Japan und Südkorea 2013
Seoul am Nationalfeiertag
15.08.2013: Mein letzter Tag in Seoul, morgen geht es schon wieder heimwärts. Also heute nochmal volles Programm. Der bisher verpasste Gyeongbokgung Palast steht auf Platz 1 meines Zettels. Die perfekte U-Bahn Seouls bringt mich hin.
Alle Stationen riegeln die Gleise konsequent mit Automatiktüren ab. Grund ? Südkorea hat eine sehr hohe Selbstmordquote und die vielen Leute, die sich vor Züge geworfen haben, waren einfach unschön und hielten den Verkehr auf. Seit Einführung der Automatiktüren ist das "Problem" behoben, was die U-Bahn angeht. Jetzt springen die Leute von den Brücken über den Han-Fluss. Südkoreas gnadenlose Wettbewerbsgesellschaft ist die Ursache für die vielen Lebensmüden, nach wie vor. Man hat nie das Problem bei der Wurzel gepackt...
Gyeongbokgung ist die koreanische Ausgabe der "verbotenen Stadt". Die Anlage ist ein wenig ähnlich aufgebaut, wie der Kaiserpalast in Peking, allerdings längst nicht so riesig. Immerhin ist dieser Palast mit Abstand der größte in Seoul und auch der bedeutendste. Gebaut wurde die Anlage zuerst 1395 vom Gründer der Joseon Dynastie, König Taejo. Während einer der japanischen Besatzungszeiten, die sich in den letzten Jahrhunderten immer wieder zugetragen haben, brannte 1592 alles nieder. 300 Jahre lang lagen hier nur Brandruinen, bis 1865 mit dem Wiederaufbau begonnen wurde. Während der japanischen Besatzung von 1910-1945 wurden wiederum etliche Veränderungen vorgenommen und Gebäude abgerissen. Erst 1990 hat man begonnen, den Palast in seiner ursprünglichen Form zu restaurieren. Fertig ist man damit bestimmt immer noch nicht.
es läuft sehr förmlich ab und mit den Palastwachen hier darf man sich nicht fotografieren lassen. Diese sind dann wohl auch echte Palastwachen und nicht nur Schauspieler...
Ich bin ohne Führung unterwegs und ich glaube, ein audio-guide-System gibt es hier gar nicht, ist mir jedenfalls nicht aufgefallen. Mein guide-book liegt im Hotel. Es ist einfach nur Gucken und Staunen. Informationen muss ich mir dann später anlesen.
Nun möchte ich zum Jongmyo Tempel, wofür ich eine U-Bahnstation benötige, denn ich habe keinesfalls vor, weiter durch diese Bullenhitze zu laufen. Tja, dumm gelaufen, Sabine. Es ist Nationalfeiertag in Südkorea, da soll wohl heute noch einiges passieren. Der Präsident steht bestimmt schon in den Startlöchern in seinem Blue House. Und die Straßen sind weiträumig abgeriegelt von Polizei und Militär. Etliche U-Bahnstationen sind geschlossen und so muss ich endlos latschen, bis ich wieder eine ungesperrte finde. Unterwegs pfeife ich mir die dritte Flasche Wasser des Tages hinein.
Joaa, also das ist ...äh, öh, naja, also so´n Typ aus Korea, wahnsinnig wichtig...ich finde es noch heraus, so.
Man bedankt sich bei den UN-Mitgliedsstaaten, die im Koreakrieg auf der Seite Südkoreas mitgekämpft oder sonstige Unterstützung geleistet haben.
Am Jongmyo Schrein angekommen, stelle ich fest, dass man hier nur mit einer Führung hineinkommt. Ich habe Glück, denn die nächste englischsprachige Führung startet in 15 Minuten. Jongmyo ist Weltkulturerbe und eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Seouls, auch eine der ältesten (1395). Die verschiedenen Gebäude stehen in einem dicht baumbestandenen Park, sodass es angenehm schattig ist.
Es ist etwas merkwürdig hier: Sehr leer, sehr abweisend und eigentlich ist nichts spektakuläres zu sehen - dieser lange rote Holzschuppen ist die Hauptattraktion !
Man versteht, warum man sich hier einer Führung anschließen muss. Ohne die Erklärungen des Guides, würde man nicht ansatzweise begreifen, was hier zu sehen ist
Jongmyo ist der Ort, wo die Seelen der Könige und Königinnen der Joseon Dynastie ruhen. Und zwar jeweils eingelassen in eine hölzerne Tafel. Die 49 royalen Seelen-Tafeln wiederum befinden sich in 19 engen, dunklen Kammern in dem roten Holzschuppen. Die Türen sind immer verschlossen. In einem Nebengebäude befinden sich weitere 83 Tafeln mit den Seelen verdienter Joseon-Regierungsbediensteter. Sehr skurril, das ganze. Die Körper wurden nicht auf diesem Gelände beigesetzt. Man glaubt, dass wirklich nur die Geister der verstorbenen Könige und Königinnen hier ruhen.
