Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Nationalpark Ordesa y Monte Perdido

33. Tag - Torla - Valle Ordesa - Broto - Valle de Vio - Valle de Anisclo

4. Oktober 2012 - Donnerstag - 33. Tag
Camping Boltana, Ctra. N 260, km 442, Ctra. Margudgued, Boltana, Huesca - Aragon (Spanien)
Valle de Rio Ara - Torla - Nationalpark Ordesa y Monte Perdido - Valle de Ordesa - Broto - Cascada de Sorrosal - Valle de Vio - Valle de Anisclo - Einsiedelei San Urbez de Anisclo - Desfiladero de Vellos .
Fahrzeit: 5 1/2 Std. - 120 km

Jeden Morgen ist es nun ein paar Grad wärmer und so macht das Frühstücken draußen in der Sonne richtig Spass. Der Campingplatz ist ideal für Touren in alle Richtungen, was uns bewogen hat, noch einige Tage zu bleiben.

Um 10.30 Uhr fahren wir los, durch das Valle de Rio Ara, nach Broto, über eine holprige kurvige Straße. Es ist hier ziemlich frisch. Wir kommen nach Torla. Obwohl der Mini-Ort nur ca. 300 Einwohner hat, ist es uns zu touristisch hier. Torla ist das Tor zum Nationalpark Ordesa y Monte Perdido, im Tal von Ordesa und Valle de Broto - UNESCO Weltnaturerbe. Das Wahrzeichen Torlas ist eine kantige Kirche, die sich vor dem imposanten Hintergrund der Felswände aufbaut. Man findet eine Anzahl alter Steinhäuser, die aufgrund des Tourismus in einem sehr guten Zustand sind.

Wir verlassen Torla und fahren in das Valle de Ordesa im Nationalpark Ordesa y Monte Perdido. Leider haben wir vor uns einen stinkenden Die-sel. Es ist ein älterer unfreundlicher Holländer, der uns nicht passieren lassen will. Doch er hat sich verrechnet, mit dem Motorrad ist man doch wendiger und schneller und so können wir, nachdem wir ihn überholt haben, endlich die grandiose Landschaft genießen. Auf einem großen Parkplatz halten wir und machen einige Fotos. Auch hier wandern die Kühe seelenruhig zwischen den PKWs umher. Das Läuten der Kuhglocken begleitet uns fast den ganzen Tag. Wir haben einen tollen Blick auf die Sierra de las Cutas.

Der Nationalpark Ordesa y Monte Perdido, auch Ordesa-Nationalpark, ist ein Nationalpark in den spanischen Pyrenäen in der Provinz Huesca. Er wurde am 16. August 1918 zum Nationalpark erklärt und ist damit der älteste in den Pyrenäen. Teil des Nationalparks ist der 3.355 m hohe Monte Perdido, der seit 1997 zum UNESCO-Welterbe gehört.

Das Gebirgsmassiv des Monte Perdido besteht nicht aus Granit, sondern aus Kalkgesteinen und ist somit der höchste Bergzug dieser Art in Europa. Während der Eiszeiten schufen die Gletscher hier gewaltige Täler, unter ihnen das Valle de Ordesa mit Felswänden von bis zu 1.000 m Höhe. Am östlichen Ende des faszinierenden Tales rauscht der Wasserfall Cola de Caballo die Felsen hinab. Der so entstandene Rio Ara durchfliesst den kolossalen Einschnitt und fällt dabei strecken-weise in malerischen Kaskaden ab. Ein Wanderweg führt zu dieser besonderen Sehenswürdigkeit im Park (ca. 7 Stunden). Der Nationalpark in seiner jetzigen Größe besteht seit einer Erweiterung 13. Juli 1982 und erstreckt sich auf einer Fläche von 15.608 Hektar. An der Nordgrenze des Nationalparks liegt der französische Nationalpark Pyrenäen. Rund 600.000 Menschen besuchen den Nationalpark Ordesa y Monte Perdido pro Jahr. Der Nationalpark verfügt über eine einzigartige Fauna und Flora, so finden sich die tiefsten Schluchten des Kontinents mit bizarren Felsformationen, die an den Grand Canyon erinnern, allerdings mit reichlich Vegetation. Es finden sich viele Pflanzen- und Tierarten, die in weiten Teilen Europas bereits ausgestorben sind, wie der Braunbär oder der Schmutzgeier.

Viele Wanderer stellen ihr Auto ab und machen sich dann auf, den herrlichen Park zu erforschen. Uns bleibt dafür leider keine Zeit.

