Japan und Südkorea 2013
Miyajima
07.08.2013: Und schon wieder Weiterreise ! Heute ohne Frühstück, ich bin einfach nicht hungrig. Die Insel Miyajima ist mein Ziel, nicht weit entfernt von Hiroshima. Vom Bahnhof geht es mit dem JR Lokalzug in ca. 40 Minuten bis zur Station Miyajimaguchi. Dort befindet sich auch der Pier für die Fähren, die einen in 10 Minuten auf die Insel schippern. Die Benutzung der JR Fähren ist im JR railpass inklusive. Die Überfahrt ist sehr angenehm, weil der Fahrtwind etwas kühlt. Ansonsten herrscht wie jeden Tag Affenhitze. Man sollte meinen, dass man sich langsam daran gewöhnt, jeden Tag schweißgebadet durch die Gegend zu laufen, literweise Wasser in sich hineinzukippen, Arthrose im Handgelenk zu riskieren von der ewigen Fächer-Wedelei, abends T-Shirts auswaschen zu müssen, weil man einfach mehr davon braucht, als eingepackt sind. NEIN, man gewöhnt sich nicht daran und im Gegenteil: Ich bin zunehmend genervt davon. Viele Japaner gehen das Schwitz-Problem an, indem sie sich ein Frotteehandtuch als Tropfenfänger um den Hals hängen. Dazu bin auch ich inzwischen übergegangen. Und es ist mir auch vollständig Banane, wie ich aussehe. Sowas wie make-up ist sowieso undenkbar, aber auch Frisur und sonstiges Erscheinungsbild, interessieren mich null.
Angekommen auf der Insel, hole ich mir einen Plan in der Touristinfo direkt am Fähranleger. Hat man das Gebäude verlassen, denkt man, man sei im Wald. Es ist zwar weit und breit kein Wald zu sehen, aber Rehe ohne Ende ! Und die sind sehr zahm. Man kann sie streicheln, füttern (bitte nur mit dem speziell zu kaufenden Futter), fotografieren. Alles lassen sich die Tiere gefallen, aber sie sind auch dreist und fressen einem auch Tickets oder sonstiges Papier aus der Hand, machen sich an Taschen und Rucksäcke heran, etwas Vorsicht ist schon geboten. Ansonsten sind sie einfach nur süß, die Bambis. Sie sind überall, folgen einem auch gern in Geschäfte, wo sie allerdings unerwünscht sind.
Als erstes muss ich meine Unterkunft für die kommende Nacht finden. In der Touristinfo hat man mir den Weg dorthin beschrieben. Es handelt sich diesmal nicht um ein western-style Hotel, sondern um ein klassisches japanisches Gasthaus, ein sogenanntes Ryokan. Es liegt in einer Seitengasse der Hauptgeschäftsstrasse. Vom Pier bis hierher bin ich nur ca. 15 Minuten unterwegs.
Ryokan Kawaguchi - erst laufe ich daran vorbei, weil ich das Schild übersehe - kein Wunder: "Kawaguchi" in lateinischer Schrift steht so klein drauf, dass man es leicht übersieht.
So, ab dieser Haus-Schiebetür muss ich nun angelesene japanische Etikette bewahren ! Also als erstes: Schuhe aus ! Gleich hinter der Schiebetür steht auch schon eine Batterie Straßenschuhe und auf der Holzstufe darüber steht die entsprechende Anzahl japanischer Hausschuhe, einfache Schlappen. Die sehr freundliche Japanerin an der Rezeption winkt mich allerdings auch ganz ohne Schuhwerk zu sich. Man sieht mir die Strapazen der Anreise wohl an: Klatschnass geschwitzt, die schwere Reisetasche am Haken, den Rucksack auf dem durchgeschwitzten T-Shirt-Rücken, Haare um die Zähne, keuchend, schwitzend und stöhnend. In diesem original japanischen Gasthaus spricht die Empfangsdame das allerbeste englisch, das ich in ganz Japan zu hören bekommen habe ! Sie heißt mich willkommen, zeigt mir einen Platz, wo ich meinen gesamten Ballast abwerfen kann, checkt meine Reservierung und hat ein Erbarmen mit mir. Normalerweise ist check-in erst ab 15.00 Uhr. Aber mein Zimmer sei fertig und so lässt sie mich schon jetzt um 12.00 Uhr einchecken. Das Gemeinschaftsbad im Erdgeschoss könne ich allerdings erst ab 16.00 Uhr benutzen und sie würde mir dann auch später erst alles erklären, okay ? Völlig okay, Hauptsache Kram abladen und umziehen. Meinen Plan aus der Touristinfo knöpft sie sich allerdings sofort vor und zeichnet ein, wo ich jetzt gleich unbedingt hinmüsse.
tagsüber ist die Fußgängerzone sehr voll- Miyajima ist ein Tagesausflugsziel und nur die wenigsten Touris bleiben über Nacht.
