Sonnenuntergangs auf irgendwelchen glänzenden Flächen sondern die Gasfackeln der Erdöl-Felder bei Basra. Kurz vor der Landung in Doha wird mir das Ausmass dieser Feuer klar - Die beiden ca. 30 m auseinander stehenden Fackeln würden den Talkessel von Schwyz taghell ausleuchten! Weitere Gedanken über den wahnsinnigen Energieverlust verdränge ich und erinnere mich daran, dass solche Überlegungen wohl erst in zwei Monaten wieder angebracht sind.
Weiterflug nach Delhi:
Noch kurz in Doha die Schnäppchen im Duty-Free angeguckt und - da ich mich eben nicht so schnell entscheiden konnte - gleich weiter nach Delhi. Ich weiss mit Linda wär diese Entscheidung ausnahmsweise leichter gewesen.
Das Essen im Flieger war dann schon eine kleine Vorbereitung für die nächsten paar Wochen - richtig schön gewürztes Chicken-Curry.
Statt auf direktem Weg sind wir an Dubai vorbei über den Golf von Oman und erst dann über Pakistan geflogen. Bei der Immigration in Delhi wurde dann der Schalter an dem ich inzwischen auf der Pole-Position stand geschlossen. Oder besser gesagt, der Beamte ist mit den Beiden, die vor mir in der Schlange standen verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Ich bin mir noch nicht sicher wer von uns jetzt mehr Pech hatte. Noch vor dem Gepäckband stand dann Mr. Bhupinder und hat auf mich gewartet. Ein tolles Wiedersehen nach 12 Jahren! So einfach wie mit ihm bin ich jedenfalls noch nie aus einem Flughafen spaziert! Ein Schwätzchen hier, ein Winken da, und als der grimmig guckende Schnurrbartträger bei der Gepäckkontrolle pflichtbewusst "s'Männli 'klopfed" (für alle die keine Schweizer Rekrutenschule gemacht haben: salutiert) hat - wusste ich, dass ich wohl keine Geschenke verzollen muss.
Als mir vor dem Flughafengebäude gleich jemand meinen noch recht unhandlich verpackten Rucksack abnehmen wollte gingen beim mir gleich alle Warnlampen an und alle Berichte über die aufdringlichen Schlepper waren präsent. Um so erstaunter war ich, als Bhupinder mir erklärte dass ich ihm den Rucksack nur geben solle. Da es viel zu umständlich gewesen wäre das Auto im grossen Parkhaus abzustellen habe er den Fahrer angerufen, der sonst die Crews von Lufthansa und Swiss zu den Unterkünften bringen würde. Das Firmenlogo auf dem Schild im Wagen hat dann noch das Übrige zu meiner Verblüffung beigetragen.
Inzwischen bin ich in Darjeeling - Der Reisebericht dazu wird nächstens folgen.
Liebe Grüsse
Erich
Aufbruch: | 14.11.2010 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 15.01.2011 |