Wir fahren nun auf dern N 260 nach Broto. Der 500-Seelen zählende Mini-Ort ist sehr schön, viele alte Häuser und sehr schöne Geschäfte, in denen ich Einiges einkaufe. Dann machen wir eine kleine Wanderung zu den "Cascada de Sorrosal", ein schöner Wasserfall mit herrlichen Felsen, in denen einige Kletterer unterwegs sind. Rolf will gleich hochsteigen, aber da er keine Ausrüstung dabei hat verzichte er lieber.

Ein großes Ziegengehege hat es mir angetan, der alte Ziegenbock kommt gleich, um mich zu begrüßen und zwei junge Tiere tragen einen kleinen Kampf aus. Es ist ziemlich warm geworden, 24 Grad. Nach dem Ausflug zu dem Wasserfall erfrischen wir uns mit einem alkoholfreien Bier und einem Weißwein.

Die nette Kellnerin spricht uns in perfektem Deutsch an. Sie hat mit ihrem Freund in Pfullingen gelebt und wohnt seit einiger Zeit in Broto. Ihre Wohnung hat 2 Schlafzimmer, 2 Bäder, Wohnzimmer, Küche, voll möbe-liert, dazu ein Parkplatz. Dafür zahlt sie monatlich 440 Euro, mit kaum Nebenkosten, nur 40 Euro, da die meisten dieser Kosten vom Vermieter getragen werden und der Strom z. B. sehr günstig ist. Wir unterhalten uns lange mit der netten jungen Frau. Und auch hier stelle ich wieder mal fest, die Toiletten modern, sauber, richtig umwerfend.

Weiter führt uns die Tour, ab Sarvise über die kleine Straße HU 631, zunächst in das stark zerklüftete Valle de Vio. Die kleinen Dörfer des Tales sind meist verlassen. Doch in einigen Orten haben sich Städter ein Feriendomizil gekauft und restaurieren liebevoll die alten Häuser.

Nach ca. 18 km erreichen wir das Valle de Anisclo, eine dramatische Klamm gewaltigen Ausmasses. Hier findet sich aufgrund des feuchtwarmen Klimas ein schöner Mischwald. Die riesige Schlucht, die an nordamerikanische Canyons erinnert, gehört zu den unvergesslichen Höhepunkten des Ordesa-Nationalparkes. 1.200 m Höhenunterschied verteilen sich auf 17 km. Der Rio Vellos durchfliesst das Tal. Gleich am Eingang ist die Einsiedelei San Urbez in einer Felsspalte zu sehen. Es geht weiter, vorbei an grossartigen Felswänden und riesigen Felsbrocken. Ein Fuchs spurtet über die holprige Straße, ein Schlagloch nach dem anderen und Kurven ohne Ende. Für Rolf ist das schon sehr anstrengend.

Wir kommen nun in den letzten Streckenabschnitt des Valle de Anisclo - Desfiladero de Vellos - auf einer Länge von 12 km zählt dies hier zu den spektakulärsten Straßen der gesamten Pyrenäen. Im Sommer ist die kleine HU 631 Einbahnstraße, um ein Chaos in der Enge zu vermeiden. Für große Campingcars ist der Weg völlig ungeeignet. Abgesehen von den spektakulären Ausblicken in die Schlucht, haben wir ein Erlebnis der besonderen Art. Eine große Schaf- und Ziegenherde zieht vor uns auf der Straße dahin. Ein Vorbeifahren ist unmöglich. Einige prächtige Ziegenböcke sind unter den Tieren, mit herrlichen Hörnern, gefährlich aussehend. Wir gedulden uns und die beiden Schäfer sind mit uns zufrieden. Erst nach einer Weile können die Schafe und Ziegen, mind. 100 Tiere, in eine Felsspalte ausweichen und wir dürfen vorbei fahren. Ein abenteuerliches und schönes Erlebnis. Am Himmel sind Geier und Adler zu sehen, sie kreisen über den mächtigen Felsen. Ein toller Anblick, aber vom Motorrad aus nicht zu fotografieren. Auch die gigantischen Ausmasse der Schlucht und Felsen, sind mit der Camera nicht einzufangen. Man muss es sehen, erleben.

Es ist sehr warm geworden, selbst Rolf zieht seinen Pullover aus. Nach 5 ½ Stunden sind wir gegen 16 Uhr, nach 120 km, zurück auf dem Campingplatz. Zum Abendessen gibt es Rinderfleischküchle mit Zuc-chini, Salat, Trauben, Baguette und Rotwein. Es war eine tolle Tour und ein phantastischer Tag. Später schauen wir uns noch einen guten zweiteiligen Film über die ehemalige DDR an, über die Problematik "Horch + Guck". Eine Ameise hat es auf mich abgesehen und verspritzt ihr Gift an meinem Arm und auf dem Rücken. Doch Dank meiner "Indianer-Wunder-Salbe überlebe ich den Angriff.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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