Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Valle d'Aure - Col de Peyresourde - Viella

35. Tag - Valle de Louron - Bagneres de Luchon - Col du Portillon - Viella

6. Oktober 2012 - Samstag - 35. Tag
Camping Boltana, Ctra. N 260, km 442, Ctra. Margudgued, Boltana, Huesca - Aragon (Spanien)
Ainsa - Desfiladero de las Devotas - Valle de Bielsa - Bielsa-Tunnel - Valle d'Aure - Cadenac Le Bains - Valle de Louron - Col de Peyresourde - Bagneres de Luchon - Parc des Quinconces - Col du Portillon - Vall d'Aran - Viella - Viella-Tunnel - Congosts de Ventamillo - Ainsa
Fahrzeit: 6 Std. - 280 km

Wie üblich starten wir um 10.30 Uhr, über Ainsa, auf A 138 in das Valle de Bielsa. Es geht wieder durch die enge Schlucht Desfiladero de las Devotas und dann weiter durch den Aragnouet-Bielsa-Tunnel, 3.070 m lang. Dieser Tunnel verbindet Valle de Bielsa - 1.664 m - mit dem Aure-Tal - 1.821 m in Frank-reich. Hier müssen wir jedoch zunächst warten, denn in diesen Tagen ist der Tunnel mal wieder wegen Bauarbeiten nur einspurig befahrbar, bei max. 70 km/h.

Doch endlich haben wir ihn passiert und kommen nach Frankreich, ins Valle d'Aure. Dieses Tal ist der wichtigste Pyrenäenweg nach Spanien, da der Bielsa-Tunnel meist auch im Winter bei Schneefall befahren werden kann. Es ist sehr kalt hier, die Straße ist sehr steil und das Tal sehr eng, Natur pur. Doch die Fahrbahn ist nicht besonders gut und zudem voller Kuhscheisse, was ganz schön glitschig ist und nicht so toll für Motorradfahrer. Eine große Herde Rinder, die her herum wandern, ist dafür verantwortlich. Wir können sie irgendwann überholen und kommen nach St. Lary-Soulan. Eine Kirche wurde wie eine Brücke bei Cadenac Le Bains über den Weg gebaut. Ich kann sie nur im Fahren fotografieren.

In Arreau biegen wir ab auf die D 618 in das Valle de Louron, eine herrliche Landschaft, die jedoch zu-nächst mit Wiesen und Weiden wenig Gebirgscharakter aufweist. Hier wurde viel Wald abgeholzt. Erst der obere Teil des Tales ist von hohen Bergen eingerahmt. Wir passieren den Col de Peyresourde, 1.659 m, gegen 11.50 Uhr. Der Pass gehörte 62 x zum Programm der Tour de France. Vorbei an den hübschen kleinen Orten Genos und Loudenvielle, die jeweils an einem kleinen See liegen und beliebte Ausflugsziele geworden sind.

Am Ende des Tales erreichen wir Bagneres de Luchon, kurz Luchon genannt. Der Ort, im breiten Tal gelegen und von hohen Bergen umgeben, ca. 3.500 Einwohner, zählt zu den beliebtesten Thermalbädern Frankreichs - bis zu 30.000 Besucher im Sommer. Schon die Römer wussten das gute Wasser und die gute Luft zu schätzen und richteten hier Thermen ein. Doch der Grundstein für das heutige Bad wurde Mitte des 18. Jh. gelegt, als Louis Richelieu, Verwandter des Kardinals, den Ort besuchte. Die oberen Zehntausend ließen nicht lange auf sich warten. Zur Kur kamen u. a. der belgische König, Bismarck, Victor Hugo, Alexandre Dumas und die bekannte Mata Hari. An der Allees d'Etigny gibt es schöne Jugendstilhäuser mit herrlichen Schmiedearbeiten an den Balkonen, die ahnen lassen, wie prachtvoll die Belle Epoque damals in den Kurorten war. Doch wir sehen auch großen Verfall, in einigen Häusern hat es gebrannt und nun dämmern sie vor sich hin. Schön ist der Parc des Quinconces, die Wiese ist übersät mit Herbstzeitlosen. Hier liegen die Thermen, deren schwefelhaltiges Wasser (65 - 74 Grad) Linderung bei Rheuma und Lungenerkrankungen verspricht. Das Umland von Luchon ist ein Paradies für Wanderer, entlang der spanischen Grenze und um den Pic de Cecire gibt es herrliche Wege. Eine Wanderkarte ist aber unbedingt erforderlich.

