Japan und Südkorea 2013
Seoul I
13.08.2013: Nach einem sehr guten Frühstück im Hotel begebe ich mich auf die obligatorische, halbtägige Stadtrundfahrt. Zuerst besuchen wir den größten buddhistischen Tempel Seouls, erbaut 1938. Vom Stil her sind koreanische Tempel ganz anders, als japanische. Vor allem die Farben finde ich hier sehr schön. Innen befinden sich 3 große Buddhastatuen. Zum Zeitpunkt unseres Besuches findet gerade eine gut besuchte Zeremonie statt, sodass wir leider nicht hineinkönnen.
Eigentlich hätte nun der Gyeongbokgung Palast auf dem Programm gestanden, aber der ist dienstags geschlossen. Trotzdem fahren wir an der gewaltigen Palastanlage vorbei und entlang der endlosen Palastmauern, um anschließend einen ganz kurzen Blick auf das "Blue House", Cheongwadae auf koreanisch, werfen zu können, nur im Vorbeifahren aus dem Busfenster, weil die Wachen hier sehr scharf sind und Anhalten nicht erlaubt ist. Denn das Blue House ist die koreanische Antwort auf das White House in Washington, Sitz des koreanischen Präsidenten.
Unser Guide Park erzählt natürlich die Geschichte, ich höre nicht zu. Bin mit Fotografieren und Fächer-wedeln beschäftigt...Nein, es ist schon interessant, die Geschichte dieses Palastes ist wechselvoll und reicht bis 1593 zurück. Wer Lust auf koreanische Geschichte hat, möge sie googlen.
jetzt wird es wesentlich interessanter: Changing of the guards ist angesagt, eine ca. 15-minütige Zeremonie, 3 x täglich wird sie touri-gerecht performt
Im Gegensatz zum "changing-of-the-guards" in London gibt es keine Pferde, dafür imposant bunt gekleidete Palastwächter. Tamtam und Gebrüll gibt es aber auch hier !
Ich stehe in einem Pulk von Menschen eingepfercht, auf gute Fotos habe ich jetzt nur eine Chance, wenn ich blitzschnell mein Kameraobjektiv wechsele und auf Tele umsteige.
Wunderschön. Übrigens wird die Zeremonie auch per Lautsprecher von einer sehr angenehmen Frauenstimme erklärt. Auf koreanisch, japanisch und englisch.
was ich nun absolut supertoll finde: Die angenehme weibliche Lautsprecherstimme fordert nun auf "and now, please join us for pictures !" Das, worauf alle Touristen sehnsüchtig gewartet haben, ist sogar offiziell erlaubt und erwünscht ! Sympathisches Südkorea !
Mir kommt der Gedanke, dass die Palastwächter eventuell einfach nur engagierte Schauspieler sind, die die Zeremonie sicherlich nach historischem Vorbild eingeübt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Land wie Südkorea echt Staatsdiener gutbezahlt (?) 3 x täglich in diesen Kostümen die Touri-Nummer auf Staatskosten durchziehen lässt. Aber ist ja auch egal, schöne Fotos gibt es und die Besucher des kleinen Landes ziehen anschließend hochzufrieden und schwerbegeistert von dannen...
Wir gehen ins Museum für zeitgenössische Geschichte. Vom Koreakrieg von 1950-1953 bis heute. General Mac Arthur, der Kampf um den 38. Breitengrad, die UN-Intervention, der Stellvertreterkrieg zwischen den USA und der UdSSR auf dem Gebiet der koreanischen Halbinsel. Dieses Thema hatten wir im Geschichtsunterricht in der Schule nie, dennoch bin ich einigermaßen im Bilde.
Der Koreakrieg war vor meiner Zeit, aber es gibt dann auch noch Sachen zu sehen, mit denen ich so richtig was anfangen kann. Wie diese hier:
Übrigens hat West-Deutschland nach Ende des Koreakrieges Südkoreaner als Gastarbeiter im Bergbau und in Kliniken als Krankenschwestern beschäftigt. Die DDR tat ihr übriges mit Nordkoreanern im Osten. Die Leute konnten Geld nach Hause schicken und know-how.
