Pete´s World Domination Tour
Indien: Neu Delhi
Typisch indisch war schon die Anreise, obwohl das Land nichts damit zu tun hatte. Unser Flug von Peking ging ueber eine kurze Zwischenlandung und Flugzeugwechsel in Shanghai. Leider war der Smog ueber Shanghai so stark, dass unser Flieger nicht landen konnte. So flogen wir zu einem kleinen Flughafen irgendwo vor Shanghai und warteten. Und warteten.
Irgendwann ging es aber doch mal weiter und der Anschlussflug war natuerlich schon laengst weg. Die Organisation der Airline war chaotisch und wir mussten dann noch gut eine Stunde am Flughafen warten, bis jemand kam und uns zu einem Bus brachte und wir erfuhren, dass wir kostenlos in einem Hotel untergebracht werden und am naechsten Tag abends den Flieger bekommen.
Halb verhungert kamen wir am Hotel an, mitten im Nichts, irgendwo zwischen Flughafen und Innenstadt. Zum Glueck oeffnete extra wegen uns der Hotelkiosk und so gab es wiedermal unsere geliebten Nudeln aus'm Pappbecher. Nie haette ich gedacht jemals so ausgehungert zu sein, dass ich das Zeug nochmal anruehre. Wie einst bei James Bond heisst es aber auch hier: Sag niemals nie!
Die Frage am naechsten Tag war nun, was tun? Etwas weiter weg soll ein Shoppingcenter sein und Linda kam auf die Idee spezielle Chucks mit hohen Absaetzen zu jagen, die sie irgendwo mal gesehen hat. Die Shoppingcenter waren langweilig und so ging ich ins Hotel zurueck, waehrend der Jagdinstinkt Linda weiter ins Landesinnere trieb. Erschoepft, aber doch erfolgreich kam sie mit 4 Paar Schuhen zurueck, alle gleiches Design, aber unterschiedliche Farben fuer etwa 2,50 E das Stueck.
Kostenloses Mittagessen gab es zuvor auch noch im Hotel, doch wieder einmal war die Situation hier merkwuerdig und chinesisch organisiert. Die Essensplatten auf dem Teller durften anscheinend nicht angeruehrt werden, bevor mind. 10 Leute am Tisch sassen, doch wir waren erstmal nur zu viert. Da uns aber eh keiner versteht und wir die Chinesen sowieso nicht, begannen wir einfach und spaeter kamen noch genug Leute dazu.
Durch den Aufenthalt in Airline-Gefangenschaft lernten wir viele Inder kennen und die Vorfreude auf dieses Land stieg. Die Chinesen sind Auslaendern gegenueber leider nicht sehr offen und teilweise unfreundlich, ganz im Gegensatz zu all den Indern, die wir kennen lernten. Wir bekamen Visitenkarten mit dem Hinweis, dass wir uns bei jeglichen Problemen umgehend melden sollen, damit sie uns weiterhelfen koennen. Die Zeit zum Flug verging wie im Flug und das Kapitel China war vorbei und Indien stand bevor.
Neu Delhi, da waren wir nun, ich und Linda. Voellig ahnungslos was uns erwarten wird. Der Empfang war schonmal gut, der Flughafen ueberraschend sauber und die Leute ueberfreundlich, so wie wir es erwartet haben. Im Duty Free Shop holten wir noch eine Flasche Whiskey, falls das Land nuechtern nicht zu ertragen ist.
Die Flasche war natuerlich nicht fuer uns, sondern fuer unseren Couchsurfer, der vorher fragte, ob wir ihm eine Flasche mitbringen koennen, da die Steuern auf Alkohol recht hoch sind.
Wir beschlossen schon beim Kaufen kein Geld von unserem zukuenftigen Host dafuer zu verlangen.
Bevor es raus aus dem Flughafen ging, wollten wir uns noch mit Bargeld aus dem Automaten versorgen, doch leider bekam Linda mit ihrer Bochum-Sparkassenkarte kein Geld, obwohl es in Shanghai noch funktionierte. Meine Sparkassenkarte der Weltstadt Moenchengladbach war selbstverstaendlich kein Problem und so gab ich ganz uneigensinnig auch Linda etwas Geld. Immerhin wusste sie so gleich, wie sich die meisten Menschen in Indien fuehlen, arm.
Wir hatten die Anweisung ein sog. Prepaid Taxi zu nehmen. Das sieht in der Praxis folgendermassen aus: In einer Blechhuette ist ein Minibuero und man sagt sein Zielort, aus einer Liste wird dann der Preis rausgesucht und nach dem Bezahlen bekommt man eine Art Ticket und bekommt einen Fahrer zugeteilt. Am Ende der Fahrt gibt man dem Fahrer das Ticket und er kann sich damit sein Geld im Buero abholen. Die Preise sind fix und der Fahrer ist gezwungen einem an sein gewuenschtes Ziel zu bringen, so gibt es keine boesen Ueberraschungen.
Es war schon etwa 2 Uhr nachts und der Host war so nett und blieb extra fuer uns wach. Da Delhi extremst gross ist, wusste der Fahrer nicht so recht wohin, doch via Handy konnte unser Gastgeber die Route erklaeren.