Nachdem wir eingekauft haben, geht es weiter, über den Col du Portillon, 1.291,8 m. Er verbindet Luchon (Frankreich) mit dem Vall d'Aran (Spanien) - siehe auch 21.09.2012. Der Col du Portillon gehört eben-falls zum Programm der Tour de France.

In Viella machen wir Pause, es ist 13.50 Uhr und hat 24 Grad. Zunächst machen wir einen Rundgang im historischen Kern des Ortes, sehen uns die romanisch-gotische Kirche Sant Miqueu an, leider nur von außen möglich. Dann setzen wir uns in eine kleine Bar. Dort können die Tische beheizt werden. So etwas haben wir ja noch nie gesehen. Beweisfoto muss gemacht werden.

Über die N 230 fahren wir nun Richtung Heimat, durch den Viella-Tunnel (siehe auch 21.09.2012). Zunächst müssen wir jedoch an einer Baustelle mal wieder warten. Vorbei am Stausee Balserca, Richtung El Pont de Suert, nun N 260 bis Castejon de Sos, über den Colle Espina, 1.407 m, Colle de Fadas, 1.470 m, leider eine sehr schlechte holprige Straße. Durch die enge wilde Schlucht Congosts de Ventamillo, deren Felsen bis an die Straße reichen, bis Navarri, über den Puerto de Foradada, 1.020 m, bis Ainsa. Der historische Kern des Ortes liegt hoch auf einem Felsen und schaut auf uns herab.

Ainsa ist ein Handelszentrum am Zusammenfluss von Rio Ara und Rio Cinca. Der untere Teil der Stadt wird bestimmt von breiten Straßen und Verkehrslärm. Von einer ganz anderen Seite zeigt sich der älteste Teil des Ortes, oben auf dem Hügel. Die Altstadt Ainsas zählt zu den schönsten des Hoch-Aragon. In früheren Zeiten war der Ort die Hauptstadt eines selbständigen Landes. Von Ainsa aus wurde das historische Königreich Sobrarbe - Austragungsort blutiger Kämpfe zwischen Christen und Mauren - regiert, bis die Stadt im 11. Jh. Aragon angegliedert wurde. Souveränität bekam sie 1124 zurück, als Alfonso I. sie mit denselben besonderen Rechten wie Jaca ausstattete. Herzstück der malerischen Altstadt ist der von Arka-den gesäumte Placa Mayor. An der Kopfseite des Platzes stehen die Ruinen des Schlosses (11. Jh.). Den Glockenturm der Iglesia Santa Maria aus dem 12. Jh. kann man besteigen. An der Nordseite der Kirche schliesst sich das ehemalige Kloster an, dessen Ursprünge auf das 14. Jh. zurückgehen.

Wir kommen an unserer Tankstelle mit knapp 3 Litern an, ich dachte schon, wir bleiben stehen. Gegen 16.30 Uhr sind wir auf dem Campingplatz, nach 6 Stunden und 280 km. Heute bleibt die Küche kalt. Es gibt Pate, franz. Käse, Salat, Baguette, Trauben und Rotwein. Es ist ziemlich warm. Einige Dauercamper sind gekommen und feiern wohl ein Fest, eine riesige Tafel haben sie aufgebaut.

Was mir heute mal wieder aufgefallen ist, sind die fast lebensgroßen "Puppen", die man unterwegs oft sieht, auf Feldern, an Häusern, an Bushaltestellen, vor Geschäften etc. Es handelt sich um "Mounaques". Diese sind auf eine lange Tradition zurückzuführen. Wenn ein Witwer oder eine Witwe erneut heiratete, war es Brauch, die jungen Leute des Dorfes einzuladen. Weigerte sich der Auserwählte, Geld zu geben oder ein Essen zu spendieren, setzte man ihm eine Puppe vor die Tür und schlug einen Monat lang Krach vor seinem Haus. Das ist mal wieder eine Geschichte nach meinem Geschmack.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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