Südkorea baut mittlerweile die größten Containerschiffe und Tanker - dies ist das Modell des bisher größten
nur Wiedervereinigung mit Nordkorea - das können sie nicht. Ist aber der größte Wunsch in Südkorea. Nur die Nordkoreaner spielen nicht mit. Dazu morgen mehr.
SAMSUNG !!! Das können sie nun wirklich ! Elektronik. Das hier sind alle Handies, die Samsung jemals hergestellt hat. Vom "Knochen" bis zum Samsung Galaxy.
Samsung ist allgegenwärtig in Südkorea. Telefone, Kühlschränke, Klimaanlagen, Fernseher, DVD-Player - es gibt nichts, was Samsung nicht herstellt. Und den Rest macht LG. Was apple nicht geschafft hat, räumt Samsung auf. In Japan war apple dominierend bei Handies, oft habe ich auch Leute mit Sony gesehen, aber in Seoul ? Samsung Galaxy toppt hier alles gewaltig. Was ich kaum glauben kann: 95 % aller koreanischen Handynutzer besitzen ein Smartphone ! Beobachtet man die Leute in der U-Bahn scheint diese Statistik zu stimmen...
analog dem "oval office" ist im Museum auch das Büro des südkoreanischen Präsidenten im Blue House nachgebaut
durch´s Fenster hat man den Blick auf den Präsidentenpalast und 2 kleine US-Amerikaner haben den Schreibtisch in Beschlag genommen
Das Museum fand ich wirklich spannend. Weniger spannend ist der letzte Programmpunkt der organisierten Stadtrundfahrt: Wir werden in einen Amethyst-Shop geschleppt. In Japan gab´s das auf den organisierten Stadtrundfahrten nie, sonst kenne ich es selbstverständlich hinlänglich aus aller Welt: Diese blöden Verkaufsveranstaltungen in irgendwelchen angeblichen Fabrik-Läden für irgendwas landestypisches, was "genau hier in ungekannter Qualität zu unschlagbaren Preisen" angeboten wird. Naja, es ist erträglich. Eine ältliche Koreanerin, die sich faszinierenderweise eine Tonne make-up ins Gesicht gekleistert hat, heißt uns im Shop willkommen, erklärt in 5 Minuten, dass Südkorea der weltweit größte Produzent von Amethysten ist von selbstverständlich 1a-Qualität und wir hier grandios Amethyst-Schmuck einkaufen können. Joaa, ohne mich, ne ?
Amethyste sind diese lila-farbenen Halbedelsteine, die - zu Schmuck verarbeitet - wirklich ganz hübsch sind, aber die haben idiotische Preise hier. 3 meiner US-amerikanischen Mitstreiterinnen shoppen allerdings wirklich. Ich unterhalte mich derweil mit dem Ehemann der jüngsten Frau, der Soldat der US-army ist und im Süden Südkoreas auf einer amerikanischen base stationiert ist. Seine Mutter und Schwiegermutter sind die anderen beiden shoppenden Damen und auf Besuch hier. Tourguide Park leistet uns auch Gesellschaft. Nachdem die Kasse des Shops vor lauter US-Dollar geklingelt hat, ist die Tour vorbei und wir werden gefragt, wo wir abgesetzt werden möchten. Ich möchte nach Insadong, kein Problem.
Insadong ist ein tolles Viertel zum Einkaufen. Es gibt hier vor allem viele Kunsthandwerksläden, Antiquitätenläden und Galerien.
Dazwischen natürlich unzählige, kitschige Souvenirshops. Es ist allerdings schon fast 14.00 Uhr, als ich hier abgesetzt werde und ich habe einfach nur Hunger. Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich bisher koreanisch gegessen in einem koreanischen Restaurant, und zwar in - ta dah (!) - Lilongwe, Hauptstadt von Malawi. Wie es dazu kam, könnte man in meinem Reisebericht "Mosambik/Malawi Sommer 2006" hier nachlesen. Jedenfalls habe ich das koreanische Nationalgericht Kimchi + x bereits kennengelernt. Kimchi ist Sauerkraut und da teilen sich Deutschland und Korea neben der Geschichte als geteiltes Land noch eine Gemeinsamkeit: Wir sind Sauerkraut-Fresser. Nur, dass Kimchi - gelinde gesagt - doch etwas anders schmeckt, als deutsches Sauerkraut. Ich mag´s jedenfalls nicht.