Da es nachts war und wir fast nur Hauptstrassen fuhren, sahen wir noch nicht viel von der Stadt, der Ersteindruck war wie erwartet schmuddelig und es kam uns nicht wie eine 11 Mio. Stadt vor, was aber schlussendlich an der grossen Flaeche liegt.
Unser Gastgeber Showket wartete schon auf der Strasse auf uns und fuehrte uns zu seiner Wohnung. Die Wohngegend und das Haus wirkten selbst bei Nacht sehr dreckig und obwohl ich damit rechnete und eigentl. nicht so empfindlich bin (vorallem wenn ich an mein eigenes Zimmer denke!), fand ich es etwas unangenehm. Asien kann man generell nicht mit den Standards aus Deutschland/Europa vergleichen, aber hier schien das nochmal ein ganz anderes Level zu sein.
Unser Zimmer glich sich dem Bild an und es schien seit 10 Jahren oder wahrscheinlicher noch nie jemand wenigstens mal gekehrt zu haben. Aber es war kostenlos, also egal!
Wir gingen auch rasch ins Bett.
Trotz der Hitze schliefen wir ganz gut und kauften morgens erstmal schnell um die Ecke etwas zum Fruehstueck, was fuer mich Cornflakes und Milch bedeutete. Nun sahen wir die Gegend auch bei Tageslicht und huebsch war es nicht. Allerdings sind wir ja nur einem Viertel und Delhi ist generell keine Touristenattraktion. Generell waren die Strassen doch recht chaotisch, ueberall Mopeds, Fahhradfahrer und Autos, dazwischen Haendler, Geschaefte, Chaos, Dreck, Muell!! Es ist wirklich nicht schoen anzusehen, wenn ein Land keine Muellentsorgung hat, doch dazu spaeter mehr.
Showket sieht uebrigens nicht typisch indisch aus und seine Familie stammt aus Pakistan. Er wohnt zusammen mit seinen Eltern, einem Bruder und einer Schwester. Er arbeitet in der Tourismusbranche und hatte den Tag frei, also bot e runs an ein paar schoene Plaetze zu zeigen. Zuvor lud uns aber noch die Familie zum Essen ein. Wir auf der Couch mit Tisch und Besteck, der Rest sass auf dem Boden und ohne Besteck. Der Bruder redete mit uns, doch die Tochter wirkte schuechtern und kuemmerte sich um das Geschirr, ohne ein Wort mit uns zu reden. Beim Abendessen erfuhren wir spaeter mehr ueber die Familie. Bei denen herrscht noch Recht und Ordnung! Der Vater antwortete fuer Mutter und Tochter. Die Mutter ist nur fuers Einkaufen und Kochen zustaendig, die Tochter eine angehende Lehrerin. Die Atmosphäre war dann doch etwas merkwuerdig und gerade Linda hatte allen Grund, sich in der "traditionellen" Rollenverteilung der Familie unwohl zu fuehlen.
Jedenfalls ging es nach dem Mittagessen los in Richtung des Lotus Tempels. Wir kannten dat Ding nicht. Es ist der Tempel einer eigenartigen, nichtsaussagenden Religion, aber doch ganz nett anzusehen. Auf dem Weg dahin benutzten wir die Ubahn, dort wird schweres Geschuetz aufgefahren. Hinter Sandsaecken befanden sich Soldaten mit MG's. Als ich ein Foto davon machen sollte, kam ein Soldat an und verbot mir dies. Nach der Ubahn fuehrte uns der Weg an kleinen Slums vorbei, kleine Huetten, bestehend aus Blech und Muell, umgeben von Muell. Richtig wohl fuehlten wir uns nicht in dieser Umgebung. Aber das gehoert nunmal zu Indien dazu und ist erst der Anfang der Reise.
Nach dem Lotuszentrum fuhren wir zum sog. Stadtzentrum. Dies war erschreckend unspektakulaer. Keine Hochhaeuser, alles flach, nicht mal Chaos gab es hier. Wenigstens ein paar Maerkte warteten darauf, erkundet zu werden und ich kaufte mir ein typisch indisches, kariertes Hemd und eine Hose.
Das Tageshighlight war ein Ausflug auf das Dach bei Sonnenuntergang. Im Hintergrund hoerten wir orientalische Musik (Nordindien ist muslimisch gepraegt) und genossen den netten Ausblick, die Atmosphaere war sehr stimmig und so konnten wir zufrieden ins Bett gehen.
Voellig ueberraschend stand am naechsten Tag Sightseeing auf dem Programm. Showket fuhr uns zu einem Park und er dann weiter zu seinem Buero. Anzumerken ist noch, dass ich erst wie Linda hinten im Auto eingestiegen bin, doch Showket bestand mit ernstem Ton darauf, dass ich vorne sitze. Wir erfuhren spaeter, dass Maenner generell immer vorne im Auto sitzen, sofern moeglich.
Eine andere Couchsurferanfrage endete damit, dass der Inder momentan keinen Platz bei sich hat wegen der Hochzeit seines Bruders, aber wir zur Hochzeit kommen koennen. Diese findet in einer Woche statt. Delhi hat allerdings nicht soviel fuer eine Woche zu bieten und unser naechstes Ziel die Gegend Ratchastan ist eigentl. zu gross, um sie in einer Woche zu erkunden, ausser man macht es so wie wir!
Also ging es los mit dem Zug zum ersten Stop: Jaipur.
Aufbruch: | April 2011 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | April 2011 |
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