Im Hintergrund sind 3 der Tafeln zu sehen. In dem kleinen Loch in der Mitte ruht die königliche Seele
Vom Jongmyo Schrein wäre es nicht weit gewesen zum nächsten Palast, dem Changgyeonggung, Palace of flourishing gladness. Ich überlege, ob ich mir den auch noch reintun soll, entscheide mich aber dagegen. Ich brauche Kontrastprogramm und das kann dann heute nachmittag nur der N Seoul Tower sein. Ich steige an der U-Bahnstation Myeong-Dong aus und erklimme den unteren Teil des Namsan Berges bis zur Talstation der Seilbahn, die zum N Seoul Tower hinaufführt. Man kann zum N Seoul Tower auch hinauflaufen, aber das wäre bei dieser Mörderhitze wahrlich kein Vergnügen. Die 15 Minuten von der U-Bahn bis zur Seilbahnstation waren schon extrem schweisstreibend. Der Turm liegt auf dem 243 m hohen Namsam Berg bzw. Hügel. Der Turm selbst ist dann noch einmal 236 m hoch und bietet einen unbeschreiblichen Blick über die Stadt. Lohnt sich sehr !
Angeblich ist der Fahrstuhl zur Aussichtsplattform der schnellste der Welt. Spacig ist er auf jeden Fall. An der Liftdecke läuft ein kleines Video.
Wenn ich mich recht erinnere kostet die Seilbahnfahrt hoch + runter + Eintritt N Seoul Tower insgesamt ca. 12 EUR
in der Aussichtsplattform gibt es natürlich den obligatorischen Souvenirshop. Von hier kann man auch Postkarten verschicken, die dann einen schicken Poststempel bekommen. Meine hat 14 Tage bis D gebraucht.
Das mit den Vorhängeschlössern nimmt kein Ende. In manchen Städten werden die Dinger ja schon wieder mühsam von Brückengeländern usw. entfernt. Hier darf man sich scheinbar noch austoben. Und wer gerade kein Vorhängeschloss zu Hand hat, opfert die Handy-Hülle...
Dies ist das nächste Objekt, das mit Vorhängeschlössern behängt werden darf ! Hat Seoul da irgendwie einen Vorhängeschloss-Weltrekord im Auge ?
Zurück an der Talstation greife ich mir ein Taxi zum Hotel. Taxis in Seoul sind a) günstig, b) kann man sie auch mit der T-Money-Card bezahlen und c) verfügen etliche Taxis für den Fall von Verständigungsproblemen über einen Übersetzungsservice ! Man greift zu einem Telefon im Taxi, wird zu einem dispatcher durchgestellt, der die Wunschsprache spricht (englisch, französisch, spanisch, deutsch, japanisch und Mandarin-chinesisch sind im Angebot) und klärt somit das Sprachproblem mit dem Taxifahrer. Cool ! Ich habe jetzt kein Sprachproblem, mein Taxifahrer versteht das Ziel Hamilton Hotel in Itaewon. Nun muss ich nur noch klären, wie ich morgen früh zum Flughafen nach Incheon komme. Der Airport Limousine Bus ist zwar billig und hält direkt vor der Hoteltür, braucht aber locker 1,5 Stunden. Dann müsste ich extrem früh aufstehen. Der Zug ist noch billiger, aber dafür müsste ich erst zum Bahnhof mit dem Gepäck. Habe ich auch keine Lust zu. Ich frage also den bell-boy, was ein normales Taxi kostet, 50 EUR. Okay, das ist es mir wert, fast eine Stunde länger schlafen zu können. Der Tag wird anstrengend genug. Ich bestelle also ein Taxi für 06.00 Uhr morgens, gehe noch mal nett italienisch essen und packe dann meinen Kram zusammen.
Dieses Foto möchte ich zu guter Letzt nicht vorenthalten ! Dieses nette Porsche-Teil mit deutschem Diplomatenkennzeichen stand vor dem Hamilton Hotel und ich dachte mir: Joaa, deutschen Diplomaten scheint es nicht schlecht zu gehen, jedenfalls haben sie nette Karren...
Aufbruch: | 29.07.2013 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.08.2013 |
Südkorea