Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien
Valle de Anso - Valle de Hecho - Hecho
32. Tag - Valle de Anso - Anso - Valle de Hecho - Selva de Oza - Hecho
3. Oktober 2012 - Mittwoch - 32. Tag
Camping Boltana, Ctra. N 260, km 442, Ctra. Margudgued, Boltana, Huesca - Aragon (Spanien)
Valle de Anso - Binies - Anso - Kirche San Pedro - Valle de Hecho - Bocca de Inferno - Selva de Oza - Castillo d'Acher - Hecho -
Fahrzeit: 6 Std. - 277 km
Der Fisch gestern Abend war ein Fehlkauf, es sah aus wie Rotbarschfilet, ließ sich jedoch nicht braten, entwickelte viel Flüssigkeit und war fast pures Salz. Wir konnten weder den Fisch noch die Sauce essen. Doch zum Glück hatten wir unser Gemüse und Salat.
Heute Morgen ist es wärmer, 10 Grad. Und draußen in der Sonne lässt es sich gut aushalten zum Frühstück. Unsere vielen Spatzen warten schon auf die Brot-Krümel. Die Stimmung ist nicht besonders, vielleicht sind wir zu lang auf engem Raum zusammen.
Abfahrt ist um 10 Uhr. Wir wollen über Jaca ins Valle de Hecho, welches man von Puente la Reina de Jaca über die A 176 erreicht. Jahrhundertelang prägten althergebrachte Traditionen dieses Tal, in welchem noch das Cheso, ein mittelalterlicher Dialekt, gesprochen wird. Zunächst durchfahren wir jedoch das Valle de Anso. Diese in höheren Gefilden liegende Tal gehört zu den schönsten und abwechslungsreichten der Pyrenäen. Am Eingang des Tales ist das Land von Hitze und Trockenheit geprägt, karge Felsen und warme, braune Farben dominieren. Beim Dorf Binies bewacht eine Turmruine den Eingang des Tales. Hinter dem Dorf verengt sich das Tal zu einer Schlucht mit senkrechten Steilwänden, Heimat vieler Greifvögel. Die Fahrt führt weiter, teilweise durch in den Felsen gehauene dunkle Tunnel.
Wir erreichen Anso. Der Charakter des alten Ortes mit seinen verwinkelten Gassen und typischen Stein-bauten ist erhalten geblieben. Vor den mit Blumen geschmückten Häusern stehen Bänke, das Leben spielt sich hier draußen ab. Viele Gebäude weisen die typischen Kamine des Aragon auf. Wir entdecken in Anso eine wunderschöne Kirche. Wir haben nicht erwartet, eine solch prachtvolle Kirche hier zu finden. Die Kirche San Pedro, ein gotischer Wehrbau aus dem 16. Jh., dient heute als Pfarrkirche. Sie weist einen schönen Barock-Altar und ein altes Taufbecken auf. 1931 wurde sie zum Nationaldenkmal erklärt. Die Legende erzählt, dass der Heilige Gral hier in einer Felsspalte der Kirche gefunden wurde. Aber diese Geschichte wird auch von anderen Kirchen in der Region berichtet. In einem mittelalterlichen Turm soll die Königin Blanche II. von Navarra gefangen gehalten worden sein.
Nach der Besichtigung geht es nun ins Valle de Hecho. Nach Anso beginnt ein Talkessel, eingerahmt von hohen Bergen mit kahlen Gipfeln. Wir passieren "Bocca de Inferno", den Höllenschlund. Hier nehmen die Felsen bizarre Formen an. Viele Gänsegeier sind am Himmel zu sehen. Auch hier wurde die Straße in die senkrechten Felsen gehauen. Das Tal wird grün und grüner und der Rio Aragon lädt zum Verweilen ein. Das ist ein richtiges Naturparadies - Selva de Oza. Viele Rinder wandern hier herum und unzählige Gänsegeier schweben am Himmel. Wir fahren die Straße bzw. den Schotterweg bis zum Ende des schönen Tales. Hier endet der Weg. Wer weiter nach Frankreich möchte, muss zu Fuss weiterlaufen. Man hat hier einen herrlichen Blick auf die Sierra de Bernera, Sierra de Maito, Gipfel mit mehr als 2.500 m. Auffallend ist der teilweise rötliche Gipfel Castillo d'Acher, dessen Form einer Burg ähnelt. Leider müssen wir zu-rück und wieder nehmen sich die Rinder ihre "Vorfahrt" auf der Straße. An einer Brücke müssen die Autos warten, bis die Kühe vorbei gewandert sind, sie lassen sich Zeit. Ich nutze das, um aus sicherer Entfernung zu fotografieren.
