Mit dem Camper durch das nachrevolutionäre Tunesien
Wieder Richtung Norden
Da auch am nächsten Morgen der Sandsturm noch ziemlich heftig tobt, beschließen wir nach einer weiteren Dünenfahrt es mit der Sahara zu belassen und über Douz, Kebili, Steftimi zurück durch das Schott El Fejadj nach Es Segui zu fahren. Vor uns liegen die eindrucksvollen "Blauen Berge", des Jebel Al Barani. Als wir die Berge erreichen, nach Gafsa sind es noch etwa 64 Kilometer, folgen wir einer kleinen Piste (N 34°3'18.38 / O 9°8'54.31), die um einen Berg zu einem geschützten Talkessel führt. Mehrere Feuerstellen zeugen davon, dass dieser Taleinschnitt schon öfter als Rastplatz diente.
Schott El Fejadj
Bei Einbruch der Nacht senkt sich totale Dunkelheit über die Berge. Nicht ein Licht ist nah oder fern auszumachen, nur wenige Sterne verbreiten einen schwachen Schein. Kein Geräusch weit und breit stört die Stille, nur das Blut in den Ohren rauscht. Wir könnten uns auch auf dem Mond befinden. Endlich kündigt sich durch einen ersten Lichtschein auf dem hinter uns liegenden Bergrücken der aufgehende Vollmond an. Wir wähnen uns völlig allein auf diesem Planeten.
Rastplatz in den Bergen
Denkste! Plötzlich ist Motorengeräusch zu hören und tatsächlich kommt ein Pickup unsere Piste entlang gefahren. Natürlich sehen uns dessen Insassen im Mondschein sitzen und kommen direkt mit aufgeblendeten Scheinwerfern auf uns zu. Wolfi bellt laut und energisch. Wir stehen auf und gehen auf das nun haltende Auto zu. Auf dem Pickup sind einige Lämmer geladen, die ängstlich blöken. Im Auto sitzen zwei Männer, die nun die Scheinwerfer aus und dafür die Innenbeleuchtung des Autos einschalten, damit wir sie erkennen können. Das nimmt gleich alle Spannung aus der Situation. Uns ist nicht ganz klar, was sie hier wollen. Nein, ein Lamm möchten wir nicht geschlachtet haben. Na, dann bekommt Hellmut ein Bier und ich einen Joghurt geschenkt. Die Beiden verabschieden sich und fahren mit ihren laut blökenden Lämmern davon. Das tunesische Celtia-Bier schmeckt wirklich nicht schlecht.
Die Weiterfahrt überrascht mit ganz besonderen Landschaftserlebnissen. Zunächst führt die Straße durch die Blauen Berge, an deren Scheitelpunkt man beidseitig der Passstraße gut erhaltene Teile des südlichen Römischen Limes ausmachen kann. Anschließend passieren wir am Jebel Om Ali einen Militärposten. Nun führt die Straße hinunter auf eine große Ebene mit vereinzelten Nomadenzelten.
Römischer Limes
Vor El Guettar biegen wir rechts nach Bou Omrane ab. Wir befinden uns inmitten blühender Frühlingswiesen und einer malerischen Bergkulisse. In Bou Omrane fahren wir rechts (Vorsicht: die Staße links ist eine Sackstraße in das alte Bergdorf), dann bis zu einer Kreuzung, wo wir der Teerstraße rechts folgen (nicht geradeaus). Nach etwa 8,5 Kilometern zweigt nach ein paar Häusern links eine Piste zu einer Schlucht ab, deren Felseneinschnitt schon zu sehen ist (N 34°21'768'' / O 9°13'122''). Die Durchfahrt durch den Canyon ist wildromantisch, doch für große Fahrzeuge unmöglich. Mit unserem 2,50 m hohen VW-Camper haben wir kein Problem. Als wir die Schlucht passiert haben, kommt das Dorf Sakket in Sicht, von dem die Straße weiter hinauf auf den Jebel Baida (1163 m) führt. Es eröffnen sich atemberaubende Panorama-Ausblicke auf die zerklüftete Bergwelt.
Schlucht bei Sakket
In Sakket
Aufbruch: | 20.03.2012 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 17.04.2012 |