Mit dem Camper durch das nachrevolutionäre Tunesien

Reisezeit: März / April 2012  |  von Angelika Gutsche

Makhtar und eine kaputte Lichtmaschine

Kurz nach der Ortseinfahrt von Makhtar haben wir unsere erste - und einzige - Autopanne. Die Lichtmaschine funktioniert nicht mehr. Ich kann gerade noch das rechter Hand gelegene neopunische Mausoleum fotografieren als uns auch schon hilfsbereite Einheimische zur nur wenige Meter entfernten Autowerkstatt eskortieren. Wie wir erfahren, sind heute viele Geschäfte in Makhtar wegen Unruhen, die auch aus Sidi Bouzid und Sbeitla gemeldet werden, geschlossen. Auf die Frage nach der aktuellen politischen Situation bekommen wir sehr unterschiedliche Antworten: Einige sind der Ansicht, es wäre vieles besser geworden, endlich dürfe man ohne Angst vor Repressionen seine Meinung äußern. Dagegen sagen andere, es herrsche das totale Chaos, weder kommunale Verwaltungen noch Müllabfuhr funktionierten und die Zukunft würde schlimm werden. Ein weiterer meint, er habe Bedenken, weil jetzt überall Salafisten und Moslembrüder auftauchten und den strengen Islam verbreiten wollten, dabei tränken doch viele Tunesier am Freitag nach dem Moscheebesuch gerne ein Bierchen. Insgesamt scheint die Freude über den Fall von Ben Ali immer mehr einer allgemeinen Verunsicherung bezüglich der Zukunft des Landes zu weichen.

Doch wir müssen uns wieder um unsere eigenen Probleme, das heißt um die defekte Lichtmaschine kümmern. Hellmut ist entzückt von der Art und Weise, wie der große Meister dieser unscheinbaren Autowerkstatt unsere Lichtmaschine repariert. Nachdem sie auseinander genommen ist, wird ein neuer Kupferdraht für den Kollektor gewickelt, das Ganze mit Hilfe des Pluspols einer alten, erwärmten Taschenlampenbatterie verlötet, der Kollektor mit neuer Kupferwicklung mittels des Keilriemens und einer Schleifscheibe auch noch poliert und schon funktioniert wieder alles bestens! Kostenpunkt: 25 EUR.

Autoreparaturwerkstatt in Makhtar

Autoreparaturwerkstatt in Makhtar

Und dann wird für uns das Ausgrabungsgelände von Mactaris geöffnet, das heute eigentlich auch geschlossen bleiben soll. Wir freuen uns, das weitläufige Gelände besichtigen zu können. Aus einer numidischen Siedlung aus dem 3. Jh.v.Chr. wurde im Jahre 46 v.Chr. eine römische Stadt, die später die Byzantiner weiter ausbauten. Zu bewundern sind die Reste eines punischen Hathor-Miskar-Tempels, Megalithengräber, ein Trajansbogen, das Amphitheater, das römische Forum und vieles mehr.

Mactaris

Mactaris

Nach so viel Kultur stärken wir uns mit einem Brik. Das ist ein sehr dünner Teigfladen, nach Wahl gefüllt mit Thunfisch/Hackfleisch/Krabben, zerdrückten Kartoffeln, Salz, Pfeffer, Paprika, Kapern, aber immer mit einem rohem Ei, gebacken in heißem Fett. Schmeckt sehr lecker!

© Angelika Gutsche, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf unserem Weg in den Süden Tunesiens besuchen wir römische Ausgrabungen, besteigen hohe Felsplateaus und durchfahren wilde Schluchten, bevor unser Weg durch das große Schott führt und wir die Sahara erreichen. Auf der Rückfährt werden wir mit den Realitäten der tunesischen Revolution konfrontiert: Wir finden uns zwischen Barrikaden, inmitten von Aufständen und Demonstrationen wieder. Die tunesische Revolution: verheddert in der Stunde null.
Details:
Aufbruch: 20.03.2012
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 17.04.2012
Reiseziele: Tunesien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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