Gegen 14 Uhr erreichen wir Hecho und machen dort Pause in der Bar "Subordan", alkoholfreies Bier und Kaffee, 2,40 €. Nachdem wir uns gestärkt haben, geht es zurück, über Puenta la Reina de Jaca, vorbei an Jaca. Wir erblicken 4 Pilger, die haben es noch weit bis Santiago de Compostela, ca. 820 km.
Unterwegs fahren wir an einigen verlassenen Häusern vorbei. Die Landflucht ist im Aragon leider sehr groß. Der Deutsche Rudolf Wilmes war einer der Letzten, die den Alltag in den damals noch intakten Dörfern miterlebten und zu Papier brachten. In seiner Doktorarbeit über das Valle de Vio beschrieb der Linguist in den 30-er Jahren eine Lebensform, die nur wenig später Geschichte war. Von den 360 Dörfern des Hoch-Aragon sind nur noch wenige bewohnt. Falken sitzen auf den Strommasten und lauern auf Beute.
Gegen 16 Uhr sind wir an unserer Tankstelle, fast mit dem letzten Tropfen Benzin. Um 16.10 Uhr sind wir Zuhause, nach 6 Stunden und 277 km. Wir haben bei der netten Campingplatz-Besitzerin den Aufenthalt verlängert, erst einmal bis Sonntag. Die Dame ist auch eine Katzenliebhaberin wie ich, sie hat u. a. eine Siamkatze, eine Perserkatze und eine normale Hauskatze.
Die Sanitäranlagen auf diesem Campingplatz sind die besten, die ich je erlebt habe, alles sehr sauber und großzügig angelegt, nicht nur so Mini-Duschkabinen. Heute ist kleine Wäsche angesagt - Unterwäsche, Socken. Es ist sehr warm heute Abend. Nach dem gestrigen Fiasko mit dem Essen gibt es heute Rindfleisch und Pilze, geschnetzelt, dazu Endiviensalat, Trauben, Baguette und Rotwein. Jeden Tag haben wir zum Nachtisch frische Walnüsse, die Rolf auf dem Campingplatz gesammelt hat.
Auf dem Platz sind einige neue Camper angekommen. Sie steht weit entfernt von uns, entweder direkt am Eingang oder in der Nähe der Sanitäranlagen. Sie verzichten damit auf eine herrliche Aussicht, die wir jeden Abend genießen. Es war mal wieder ein schöner Tag heute. Wie üblich, gehen wir um 22.30 Uhr schlafen. Die viele frische Luft und das viele Anschauen machen müde.
Aragon ist eine autonome Gemeinschaft im Nordosten Spaniens. Sie grenzt im Norden auf dem Hauptkamm der Pyrenäen an Frankreich, im Osten an Katalonien, im Südosten an Valencia und im Westen an Kastilien, La Rioja und Navarra. Hauptstadt ist Saragossa. Das Gebiet entspricht in etwas dem früheren Königsreich Aragonien, das seinen Namen dem Fluss Aragon verdankt. Sabinanigo und Jaca sind die größ-ten Orte in der Hochgebirgsregion der Pyrenäen. Die Gegend ist sonst sehr dünn besiedelt, die Einwohner-zahl nimmt ständig ab. Der karge Boden ermöglicht kaum lohnende Landwirtschaft. Die einzige Großstadt ist Saragossa, in der etwas die Hälfte der Einwohner der Region lebt (ca. 650.000). Wer sich für die ausführliche Geschichte Aragons interessiert, schaue bitte in den Anhang. Dort habe ich eine Zusammenfassung von Wikipedia eingefügt.
Aufbruch: | 02.09.2012 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 13.10.2012 |
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