Auch in Südkorea hat man Wachsmodelle des angebotenen Essens in den Schaufenstern und das sieht schon wieder nach no-go für mich aus...
Aber ich habe Glück, finde ein Schild an der Straße, das auf ein italienisches Restaurant hinweist. Es liegt in einer kleinen Gasse etwas versteckt. Hin da ! Das riecht ja praktisch schon nach Pasta. Leider weiß ich den Namen nicht mehr, ich habe nicht darauf geachtet, aber es war hammergut. Ich habe mein Lieblingsessen Spaghetti Carbonara bestellt und alles aufgegessen. Erstklassig. Ready to shop !
Nein, im Ernst: Man kann hier den größsten Sch.. einkaufen, aber auch wirklich schöne Dinge (vorausgesetzt, man hat Platz im Koffer). Handgeschöpftes Maulbeer-Papier, tolle Lackwaren, handbemalte Fächer, feinste Stickereien, edle Möbel, Malerei von-bis..., sehr schöne Textilien und die blassgrünen Tonwaren aus Celadon. Mit Rücksicht auf meine eh schon gut gefüllte Reisetasche, kaufe ich nur Kleinigkeiten. Spaß macht Insadong allerdings sehr - für Frauen. Männer langweilen sich hier wahrscheinlich zu Tode. Solo unterwegs, ist das allerdings nicht meine Baustelle !
Ich brauche schon wieder eine Pause. Es ist brütend heiß und seit dem Mittagessen habe ich durchaus schon wieder 1 l Wasser "getankt". Zur Toilette muss ich trotzdem nie, alles wird ausgeschwitzt. Eine echte Abkühlung ist aber schon in Sichtweite, der Cheonggye stream. Ein Fluss oder Bach, der bereits jahrelang völlig zubetoniert war. Ab 2005 hat man sich auf "grüne" Ideen besonnen und das Flussbett wieder freigelegt, begrünt und Spazierwege daran entlang geschaffen. Unter den Brücken ist es schattig und kühl und so entstand ein neuer Lieblingsplatz für die Hauptstadt-Koreaner.
Dongdaemun Tor - einst das Stadttor zu Seoul. Jetzt steht es mitten im umtosten Verkehr herum. Abgebrannt und wieder aufgebaut, es hat eine lange Geschichte...
Ich komme übrigens gerade vom 2. shopping-trip des Tages. Ich war auf dem kolossalen Dongdaemun market. Ein Paradies ! Gleich am Eingang habe ich mir Wassermelone am Stiel zur Erfrischung reingezogen und mich dann ins Gewühl geschmissen. Eigentlich gibt es nichts, was es hier nicht gibt. Ich shoppe Modeschmuck und sonstigen Krimskrams mit kurzer Halbwertzeit. Meist fliegen solche Einkäufe bei mir schnell auf den Müll, aber das Zeug kostet nicht viel, man erfreut sich eine gewisse Zeit daran und dann wird es eben entsorgt und ersetzt.
alter Bahnhof von Seoul - die haben in Südkorea natürlich auch Hochgeschwindigkeitszüge - bullet trains. Von Seoul in den äußersten Süden des Landes ? 4 Stunden, nur.
Die flotte Lotte. Nee. "Lotte" ist ein südkoreanischer Misch-Konzern. Kaufhäuser, Hotels, Veranstaltungszentren, alles mögliche. Alles Lotte, eben...
Es ist ca. 16.30 Uhr. Ich bin platt. Per super-bequemer U-Bahn erreiche ich wieder mein Hotel in Itaewon. Dort tobt - wie üblich - das Leben. Und mein Hotel hat sogar einen Pool auf dem Dach ! Also plansche ich sehr lange im Pool, besorge mir nur noch eine kleine Abendmahlzeit im seven-eleven und freue mich auf morgen.
Aufbruch: | 29.07.2013 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.08.2013 |
Südkorea