Diese so-geformten Glückslöffel werden hier zu 1000en verkauft, allerdings bedruckt mit Sprüchen und wesentlich kleiner...
In Miyajima werden auch bestimmte Süßigkeiten oder Kekse hergestellt, die für Japaner ein beliebtes Mitbringsel sind. Den Herstellungsprozess kann man - wie hier - beobachten
Bin ja heute morgen von Hiroshima ohne Frühstück los, jetzt ist es 13.00 Uhr und ich habe wirklich tierischen Hunger. Westliches scheint es hier nicht zu geben, kein Mc Donald´s, keine Pizzeria, sowieso kaum Restaurants. Wozu auch ? Die allermeisten Besucher kommen nur für wenige Stunden auf die Insel, besichtigen die Tempel und Schreine, nehmen ein paar Souvenirs mit, fotografieren sich mit den Rehen und sind noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder verschwunden.
Wohin mit meinem knurrenden Magen ? Mir jetzt auch scheiß-egal, der nächste Laden ist meiner. Ich lande in einem klassischen, kleinen von 2 Oma´s bekochtem, japanischen Restaurant. Sehr, sehr einfach. Die einfach geniale Erfindung Japans ist, keine gedruckte Speisekarte zu haben, sondern Wachsmodelle der angebotenen Gerichte im Schaufenster. Prima, komme ich klar mit. Ich setze mich an einen einfachen Tisch, begreife, dass man sich Wasser selber holt aus einem Wasserspender neben der Klotür, wo auch die Gläser stehen. Ich geh´nochmal ans Fenster, um die Wachsmodelle zu studieren. Da ist was mit Nudeln, das werde ich nehmen. Oma I kommt. Ich gehe mit ihr zum Fenster und zeige auf den Wachs-Nudelhaufen. Sie nickt, "hai". Ich haue dann mal ganz lässig ein "arrigato gosaimasu" raus. Und warte auf die Dinge, die da kommen mögen.
Nein, es schmeckt mir nicht. Das sind kalte Soba-Nudeln aus Buchweizenteig mit Seetang obendrauf. Durch die Tunke werden sie auch nicht besser, aber ich esse auf. Der Hunger treibt es rein.
2 japanische Oma´s am Kochen und Kassieren in ihrem nahezu konkurrenzlosen Minirestaurant auf Miyajima - und irgendwie war´s ja doch cool, hier gegessen zu haben... Ich meine mich zu erinnern, 7 EUR bezahlt zu haben und satt hat es gemacht. Was will man mehr ?
Dieses Torii ist eines der Wahrzeichen ganz Japans. Es gehört zum Itsukushima Schrein und steht bei Ebbe auf dem Trockenen. Dann kann man auch hinüberlaufen
Es gibt viele Tempel und Schreine auf Miyajima. Außerdem ist auch gut wandern, allerdings nicht im Sommer. Die Hitze würde es zur Qual machen
zurück im Gasthaus - Zimmer mit Reispapíerschiebetüren, Tatamimatten, Futon und niedrigem Tischchen + Stuhl ohne Beine. Es gibt natürlich TV, Klimaanlage, Wasserkocher und Kühlschrank
zurück im Ryokan erklärt mir die Empfangsdame nun die Dinge, die ich wissen muss. Ich erhalte das Passwort für die wifi-Nutzung, gebe die Bestellung für das Frühstück am nächsten Morgen auf (western-style), bekomme die Erläuterung zur Nutzung des Gemeinschaftsbades (das man selbstverständlich alleine benutzt) und werde daraufhingewiesen, dass man in extra Toiletten-Schlappen wechselt, bevor man das WC betritt. (WC mit Waschbecken sind natürlich in jedem Zimmer vorhanden). In meine Karte zeichnet mir die Dame nun auch meine Optionen fürs Abendessen ein. Es sind genau 3: Das Restaurant, in dem ich heute mittag schon war, ein weiteres (das ich trotz Kringel auf dem Plan nicht finden kann) und ein relativ kleines mit nur ca. 20 Plätzen, vor dem ich ca. 20 Minuten Schlange stehen muss. Ich bestelle etwas mir gut bekanntes, Schweinefleisch süß-sauer + Reis, das schmeckt mir dann auch ganz gut, mit einem Asahi-Bier runtergespült und einem Sake hinterher bin ich dann auch hundemüde.
Gemeinschaftsbad. Man duscht und wäscht sich natürlich gründlich, bevor man in das Becken steigt ! Das Becken ist auch kein "stehendes Gewässer", sondern das Wasser läuft und läuft auch über den Rand, sodass für stetigen Wasseraustausch gesorgt ist.
Tja, und das war´s für Miyajima ! Am nächsten Morgen verlasse ích die Insel zeitig, weil mein Zug nach Kyoto gegen 10.00 Uhr abfährt.
Aufbruch: | 29.07.2013 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.08.2013 |
Südkorea