Little pea MONI goes India

Reisezeit: September - Dezember 2011  |  von Moni Rinner

Rajasthan - a place unique and different - 4

Jaipur
Die Fahrt nach Jaipur dauert nicht lange. Es gibt ja nicht viel, das ich mir kaufen möchte, beschließe mich am Nachmittag trotzdem mal nach einer Bettdecke und doch endlich nach "Bus"-Geschirr umzusehen. Also gehts ab in die Fabrik und ich denk mir:"Ok, das wird dauern". Nach ewig langen Vorführungen (die zeigen einem ja immer alles, auch wenn man nein sagt) wird mein Zeugs eingepackt (und tja, man muss doch aufpassen, was sie einem einpacken, aber weil ich so genau bin, bekomme ich auch noch einen Schal dazu . Viel mehr geht sich leider nicht mehr aus, also was tun???
Ich will ins Kino, keinen herkömmlichen Bollywoodschinken bitte, sondern etwas, das man bei uns eventuell nicht sieht. Force hätte ich mir gerne angesehen, weil da der angeblich am besten durchtrainierte indische Schauspieler die Hauptrolle hat, läuft aber nicht. Also wirds eine Komödie. Arun und ich fahren zum Kino und ich bin sehr erstaunt, dass auch hier Frauen von Männern getrennt in der Schlange vor den Kassen stehen. Gut für mich. Die Männer stehen in Massen dort. Frauen drei. Ich entscheide mich für die teurere Kategorie, die Plätze werden mir zugewiesen. Auch gut. Das Kino ist angeblich ein sehr bekanntes und ich bin über die Größe erstaunt, komme mir eher vor wie in einem riesigen Theater, alles ist sehr fein und nobel. Natürlich sind nicht viele Touristen dort und so passiert es wieder einmal, dass ich als Exot auffalle. Leider auch so sehr, dass ein kleiner ca. 17jähriger sich einbildet, es sei lustig, der Europäerin einen Klapps auf den Hintern zu verpassen. Naja, kenn ich ja schon, mache meinem Ärger Luft und weise ihn doch recht freundlich und humorvoll zu recht. Schon doof, wenn er dann derjenige ist, der blöde Blicke von anderen abbekommt.

Kurz vor der Vorstellung erstrahlt dann der Verkaufssaal in vollem Glanz und wir machen uns auf den Weg zu unseren Plätzen. Wow, die Stiegen rauf und jetzt erst weiß ich, wie die teurere Kategorie aussieht, Balkonplätze! Von diesen Plätzen (120 Rs.) gibt es ca. 70. Von den billigen (70 Rs.) unten 350 (wurde von einem Mann kurz vorm Ticketverkauf auf eine Tafel an der Kassa geschrieben und in der Menge ertönte ein lautes Stöhnen, wer zuerst zahlt, bekommt nämlich die besseren Plätze)! Es hat sich so angefühlt, als würde ich in drei österreichischen Kinos sitzen. Und dann geht's ab! Als der Film losgeht und jeder Schauspieler im Intro vorgestellt wird, wird gejubelt und geschrien, gepfiffen und geklatscht! Oh, I'm loving it! Ich verstehe zwar kein Wort, Arun übersetzt mir immer wieder mal was, bekomme den Inhalt vom Film trotzdem sehr gut mit. Der Film wird natürlich von einer Pause unterbrochen, was aber die jungen InderInnen beim Jubeln und schreien von jeglichen Szenen, die entweder lustig sind oder von sexy Frauen dargestellt werden, nicht hemmt. Kino in Indien ... besser als Sightseeing!

Den nächsten Tag verbringe ich klassisch als Touristin, mache brav meinen Elefantenritt (der mich bald nervt, nur die wunderschönen Augen der Tiere, ihre massige Eleganz und der eine Elefant, der auszuckt und wie wild rumbrüllt fesseln mich wirklich), guck mir das Fort und die Umgebung von außen an, rein will ich nimmer. Ich besteige noch das Iswari Minar Swari Sal (das Arun ausnahmsweise mal nicht kennt). Vom Turm aus sieht man erst wie groß die Stadt ist und, dass sie doch nur an den Hauptstraßen der Altstadt ihre typische braun)pinke Farbe hat. CityPalace und Co reichen mir von außen. Ich werde noch so viele solcher Gebäude sehen, das geht alles nicht in meinen Kopf rein.

Jaipur ist des weitern bekannt für Menschen mit der Gabe, aus der Hand zu lesen oder Horoskope zu analysieren. Interessiert mich ja eigentlich nicht. Doch weil sonst nichts mehr zu tun ist, kann mich Arun hinbringen. Ich war auf esoterischen Krimskrams eingestellt und lande in einem Juwelierladen und werde ins Hinterzimmer gebracht, wo der Chef sitzt . Und ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Er will auch kein Geld für seine Arbeit. Er heilt mit Steinen und wenn ich etwas kaufe, ist es gut, wenn nicht dann nicht. Wir haben ein sehr sehr feines Gespräch, mir werden Dinge gesagt, die ich auch schon zu Hause gesagt bekommen habe plus ein paar mehr und ordne es als eine sich verfestigende spannende Erfahrung ein.

Ich merke immer mehr, wie wenig ich hier von den typischen Monuments und Sehenswürdigkeiten berichte. Doch ich habe ja zu Hause beschlossen, zu reisen um Menschen zu treffen und nicht Häuser! Und so ist es auch. Ich genieße die Offenheit der Menschen und bewundere gleichzeitig auch jene, die jetzt schon jahrelang im Tourismus arbeiten und immer noch interessiert an ihren KlientInnen sind. Alles was über Sehenswürdigkeiten wichtig ist, findet jeder Reisende im Internet und kann in der Bibel nachgelesen werden. Meine Erfahrungen niederzuschreiben, auch wenns manchmal einem Seelenstrip gleichkommt (keine Sorge, für Details gibts noch mein private Diary), ist wahrscheinlich der für mich bildende Gehalt am Reisen und ich spinne auch schon Ideen, wie meine Weltreise mir doch noch für die Uni dienlich sein könnte . Auch ohne offizielle Kurse und Fortbildungen.

Die Kinoeingangshalle ...

Die Kinoeingangshalle ...

... vom Balkon aus

... vom Balkon aus

Benjamin

Benjamin

vom Fort aus ...

vom Fort aus ...

... ich glaub irgendwann möcht ich schon zur chinesischen Mauer

... ich glaub irgendwann möcht ich schon zur chinesischen Mauer

von da aus durften die Frauen, die nicht auf die Straße durften, das Leben unten beobachten

von da aus durften die Frauen, die nicht auf die Straße durften, das Leben unten beobachten

little pink ...

little pink ...

little pea ganz groß

little pea ganz groß

© Moni Rinner, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meine Indienreise ... wo es mich hinverschlagen wird, ist noch unklar ... also alles offen, alles spannend :)
Details:
Aufbruch: 26.09.2011
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 26.12.2011
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Moni Rinner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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